Ehemalige Stahlwerke Becker in Willich
Willich gehört zu Viersen und liegt ca.10 km nordöstlich von Mönchengladbach. Dort befinden sich die ehemaligen Stahlwerke Becker, die ein 400 ha großes Areal einnehmen. Infolge des Strukturwandels sind heute die meisten Hallen abgerissen, auf dem Gelände gibt es etwa noch 10 Bauten aus der Vorkriegszeit, die unter Denkmalschutz stehen. Schon Mitte der 1990er Jahre hat das Aachener Architekturbüro Heinz Jahnen Pflüger Planer (HJP Planer) für das Gesamtareal den heutigen städtebaulichen Rahmenplan entwickelt. Dieser beinhaltete insbesondere die Schaffung der heutigen Erschließungsmagistralen und die Anlage einer quer dazu verlaufenden „Wassergracht“. Auf deren Konzept beruht der Erhalt der relevanten Solitärbauten, von denen das Büro selbst bis heute drei bereits saniert hat. Dabei wurden die ehemaligen Hallen zu einem großen Stahlrohrlager (Halle 4), einem Gründerzentrum (Halle 33) umgebaut sowie in der ehem. Halle 18 eine neue Form modern-urbanen Wohnens geschaffen. Zur Sanierung stehen derzeit noch der ehemalige Wasserturm und das frühere Wasserwerk an. Das Areal weist aktuell sowohl flugfeldartige Brachen, wie auch zahlreiche, ambitionierte Industriebauten von verschiedensten Architekten auf, die für diverse Unternehmen erbaut wurden. Hier residieren viele Firmen, welche die sicherlich verhältnismäßig billige, aber dennoch verkehrsgünstige Lage in unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt Düsseldorf für sich nutzen.
In der denkmalgeschützten Halle 18 wurde eine neuartige Form des urbanen Wohnens auf der Basis eines Haus-im-Haus-Prinzips geschaffen. Hier wurde ein viergeschossiger Baukörper eingestellt.
Dessen Erdgeschoss (mit Läden bestückt) ist ausschließlich vom Willicher Ortszentrum aus erreichbar. Den Wohnbereich erschließt man über zwei abschließbare Eingänge auf der Rückseite. Somit entstand hier die moderate Variante einer „Gated Community“, da sich an diese Eingänge ein halbwegs natürlich bewitterter parkartiger Bereich anschließt: Alle früheren Glasflächen wurden entfernt, sie sind heute nur noch durch leere Stahlrahmen angedeutet und permanent offen (Vögel können problemlos hinein fliegen). Auf dem durchgehenden Flachdach des eingeschossigen Einkaufszentrums wurden beidseitig einer Mittelachse zwei Reihen mit jeweils sechs Wohnhäusern (3 Doppelhäuser pro Seite) geschaffen. Dabei ist die untere Ebene immer ein Einzelappartement, das mittlere und das obere Geschoss eines jeden Hauses bilden hingegen eine Mezzaninwohnung.
In Architektenkreisen wird dieses Projekt derzeit ausgesprochen interessiert zur Kenntnis genommen, da es eine neue Form des Umgangs mit denkmalgeschützten Industriebauten darstellt. Robert Mehl, Aachen