Die vertikale Reise
Aufzüge effizient und nachhaltig planen

Aufzüge sind in Hotels unverzichtbar. Ähnlich wie gute Filmmusik, die vom Zuschauer nicht bewusst wahrgenommen wird, bleiben auch Aufzüge für die Hotelgäste fast unsichtbar – und dies in zweierlei Hinsicht. Zum einen erwarten die Nutzer, dass sich das Warten auf eine freie Kabine so kurz wie möglich gestaltet und die Aufzüge störungsfrei und sicher fahren. Zum anderen sollen sie sich nahtlos in das Ambiente und in die Architektur des Gebäudes integrieren.

Die richtige Auswahl, Dimensionierung und Anordnung von Personen- und Lastaufzügen ist schon bei der Projektierung der Hotelanlagen von großer Wichtigkeit. Die eingesetzten Anlagen bestimmen den Wert der Immobilie maßgeblich mit. Darum legen erfolgreiche Architekten und Planer schon früh den Grundstein für eine effiziente Fördertechnik.


Zuverlässigkeit, Förderleistung und Zugangskontrolle

Regelmäßige und vorbeugende Wartungen, Ferndiagnose-Systeme, mit denen mögliche Probleme schon im Vorfeld erkannt werden können, sowie ein engmaschiges Netz an Service-Technikern – das sind wichtige Faktoren für minimale Stillstandzeiten der Anlage im Fall eines Falles. Doch bevor die Aufzüge überhaupt in Betrieb gehen, haben Architekten und Planer in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Verkehrsberechnungen durchgeführt, sich für die passende Aufzugsteuerung und die Konfiguration der Liftan-lagen entschieden und so die Weichen für flüssige Verkehrsströme gestellt.

Schließlich gilt es in größeren Häusern mit mehreren hundert Zimmern die Anzahl von weit mehr als 15 000 Fahrten pro Tag zu bewältigen. Bei bestehenden Anlagen kann die Förderleistung selbst im Nachhinein noch durch eine Modernisierung weiter gesteigert werden, indem die alte Steuerung gegen eine neue intelligente Lösung ausgetauscht wird. Sollen bestimmte Etagen nur einem bestimmten Personenkreis vorbehalten bleiben (wie etwa dem Personal), kommen Zugangskontrollsysteme zum Einsatz. Ob Chipkarte, Zahlencode oder Schlüssel: die Möglichkeiten sind hier vielfältig. Ebenfalls bieten viele Hersteller die Möglichkeit an, die Anlagen mit Building Management Systemen zu verbinden, um sie so zu überwachen und zu steuern.


Besonderheiten beachten?

Müssen Architekten Besonderheiten bei der Planung der Aufzüge und Fahrtreppen beachten? Im Grunde genommen reicht ein ordnungsgemäßer Schacht aus, denn die Hersteller sind in der Lage, für nahezu alle Anforderungen (und Herausforderungen) eine Lösung zu entwickeln. Aufzüge in Form einer Coladose, Fernsehempfang in der Kabine, Spezialtableaus – alles ist möglich. Dass solche aufwändig konstruierten Anlagen relativ kostspielig sind, liegt auf der Hand. Sinnvoller ist es daher, die vorhandenen Aufzugsserien den individuellen Anforderungen des Bauvorhabens anzupassen.

Für die Vorplanung stellen die Anlagenhersteller Hilfsmittel für die Entscheidungsfindung mit den notwendigen Angaben zur Verfügung. Der „Planungsnavigator“ von Schindler z.B. bietet auf über 400 Seiten Maße, Technische Daten und Ausstattungsvarianten. Dies kann und soll natürlich nicht die Beratung durch die Vertriebsingenieure der Aufzugsfirmen ersetzen, die helfen, für jedes Transportproblem die richtige Lösung zu finden. Im Rahmen einer Verkehrsanalyse werden erforderliche Förderleistung, Kabinengröße und Fahrgeschwindigkeit der Aufzugsanlagen berechnet. Computersimulationen komplexer Verkehrsabläufe schließen dabei Planungsrisiken nahezu aus. Anhand der Angaben kann nun gemeinsam mit dem Vertriebsingenieur die grundsätzliche Auswahl der Fördermittel festgelegt werden.


Checkliste für die Aufzugsplanung

Die Hersteller haben eine Reihe von Tipps und Tricks zur Planung parat, einige davon werden im Folgenden kurz angerissen:

Am einfachsten ist es, die Kabine ohne Verglasung zu planen, um den Richtwert von 40 °C im Schacht nicht zu überschreiten. Bei verglasten Aufzugsanlagen hingegen muss unbedingt auf eine Wärmeschutzverglasung, Belüftung oder Beschattung für den Sommer sowie eine Heizung für den Winter geachtet werden.

Zweiseitige Zugänge sollten unbedingt vermieden werden, wenn Luftzug ein Problem ist. Dieser könnte durch die einströmende Luft noch verstärkt werden.

Um die Nachtruhe der Gäste nicht zu beeinträchtigen und gleichzeitig die VDI Richtlinie 2566 (Schallschutz von Aufzugsanlagen mit Triebmittelraum) zu erfüllen, werden geräuschempfindliche Bereiche wie Hotelzimmer oder andere Schlafräume nicht direkt an den Aufzugsschächten geplant. Gegebenenfalls dienen zweischalige Schächte zur Schalldämmung, damit ein Geräuschpegel von 20 dB nicht überschritten wird.

Die Aufzugsanlagen sollten außerdem immer bis zur untersten Etage geplant und begehbare Räume unter der Schachtanlage vermieden werden. Mögliche Maschinenräume für Seilaufzüge sollten ferner immer direkt über dem Schacht angeordnet werden, um unnötige Seilumlenkungen und damit Folgekosten zu vermeiden.

