DBZ Heftpate Mick Eekhout, Delft/NL
Co-Design und Co-Entwicklung für
zukünftige Architektur

Glas ist seit mehr als fünf Jahrtausenden als Material bekannt, dabei wurden seine Produktionsmethoden erst in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Unternehmerisch denkende Ingenieure haben die Grenzen der Verwendung von Glas verschoben, indem sie es thermisch vorspannten, seine Sicherheit durch Laminieren erhöhten, den Eintrag von Sonnenernergie durch Beschichtungen regulierten usw. Die Verbindungen, die zunächst nur durch Linienprofile erfolgten, sind nun in rahmenloser Verschraubung möglich. Selbst großformatige Scheiben können mit geklebten Punktfugen montiert werden.

Für Architekten bleibt die räumliche Gestaltung, mit und ohne stützende Stahlkonstruktionen, mit rechteckigen und irregulären Formaten wie beispielsweise bei den Zickzack-Architekturen der frühen Zaha-Hadid-Designs. Die Freiformarchitektur wird Gläser erfordern, die äquivalente Verformungen pro Platte leisten. Das wird zu massenhaft individuell gefertigten Glasplatten auf verschiedenen Formen oder zu einer Systemform führen, die variabel einstellbar ist. Womit wir eine Industrialisierung individualisierter Massenprodukte haben.

Mit großem Aufwand und viel Geduld wurden die 3D-gebogenen Glasscheiben der von Zaha Hadid entworfenen Nordkettenbahn-Station Innsbrück in China hergestellt: Durchschnittlich fünf oder sechs Platten mussten dabei produziert werden, um am Ende die eine perfekte zu bekommen. Zudem hatte jede Platte eine eigene Form. Und dann: Es war kein Verbundglas!

So viel kann hier noch entwickelt werden: 3D-gebogene Glasscheiben in Serie, ohne gleich ein Massenprodukt zu sein. Um befriedigende Lichtkurven für Fassaden- oder Dachverglasungen zu erreichen, kann kaltgebogenes Glas verwendet werden, bei stärkeren Krümmungen muss das Glas heiß verformt werden. Die Entwicklung von ultradünnem Glas im kommenden Jahrzehnt setzt eine Reihe von umfangreichen Experimenten voraus, um ultradünnes Glas, wie wir es von unseren Mobiltelefonen kennen, in der Architektur verwenden können. Das Versprechen lautet hier, die hohe „eingebettete Energie“ von Glas deutlich zu senken. Um das zu leisten, ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten notwendig (s. Diagramm). Im Bereich der Glasbeschichtung wären Wechselbeschichtungen für Anwendun­gen in unserem wechselnden Klima sehr vorteilhaft: reflektierend oder absorbierend im Sommer und transparent im Winter.

Ultradünnes Glas zu entwickeln ist mein gegenwärtiger Ehrgeiz. Die Suche nach „Zappi“, dem noch unbekannten transparenten Material, die ich 1992 als Professor an der TU Delft begonnen habe, wurde 2014 durch einen Dauertest mit einer dreifach laminierten, horizontalen Glasfinne beendet. Nach dem Zerbrechen der einzelnen Scheiben konnte ich nachweisen, dass die so vollständig fragmentierte Komposition vier Wochen unter maximaler Last standhielt, obwohl der Glasbalken einen leichten Bauch erhalten hatte. Die Suche nach „Zappi“, die mit materialtechnischen Forschungen begann, endete in einer sicheren Konstruktion aus Glasscherben, die nicht einstürzt.

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