Die Zukunft des Bauens.
Vorteile der Modulbauweise für Architekten, Bauherren und Hersteller
Ein Interview mit Cadolto Geschäftsführer Karsten Kußmann
Wird Bauen immer komplizierter? Können Termine und Kosten gar nicht mehr gehalten werden? Muss ich mich als Architekt in meiner Kreativität einschränken lassen und auf Honorar verzichten, wenn ich Modulbau wähle? Muss Bauen immer Stress und Ärger bedeuten? „Muss alles nicht sein“ meint Karsten Kußmann, Geschäftsführer der Cadolto Modulbau GmbH. Denn viele der klassischen Probleme am Bau lassen sich mit einem Wechsel zu Modulbauweise beheben. Und viele Ängste der Architekten sind unberechtigt - insbesondere wenn sie einen direkten Vergleich der Bauweisen im Projektverlauf und Ergebnis erstellen. Die Modulbauweise hat hier klare Vorteile aufzuweisen und aus seiner Sicht ist sie: ...
Herr Kußmann, Sie sind nun bald zwei Jahre Geschäftsführer bei der Cadolto Modulbau GmbH. Was hat Sie in dieser Zeit an diesem Unternehmen am meisten beeindruckt?
Karsten Kußmann: In der Branche hat Cadolto natürlich einen Namen, nicht zuletzt wegen der über 130-jährigen Unternehmensgeschichte und der damit verbundenen Erfahrung. Also kam ich mit großem Respekt hierher – zurecht, wie sich herausstellte. Mich beeindruckt nach wie vor, mit welch hohem Sachverstand und großer Präzision all die Kolleginnen und Kollegen bei gleichzeitig sehr engen Zeitplänen zusammenarbeiten.
Wie wirkt sich das konkret aus und findet man da als neuer Geschäftsführer seinen Platz?
Karsten Kußmann: Das hat sich besonders bei unserem Projekt in Düsseldorf gezeigt: Hier haben wir in nur fünfeinhalb Monaten eine Intensiv- und eine Intermediate-Care-Station auf mehr als 5.000 Quadratmetern errichtet, inklusive Planung, Produktion, Fertigstellung und kompletter Medizintechnik. Das, glaube ich, macht Cadolto derzeit keiner nach. Das war ein toller Einstieg für mich persönlich, weil ich sofort die „Maschine auf Hochtouren“ erleben und mich gleichzeitig mit meiner Kompetenz einbringen konnte.
Qualität und Schnelligkeit sind also wesentliche Merkmale Ihrer Bauweise?
Karsten Kußmann: Der größte Vorteil des modularen Bauens liegt ohne Zweifel in der Schnelligkeit. Je kürzer die Planungs- und die Bauzeit sind und je schneller heute ein Gebäude genutzt werden kann, um so wirtschaftlicher ist es für den Bauherrn. Als Marktführer im Bereich Medizin wissen wir auch, dass es hier um höchste Qualität geht und für unsere Kunden existenziell wichtig ist, dass der Betrieb eines umliegenden Krankenhauses nahezu ungestört weitergehen kann.
Sie werben damit, die Bauzeit im Vergleich zu konventionellen Bauweisen mindestens immer zu halbieren. Wodurch ergibt sich diese Schnelligkeit?
Karsten Kußmann: Die Vorfertigung der Module erfolgt parallel zu den Tiefbau- und Fundamentierungsarbeiten auf der Baustelle – und die erledigt meist ein Schwesterunternehmen aus der Zech Group, zu der wir gehören. Von der Planung über die Produktion bis zur Fertigstellung der schlüsselfertigen Gebäude kann der Kunde bei uns alle Gewerke aus einer Hand bekommen. Und im Rahmen der Zechgroup, können wir mittlerweile alle Bauweisen anbieten, auch hybride.
Ist dieser hohe Vorfertigungsgrad das, was Sie von den Marktbegleitern am meisten unterscheidet?
Karsten Kußmann: Wir können mit bis zu 90 Prozent den höchsten Vorfertigungsgrad aufweisen. Je anspruchsvoller ein Gebäude und seine Medizin-, Labor-, Gebäude- und Haustechnik ist, umso interessanter ist es, diese Komponenten bereits vorab einzubauen. Wir haben in der Halle deutlich mehr Ordnung als auf jeder Baustelle, keine Witterungseinflüsse und die besten Voraussetzungen für sauberes Arbeiten. Das geht so weit, dass wir bei den meisten Projekten komplette Bäder samt Fliesen und Weißware, fest einzubauende Möbel, Lampen bis hin zu Vorhängen etc. bereits in den Werken einbauen. Das verkürzt unsere Zeit auf der Baustelle und sichert die Qualität.
Wie sehen Sie die Chancen des Modulbaus allgemein in der Zukunft?
Karsten Kußmann: Welches Bauunternehmen kann Ihnen heute einen fixen Termin und einen festen Preis garantieren? Allein dieser Umstand sollte jeden Bauherrn zumindest über die Cadolto Modulbauweise nachdenken lassen. Das „Look and Feel“ unserer Gebäude ist das eines konventionell errichteten. Und der Bedarf wie die Notwendigkeit, digitalisiert zu planen, immer schneller zu bauen und dabei flexibel zu bleiben, werden heute zunehmend größer.
Wie sieht diese Flexibilität für den Bauherrn konkret aus?
