Glossar

Glossar Modulbau

Rund um das Bauen mit Modulen kommt es ­immer mal wieder zu Ungereimtheiten oder gar Missverständnissen, was die Begrifflichkeiten ­anbelangt. Für mehr Klarheit und die fachliche ­Diskussion auf Augenhöhe haben wir die wichtigsten Begriffe zum Modulbau hier für Sie zusammengefasst.

Aufstockung

Bei einer Gebäudeaufstockung wird ein bestehendes Gebäude um mindestens ein zusätzliches Geschoss erweitert. Aufgrund der wenigen statischen Zwangspunkte und des niedrigen Gewichts sind Aufstockungen in Modulbauweise besonders schnell und verhältnismäßig einfach möglich. Die Bauarbeiten erfolgen während des laufenden Gebäudebetriebs, sodass Nutzer weitestgehend ungestört bleiben.

Brandschutz

Den baulichen Brandschutz zu planen und herzustellen ist Aufgabe der beauftragten Architekten und Ingenieurinnen sowie der ausführenden Unternehmen. Das fertige Objekt muss diesbezüglich von der Bauaufsicht abgenommen werden. Beim Modulbau liegt das Thema beim Hersteller. Fast immer handelt es sich um Zulassungen im Einzelfall. Für eine erste Modulbauweise liegt seit 2021 eine allgemeine Bauartgenehmigung (aBG) des DIBt vor, was ein schnelleres und gesichertes Genehmigungsverfahren ermöglicht.

Containergebäude

Im Gegensatz zu Modulgebäuden sind Containergebäude für eine temporäre Nutzung mit begrenzten Standzeiten von i. d. R. bis zu 24 Monaten ausgelegt, z. B. auf Baustellen oder zur Zwischennutzung während der Sanierung eines bestehenden Gebäudes, einer Erweiterung oder dem Neubau. Sie bestehen aus einzelnen standardisierten Containereinheiten und können bis zu drei Geschosse hoch sein. Containergebäude werden zur Miete oder zum Kauf angeboten.

Funktionale Leistungsbeschreibung

Unter eine „Funktionalen Leistungsbeschreibung“ versteht man eine Ausschreibung mit Leis-tungsprogramm, in dem definiert wird, welchem Zweck die Bauaufgabe dienen soll sowie welche technischen, wirtschaftlichen, gestalterischen und funktionsbedingen Anforderungen an sie gestellt werden. Sie unterscheidet sich damit von einer Leistungsbeschreibung mit dezidiertem Leistungsverzeichnis getrennt nach Gewerken. Im Modulbau bietet sich die Funktionale Leistungsbeschreibung an, da sie dem Auftragnehmer einen größeren Entscheidungsspielraum bzgl. Materialwahl und Art der Ausführung lässt.

Hybridbauweise

Bei einem Hybridbau werden mindestens zwei Bauweisen kombiniert, die unterschiedliche Materialien wie beispielsweise Holz, Beton oder Stahl als Tragwerk aufweisen. Durch das Zusammenführen der jeweiligen Baustoffeigenschaften und -vorteile lassen sich zahlreiche Gebäudeanforderungen bzw. Kundenwünsche realisieren, die mit nur einem Werkstoff nicht oder nur mit höherem Aufwand möglich wären. So lassen sich Material und Kosten einsparen.

IPA = Integrierte Projektabwicklung

IPA beschreibt die effektive Durchführung von Bauprojekten auf Basis eines einzigen Vertrages zwischen allen wesentlichen Beteiligten („Mehrparteienvertrag“).

Konventionelle Bauweise

In Abgrenzung zur Modulbauweise wird oft von konventioneller Bauweise gesprochen. Damit ist gemeint, dass die gesamte Bauleistung auf der Baustelle erfolgt. Alle Bauteile wie Wände und Decken sowie die Ausbauleistungen werden erst auf der Baustelle aus Einzelteilen und Materialien zusammengesetzt. Alle Gewerke finden sich also am Bauort ein. Um den Baufortschritt zu beschleunigen, werden häufig Betonfertigteile oder größere Steine verwendet. Beim sogenannten Fertigbau werden die Hausbauteile im Werk des Anbieters vorgefertigt. Dazu gehört auch der Modulbau.

