Wohngebäude aus dem „Entwurfsbaukasten“

Die Nachfrage nach seriellen und ­modularen Bauweisen nimmt bei den Wohnungsunternehmen stetig zu und Modulgebäude aus individuell geplanten, seriell gefertigten Raummodulen werden immer öfter

realisiert. Planung und Realisierung

dauern nur wenige Monate, die Baustellenzeit sogar nur wenige Wochen. Bisher sind über 1 200 Wohneinheiten aus der Rahmenvereinbarung beauftragt bzw. geplant.

Darunter auch viele Gebäude des ­Unternehmens ALHO: Als Hersteller von Gebäuden in Stahlmodulbauweise bietet das seit über 50 Jahren prakti­zie­­rende Unternehmen mit seinem „Kompetenz-Center Wohnungsbau“ ausgereifte Lösungen für Wohngebäude und beweist, dassserielle Fertigung und räumliche Individualität in Modulbauweise realisierbar sind.

Das Pestel-Institut aus Hannover hat für die Zeit bis 2025 einen ­jährlichen Bedarf von 400 000 neuen Wohnungen ausgerechnet. Tatsächlich schaffte die Baubranche im vergangenen Jahr rund 300 000 neue Wohnungen. Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) schätzt den Bedarf jedoch noch viel höher ein. „Bis 2025 müssen in Deutschland 1,5 Mio. neue Wohnungen gebaut werden – vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen.“ Bundesweit seien 12,7 Mio. Haushalte auf eine Wohnung im unteren beziehungsweise mittleren Preissegment angewiesen. Feiger forderte einen Masterplan „Sozialer Wohnungsbau“. Eine wichtige Maßnahme zur Förderung des Wohnungsbaus in diesem Segment ist die Rahmenverein-barung „Serielles und modulares ­Bauen“ des GdW, Bundes­verband deutscher Wohnungs- und Immobilienunter-nehmen e.V. aus dem Jahr 2018 – von der Bundesregierung ­unterstützt und mit einer Evaluierung wissenschaftlich ­begleitet. Erste ­Zwischenergebnisse (Stand März 2021) aus der Evaluierung sprechen für eine hohe Akzeptanz der Modubauweise.↓

Anbieter und Architekturbüros arbeiten zusammen

Gegenstand des europaweiten GdW-Wettbewerbs zur Rahmenvereinbarung war die Entwicklung eines Systems für den Neubau mehrgeschossiger Wohnbauten – in serieller Bauweise mit hoher architektonischer und städtebaulicher Qualität zu reduzierten Baukosten und unter Berücksichtigung baukultureller Belange. Teilnehmen konnten renommierte Anbieter unterschiedlicher serieller Bauweisen in Verbindung mit einem Architekturbüro.

Der Anbieter ALHO arbeitete gemeinsam mit dem Architekturbüro Koschany + Zimmer Architekten KZA aus Essen einen standortunabhängigen Systementwurf in hochwertiger Stahlmodulbauweise aus, der zusammen mit weiteren prämierten Konzepten im Mai 2018 in die Vereinbarungen eines Rahmenvertrags offiziell aufgenommen wurde.

Lebenswerter und bezahlbarer Wohnraum in hochwertiger Modulbauweise

Mit dem Systembaukasten des Herstellers ALHO sind im Geschosswohnungsbau individuelle Gebäude­entwürfe in unterschiedlichen Ausführungsvarianten möglich, die städtebauliche und architektonische ­Qualität ­auf­weisen. Für den Immobilienkonzern VONO­­VIA­ beispielsweise realisierte ALHO an unterschiedlichen Standorten Objekte mit insgesamt 222 Wohneinheiten. So auch in Dresden, wo in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro ­Lorenzen Mayer aus Berlin ein Projekt mit insgesamt 6 500 m² Wohnfläche entstanden ist: Mit Satteldächern und differenziert gestalteten Putzfassaden stellen die Gebäude eine stimmige Verbindung zur historischen, denkmalgeschützten Nachbarbebauung her.

Mit der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) erstellte das Unternehmen für Stahlmodule 2019/20 das erste modulare Wohngebäude der Stadt. 2021 tat die Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim mbH (kwg) das Gleiche für Niedersachsen. Das Baukastensystem kann unterschiedlichen Größen der Wohneinheiten und Ausstattung sowie innerstädtischer Nachverdichtung darstellen. Es wurde „in zweiter Reihe“ in einem gewachsenen Wohngebiet errichtet, wobei man auf dem engen Baufeld mit optimal organisierter Baustellenlogistik punkten konnte.

Die Flexibilität der Grundrisse zeigt sich bereits an der Fassade

In Dreieich hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft DreieichBau AöR zwei Wohngebäude in Modulbauweise fertiggestellt. Die dreigeschossigen Gebäude wurden entlang der Hainer Chaussee konzipiert und halten insgesamt 37, teilweise rollstuhlgerechte, Ein- bis Fünf-Zimmerwohnungen bereit. Was die Gebäude so besonders macht: Auf Basis des GdW-Baukastens und aufgrund der freitragenden Konstruktion der Raummodule sind Raumgrößen und Grundrisse unabhängig voneinander auf jeder Etage individuell planbar.

Da beim Modulbau die Fenster und Balkone nicht wie sonst aus statischen Gründen stringent übereinander angeordnet werden müssen, können sie frei an der Fassade platziert werden. In Dreieich kam zudem ein neues Balkonsystem zum Einsatz, bei dem die Freisitze direkt an einer filigranen Stahlkonstruktion der Fassade angehängt wurden. Auf diese Weise entstand ein abwechslungsreiches Fassadenbild.

In der Planung und Realisierung

Für die Baugenossenschaft Familienheim BGFH im baden-würt­tembergischen Mosbach werden zur Zeit 44 Wohneinheiten in energieeffizientem KFW 55-Standard errichtet. Mit dem sogenannten „Fachmarktzentrum“ im nordrhein-westfälischen Morsbach – einem Hybridbau, der 42 Stahlmodule integriert, wird ein Nachverdichtungsprojekt mit insgesamt 26 Wohneinheiten in Kombination mit Büro- und Verkaufsflächen realisiert. Und im bayerischen Lindenberg setzt die GKWG, Kreis-Wohnbau-GmbH Lindau 40 Wohnungen auf rund 2 800 m² Bruttogeschossfläche um. In den sogenannten „Spessart Gärten“ in Aschaffenburg errichtet die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als zentrales Immobilienunternehmen des Bundes zum ersten Mal Wohnungen in modularer Bauweise: „Anhand dieses Neubauprojekts der BImA können wir zeigen, dass der Bund selbst auf einer ehemals militärisch genutzten Fläche in serieller Bauweise ansprechende und zeitgemäße Geschosswohnungen errichten kann“, erklärt Paul Johannes Fietz, Mitglied des Vorstands der BImA. Im Frühjahr 2022 sollen die insgesamt 26 Wohneinheiten in zwei Baublöcken bezugsfertig sein. Iris Darstein-Ebner

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