Karsten Kußmann: Die Nutzer können ihr Gebäude einfacher und schneller erweitern, um- oder rückbauen. Das Aufstocken, der Tausch bestimmter Module und selbst der Umzug ganzer Gebäude an einen neuen Standort ist machbar. Die gleiche Flexibilität hat der Cadolto Kunde bei der Finanzierung: Kauf, Miete oder Mietkauf. Dennoch stehen 70 Prozent unserer Gebäude dauerhaft und nur 30 Prozent sind Interimslösungen.
Das heißt, die Modulbauweise ist konventionellen Bauweisen überlegen?
Karsten Kußmann: In diesem Punkt auf jeden Fall. Unsere Modulgebäude stehen dem konventionellen Bauen in keiner Weise nach. Digitalisierte Planung, Lean-Management- und Shop-Floor-Prozesse gewährleisten einen kontinuierlichen Bauablauf. Unsere Baustellen sind smarter und wir sind kürzer vor Ort. Abgesehen von Arbeiten für Fundamente oder Untergeschosse finden keine lärm- oder staubauslösenden Arbeiten statt. Unsere Modulgebäude werden dann innerhalb weniger Tage errichtet und anschließend fertiggestellt.
Wo sehen Sie auf diesem Weg in die „Zukunft des Bauens“ Schwierigkeiten und Hindernisse?
Karsten Kußmann: Gewisse Vorbehalte sind immer noch bei den Architekten zu spüren. Es wäre hilfreich, wenn es zum Modulbau eigene Seminare in den Architektur- und Bauingenieurstudiengängen gäbe. In Wirklichkeit sehe ich sehr große Chancen für unsere Modulbauweise. Themen wie die zunehmende Digitalisierung, kürzere Bauzeiten, mehr Kostensicherheit und Nachhaltigkeit praktizieren wie schon seit vielen Jahren. Und der Bedarf an Gebäuden und das Bauvolumen steigen stetig. Da ist die Modulbauweise die perfekte Alternative zum konventionellen Bau.
Was sind denn aus Ihrer Sicht die Vorteile für Architektinnen und Architekten? Warum sollten sie sich auf den Modulbau einlassen?
Karsten Kußmann: Wir agieren als Generalunternehmer, das heißt: Verantwortung und einheitlicher Ansprechpartner. Daneben haben wir viele eigene Fachplaner und Spezialisten, die meisten Gewerke liegen direkt bei uns. Durch die deutlich kürzere Projekt- und Bauzeit kann der Architekt in der gleichen Zeit deutlich mehr Projekte bearbeiten, mindestens doppelt so viele. Dieser Vorteil ist vielen so nicht bewusst, allerdings hat er große Auswirkungen auf die Arbeit und Wirtschaftlichkeit in den Architekturbüros. Und alle Architekten, die bereits mit Cadolto zusammengearbeitet haben, wissen, dass der Architekt bei gleichem Honorar deutlich weniger Stress, Ärger und Arbeit hat, wenn er mit uns baut.
Und der Architekt hat keine Einschränkungen bei der Gestaltung?
Karsten Kußmann: Ein modernes Modulgebäude kann exakt nach den individuellen Kundenwünschen gefertigt werden. Die Planer bei Cadolto setzen den jeweiligen Architekturentwurf des Bauherrn in eine modulare Werkplanung um – inklusive der technischen Ausstattung und der architektonischen Wünsche. Umgekehrt kann die Planung auch direkt modular erfolgen. Wir haben schon viele Architektenwünsche erfüllt, im Passivhausstandard am Nordcap ein komplettes Krankenhaus, einen „schwebenden“ OP oder ein rundes Klinikgebäude gebaut. Hier ist vieles möglich.
Ihr Claim ist „Die Zukunft des Bauens.“ Gilt diese Aussage dem konventionellen Bau, den Architekten und Bauherren oder ist das einfach nur Werbung?
Karsten Kußmann: Wir sind überzeugt, dass wir ein ganz wesentlicher Teil der Zukunft des Bauens sind. Nicht aus Unbescheidenheit, sondern aus der langjährigen Erfahrung heraus. Wir haben bereits viele Probleme des klassischen Bauens gelöst oder sind zumindest sehr weit bei der Lösung vorangeschritten. Wir können seit vielen Jahren schon kosten- und terminsicher, nachhaltig und hochqualitativ bauen. Bei deutlich weniger Staub und Lärm, Emissionen und Stress. In einer regelmäßigen Qualität, die konventionelles Bauen so selten liefert. Wenn dann auch noch viele Risiken minimiert, Architekten deutlich entlastet werden und Bauherren einen Benefit haben, weil sie früher in die Nutzung gehen, ist das aus unserer Sicht schlichtweg zukunftsweisend.
Karsten Kußmann
Seit Anfang 2020 ist Karsten Kußmann Geschäftsführer der Cadolto Modulbau GmbH. Cadolto gehört zur Zech Group Bremen wurde 1890 in Cadolzburg bei Nürnberg gegründet. Die Gesellschaft ist führend in der modularen Bauweise für medizinische Gebäude und deren Vermietung. Darüber hinaus baut Cadolto Büro- und Verwaltungs-, Labor- und Reinraum-, Bildungs-, Hotel- und Wohngebäude, Rechenzentren sowie Telekommunikationseinrichtungen. Der 41-jährige Bauingenieur Kußmann war zuvor bereits über ein Jahrzehnt bei einem Modulbauunternehmen als Geschäftsführer tätig.