Schachtentlüftungen und Schachtentrauchungen, sowie die Be- und Entlüftung des Maschinenraums müssen direkt ausdem Gebäude hinaus ins Freie geführt werden.


Aufzüge als Blickfang

Ab und an rücken die Aufzüge auch direkt ins Rampenlicht, wie etwa beim Touristenmagnet Marriott Marquis in New York. Das Hotel liegt direkt am Times Square und bietet seinen Gästen rund 2 000 Zimmer und Suiten, einen 9 500 Quadratmeter großen Bankett- und Konferenzbereich, ein Broadway-Theater und das Restaurant „The View“. Im 37 Stockwerke hohen Atrium befinden sich 16 ringförmig angeordnete Panoramaaufzüge, die erst jüngst vom schweizerischen Lifthersteller Schindler modernisiert wurden. Durch den Einbau seiner Zielrufsteuerung Miconic 10 konnte die Kapazität der Aufzüge um rund 30% gesteigert werden. Zudem verringerte sich durch die intelligente Kabinenzuteilung die Warte- und Fahrtzeit. Unterschiedliche Eingaben der Gäste werden dazu in Sekundenbruchteilen vom Rechner sortiert und Passagieren mit gleichem oder ähnlichem Fahrtziel über ein Display eine gemeinsame Kabine zugewiesen. Die Modernisierung bei laufendem Betrieb sorgte außerdem dafür, dass die Beeinträchtigung für die Gäste sehr gering ausfiel.

Auch auf dieser Seite des großen Teichs gibt es Beispiele für bemerkenswerte Aufzüge. Im Radisson Blu Hotel Frankfurt hatte der Architekt John Seifert (John Seifert Architects, London) die Idee, Wolkenmotive auf der Kabinenwandverglasung anzubringen. So wird die architektonische Vision einer transparenten Matrix, die in einer leuchtenden blauen Scheibe eingefasst ist, auch bei den Aufzügen fortgeführt: der Fahrgast ist selbst in der geschlossenen Kabine von weißen Wolken und blauem Himmel umgeben. Zusätzlich sind Monitore in den Kabinenfronten eingelassen und eine Zielrufsteuerung eingebaut. Die insgesamt acht Anlagen – unter ihnen eine Fünfergruppe mit zwei Aufzügen, die eine verglaste Kabinenwand bieten – haben eine maximale Förderhöhe von 75 m und fahren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 m/sec.


Gebäude wechseln den Job

Einst war das altehrwürdige Verwaltungsgebäude die Wiege der Firma Siemens, jetzt ist es das Mövenpick Hotel Berlin. Das besondere Flair dieses designorientierten Hauses entsteht durch das Aufeinandertreffen von historischer Industriearchitektur und behaglicher Hotelatmosphäre. Die Schweizer Architekten und Designer Pia Schmid und Karsten Schmidt-Hoensdorf führten diese Mixtur aus alt und neu auch im Inneren fort. Historische Ausstellungsstücke wechseln sich mit neuen Wandkalligraphien ab, aus einem alten Innenhof wurde ein Restaurant.

Für fließende Übergänge sorgen dabei die teilverglasten Aufzüge, die architektonische Elemente wie z.B. den Bodenbelag aufnehmen, um selbst mit dem Gebäude eine Einheit zu bilden. Und weil bei der modernen Technik der Anlagen der Maschinenraum entfiel, konnten die Anlagen zudem extrem platzsparend realisiert werden. Eine schwierige, aber trotzdem lösbare Aufgabe war es, die Aufzugschienen mit höchster Präzision im alten unregelmäßigen Mauerwerk zu befestigen, um eine sanfte und gleichmäßige Fahrt zu erreichen.

Für das Mövenpick Hotel in Hamburg wurde der ehemalige Wasserturm an der Sternschanze innerhalb von zwei Jahren sehr aufwändig zu einem 20-geschossigen Hotel umgebaut – nachdem das Gebäude 45 Jahre lang ungenutzt war. Viel Glas, etwas Holz und ein wenig Stahl halten Zimmer, Bar, Restaurant und Konferenzräume zusammen, ohne sich zu sehr vom Ziegelstein zu distanzieren. Durch das Herz des Hotels rauschen leise die Aufzüge, um sie herum sind auf den Etagen die 226 Zimmer gruppiert – jedes blickt auf ein anderes Panoramastück Hamburgs. Die Aufzüge und Fahrtreppen bringen die Gäste vom unterirdischen Zugang direkt in die Lobby und zu den Zimmern.


Geschichte mit Zukunft

Im fast 200 Jahre alten Breidenbacher Hof in Düsseldorf hat Luxus Tradition. Am traditionellen Platz zwischen Königsallee und Heinrich-Heine-Allee ist nach Plänen der Düsseldorfer Architekten Hentrich, Petschnigg & Partner ein neungeschossiger Neubau mit Natursteinfassade entstanden, der die Höhe des gegenüberliegenden Kaufhofes aufnimmt. Das Gebäude wurde 2008 wiedereröffnet, exakt 200 Jahre nach der ursprünglichen Baugenehmigung. Auch die Aufzüge des Grand Hotels bestechen durch Luxus: Eine Stuckdecke mit Swarovski-Kronleuchtern, edlen Holzvertäfelungen und hochglanz-polierten Messingtüren und Tableaus erwarten die Gäste des Fünf-Sterne-Hauses. Das Credo des bekannten Raum-Designers Peter Silling gab die Richtung vor: Die Mischung aus zeitloser Eleganz und barocker Gemütlichkeit sollte Gegenwart und Vergangenheit vereinen.

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