LEAN Production & Construction

LEAN Construction sorgt für einen effizienten Ablauf aller Gewerke auf der Baustelle. Hierbei erfolgt eine Projektnavigation über die gesamte Wertschöpfungskette. Getaktete Bauabläufe sorgen für Optimierung im Terminplan. Prozesse werden vorausschauend gesteuert, Verschwendungen reduziert. Durch eine hohe Transparenz sind die Projektbeteiligten zu jedem Zeitpunkt auf einem aktuellen Stand. Gleiches gilt für die Produktionsabläufe im Werk. Durch die Verschlankung von Produktionsabläufen, können Puffer minimiert und Kosten gespart werden.

Lebenszykluskosten

Der Lebenszyklus eines Gebäudes untergliedert sich in drei Phasen: Herstellung, Nutzung und Rückbau. Für die Kosten ist die Herstellungsphase maßgebend, für die energetische Bilanzierung wird die Nutzungsphase herangezogen. Der Rückbau wurde bislang kaum berücksichtigt. Im Hinblick auf den enormen Ressourcenverbrauch im Bauwesen und die Verknappung von Rohstoffen spielt jedoch auch die Rückbaubarkeit eines Gebäudes eine immer wichtigere Rolle und sollte stärker in die Kostenplanung miteinbezogen werden.

Modulabmessungen

Die maximal möglichen Abmessungen eines Moduls ergeben sich aus wirtschaftlichen und transportbedingten Gründen. Sie liegen in der Regel bei bis zu 20 m Länge, ca. 4 m Breite und ca. 4 m Höhe.

Modulbauraster

Gebäuden in Modulbauweise liegt ein konstruktives Raster auf Basis der einzelnen Raummodule zugrunde. Innerhalb der maximal möglichen Abmessungen kann die Rasterung flexibel auf die Bauaufgabe abgestimmt werden. So bieten die Raummodule vielfältige Kombinationen für unterschiedlichste Gebäude bezüglich der Außenmaße, Proportionen und Kubaturen, die auf in­dividuelle Anforderungen angepasst werden können. Beim Entwerfen kann direkt mit dem Modulbauraster geplant werden, aber auch die nachträgliche Rasterung eines bestehenden Entwurfs ist möglich. Die Modulbauunternehmen leisten hier umfassende Hilfestellung.

Modulgebäude

Modulgebäude bestehen aus einzelnen Raumeinheiten, die im Werk industriell und qualitätsüberwacht vorgefertigt werden. Durch das parallele Arbeiten im Werk und auf der Baustelle wird der Bauablauf optimiert und verkürzt. In bis zu 70 % kürzerer Bauzeit entstehen ein- bis sechsgeschossige Gebäude. Die Modulgrößen werden individuell und gemäß den Grundrissanforderungen in Länge, Breite und Höhe geplant und produziert. Die einzelnen Module verfügen über klare Schnittstellen, die eine reibungslose Interaktion und Integration miteinander ermöglichen. Modulare Gebäude aus Holz, Stahl oder in Hybridbauweise entsprechen dem neuesten Stand der Technik und werden allen Bauvorschriften gerecht.

Montage

Die Moduleinheiten werden je nach Projekt in unterschiedlichen Ausbaustufen auf speziellen Tiefladern oder Schwertransportern auf die Baustelle transportiert, dort mit Hilfe eines Baukrans positioniert und innerhalb kurzer Zeit zum Gebäude zusammengesetzt. Die Einrichtung der Baustelle ist damit schlanker, erzeugt weniger Müll und führt zu weniger Lärm- und Staubbelastung in der Umgebung. Bei der Modulmontage zeigt sich, wie wichtig eine präzise und millimetergenaue Vorfertigung der Module ist.

Qualitätssicherung

Durch die industrielle Fertigung der Module kann eine gleichbleibende Qualität garantiert werden. Die DIN EN ISO 9001 legt die Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem (QM-System) fest, denen eine Organisation zu genügen hat, um Produkte und Dienstleistungen bereitstellen zu können, welche die Kundenerwartungen sowie allfällige behördliche Anforderungen erfüllen. Zugleich soll das Managementsystem einem stetigen Verbesserungsprozess unterliegen.

