Cooles Spiel mit organischen Formen
Verwaltungsgebäude bugatti, Herford

Wie ein Bumerang fügt sich der von Schlattmeier Architekten geplante Neubau in das Stadtbild von Herford.

Der Verwaltungsbau unterschreitet die energetischen ­Vorgaben der ENeV um ca. 25 %.

Modern und zeitlos, hochwertig und vor allem nachhaltig sollte der Neubau des Herforder Bekleidungsherstellers bugatti werden. Und zugleich das Firmencredo „Neues wagen und alten Werten treu bleiben!“ architektonisch umsetzen. Den beschränkten Wettbewerb des Modeherstellers gewann das Herforder Architekturbüro Schlattmeier Architekten.

Der viergeschossige Neubau erinnert mit seinem Grundriss an die Form eines Bumerangs. Seine Außenkanten vermitteln städtebaulich zwischen der kleinteiligen Wohnbebauung an der Straßenseite und dem alten Werks­gebäude dahinter. Zur Straße hin öffnet sich die nach innen geschwungene Seite und spannt mit seinem Halbrund einen Vorplatz für den Eingangsbereich auf. Dort zeigt sich die Fassade des Neubaus offen und transparent und beschreibt mit großem Schwung eine einladende Geste an seine Besucher.

Das als Stahlbetonkonstruktion konzipierte Gebäude ist nicht unterkellert. Mit seinen breiten großflächigen Fensterbändern wirkt es leicht und filigran, nicht zuletzt durch den raffinierten Wechsel von schlanken Rahmenprofilen und breiteren Lüftungsflügeln. Dynamik bekommt die Fassade durch den lockeren Schwung der mit Aluminiumblech verkleideten Brüstungselemente. Der Eindruck der fließenden Bewegung wird unterstützt durch die mal breiteren, mal sich zu schmalen Linien verjüngenden, silbrig schimmernden Brüstungsbänder, die auf der Vorderseite den Firmennamen aufnehmen – oder wie im Dachgeschoss, dort wo sich die Baumassen zu Balkonen auflösen, den Dachterrassen Kontur geben – als schma­les Silberband wie ein Lasso von einer unsichtbaren Hand geworfen.

Auf 1 600 m² Nutzfläche entstanden Büros für 80 Mitarbeiter, Besprechungsräume, Präsentationsflächen und repräsentative Büros für die Geschäftsleitung. Im lichtdurchfluteten Erdgeschoss befindet sich der Empfang mit den Schauräumen des Modelabels. Ein massiver Kern auf der Rückseite bildet die Stütze des Gebäudes. In ihm sind Treppen, Aufzüge und Nebenräume untergebracht. Die Lasten der auskragenden Geschossdecken werden über zehn Stützen abgefangen, sodass die Geschossebenen weitgehend ohne Wände auskommen. Lediglich für die Abtrennung von wenigen Einzelbüros und Besprechungsräumen wurden Systemglaswände eingezogen. Im vierten Obergeschoss schafft eine gläserne Brücke eine Verbindung zum ­alten Firmengebäude.

Mit der sparsamen Materialwahl von transparentem Glas und glänzenden Metallverkleidungen sowie seiner expressiven Formensprache steht der Neubau als Symbol für Zukunftsfähigkeit und

Designkompetenz des Modelabels. Zur Zukunftssicherung gehört für die Geschäftsführung auch der Klima- und Umweltschutz. Daher war die Entscheidung für eine nachhaltige Bauweise und die Einbeziehung von regenerativen Energien obligatorisch.

Die Gebäudebeheizung erfolgt über eine Sole-/Wasser-Wärmepumpe. Damit wird ein Deckungsanteil für die Heizung von min. 75 % und für die Kühlung über Bauteilaktivierung und Boden­konvektoren von 85 % erreicht. Außenliegender Sonnenschutz sorgt bei den 3-fach-verglasten Fenstern zusätzlich für die Reduzierung des Solareintrags. Die Wärme, die im Sommer dem Erdreich zugeführt wird, kann zum Teil gespeichert werden und steigert den Anlagenwirkungsgrad in der Beheizungsphase. In den Bereichen ohne ­ab­gehängte Decke ist in allen Geschossen Bauteilaktivierung zur ­Be­heizung im Winter und Temperierung im Sommer vorgesehen. Zusätzlich sind im Hohlraumboden Induktionskonvektoren zum Heizen/ Kühlen vorgesehen. Die Spitzenlastabdeckung wird über die Gebäudebeheizung im Bestand abgedeckt und über eine zusätzliche Kältemaschine auf dem Dach ­gesichert.

In den Büroräumen wurden Bedientableaus zur Einzelraumregelung montiert. Damit kann die Raumtemperatur individuell eingestellt werden, in den Besprechungsräumen und im 3. Obergeschoss kann zusätzlich die Luftmenge reguliert werden. Die Anlagen Heizung, Lüftung, Kälte werden über eine Gebäudeleittechnik mit Visualisierung am Rechner gesteuert.

In sämtlichen Geschossen ist ein Hohlraumboden als Installationsebene eingebaut. Im Hohlraumboden sind Induktionskonvektoren mit Lüftungsanschluss, Heizungskonvektor und Kühlkonvektor vorgesehen.

Das Energiekonzept führt zu einer positiven Energiebilanz, welche die gesetzlichen Bestimmungen der EnEV um 25 % unterschreitet.

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