Rückbau

Aufgrund ihrer Einteilung in einzelne Segmente eignen sich Modulbauten besonders gut für einen späteren Rückbau. Die Rückbaubarkeit steht dabei in engem Zusammenhang mit der Recyclingfreundlichkeit eines Gebäudes. Nachhaltige Bauwerke sollten Rückbaubeschreibungen vorweisen, in denen nachgewiesen wird, wie einzelne Bauteile schadlos in den Energie- und Materialkreislauf zurückgeführt werden können. Ausschlaggebend ist an dieser Stelle die mögliche Zerlegung eines Gebäudes in seine einzelnen Bestandteile. Ein Modulgebäude kann am Ende der Nutzungsdauer demontiert werden. Die verbauten Materialien lassen sich zu fast 100 % recyceln und dem Wertstoffkreislauf wieder zuführen.

Schallschutz

Durch den konstruktionsbedingten mehrschaligen Wand- und Deckenaufbau im Modulbau können die Anforderungen der DIN 4109 Schallschutz im Hochbau bereits in der Standardausführung besonders gut erfüllt werden.

Serielles Bauen

Das serielle Bauen ist mit industriellen Herstellungsprozessen verknüpft, die eine wirtschaftliche und qualitätsüberwachte Fertigung einzelner Gebäudesegmente ermöglichen. Durch die Verlagerung der Arbeitsschritte ins Werk verkürzt sich der Zeitraum auf der eigentlichen Baustelle. Serielle Gebäude werden witterungsunabhängig vorgefertigt, sodass der Baustellenbetrieb auch über die Wintermonate möglich ist. Von der Montage bis zur geschlossenen Gebäudehülle vergehen in der Regel nur wenige Tage. Je mehr Gebäudesegmente „in Serie“ – also mit gleichen Abmessungen – gefertigt werden, desto wirtschaftlicher ist ein Bauprojekt darstellbar. Hier gilt es, den Spagat zwischen hohem Automatisierungsgrad und projektbezogener Parameter zu finden.

Translozieren

Translozieren bedeutet, etwas zu versetzen oder zu verlagern. Im Modularen Bauen betrachtet man Gebäude in unterschiedlichen Nutzungsphasen
(Cradle-to-Cradle). Was heute ein Bürohaus ist, kann morgen z. B. eine Wohnunterkunft sein oder umgekehrt und sogar an einen anderen Standort transloziert (versetzt) werden. Diese Art der Versetzbarkeit oder Umnutzung wird als besonders nachhaltige Bauweise betrachtet, siehe auch Rückbau.

Typengenehmigung

Die Typengenehmigung ist ein vereinfachtes Baugenehmigungsverfahren, bei dem einmal genehmigte Gebäudetypen an mehreren Orten errichtet werden können, ohne dass dafür jedes Mal das gesamte Baugenehmigungsverfahren durchlaufen werden muss. Somit können die Bauabläufe im Modulbau noch weiter beschleunigt werden. Die Typengenehmigung ist 2019 in die Musterbauordnung übernommen worden und in einigen Landesbauordnungen bereits verankert.

Umnutzung

Bei nutzungsbedingten Änderungen kommt es bei der monolithischen Bauweise mit i. d. R. tragenden Wänden meist zu erheblichen Konflikten mit der ursprünglichen Statik. Bei modularen Bauprinzipien mit Lastabtragung ausschließlich über vertikale Stützen ist das nicht so. Sämtliche Wände lassen sich entfernen, ohne die Statik eines Gebäudes zu beeinträchtigen. Das ist allerdings nicht pauschal bei allen Modulbausystemen so. Konstruktionen mit statisch tragenden, fachwerkartigen Stahlkonstruktionen in den Wänden, die zum einen zur Aussteifung, aber auch als Mehrfeldträger in der Statik Berücksichtigung finden, ermöglichen das Wegnehmen einzelner Wände nicht ohne weiteres. Dies gilt es bereits in der Planungsphase zu bedenken.

Zirkuläres Bauen

Durch zirkuläres Bauen sollen Materialkreisläufe geschlossen und die Umwelt entlastet werden. Neben der Vermeidung von Abfällen, dem Einsatz ökologischer Baustoffe und der Wiederver­wendung eingesetzter Materialien zählt auch die Abkopplung von fossilen Energiequellen dazu. Ansätze sind beispielsweise „design for disassembly“, „modulares Bauen“ und „selektiver Rückbau“. Flexible Grundrissgestaltungen sollen dazu beitragen, dass ein Gebäude möglichst lange in der Nutzung bleiben kann.

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