Umbau des ehemaligen „Gasreinigergebäudes“ in Nürnberg-Sandreuth
Ein denkmalgeschütztes Industriegebäude und ein Nutzer auf der Suche nach Entwicklungsraum für neue Ideen – aus dieser Ausgangslage entstand der Umbau des ehemaligen „Gasreinigergebäudes“ im Zentrum des Energieversorgungsstandortes Nürnberg-Sandreuth.
Das Gebäude von 1903 gibt sich nach außen mit einer Fassadengliederung in neoromanischen Formen, efeubewachsenem Turm und drei Dachreitern geradezu pittoresk. Im Inneren ist die industrielle Herkunft jedoch nicht abzustreiten. Im Erdgeschoss liegt die ehemalige Halle zur Gasreinigung, die heute als Lager und Werkstatt genutzt wird. Das Obergeschoss öffnet sich zum Dachtragwerk mit einer für die Bauzeit ungewöhnlich fortschrittlichen Konstruktion aus Stahlträgern mit Vollwandquerschnitt.
Den Charakter des Bestandes stärken
Der Bauherr und Nutzer, die N-ERGIE AG entschloss sich zu einer brandschutzgerechten Ertüchtigung und Sanierung des Dachgeschosses, um für die eigene Verwaltung bessere Arbeitsplätze zu schaffen. Leitbild für den Umbau war es, in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde der Stadt, die historische Bedeutung und den Charakter des Industriegebäudes mit der sichtbaren Tragwerkkonstruktion und dem freien Raumeindruck zu erhalten und herauszuarbeiten. Dafür ist das Obergeschoss vollständig entkernt und bestehende Einbauten entfernt worden. Um den ursprünglichen Eindruck des Daches wiederherzustellen, wurden die in den 1980er Jahren eingesetzten Dachflächenfenster rückgebaut und die vormals durch Brüstungspaneele verschlossenen Bestandsfenster des Obergeschosses geöffnet und mit einer Verglasung versehen. Da dadurch der Tageslichteinfall für die Büroräume verringert wird, wurden zum Ausgleich in das Dach vier Glassattel eingefügt. Sie sind mit Kapillarglas ausgestattet, das eine gleichmäßige natürliche Belichtung verspricht.
Bürokonzepte auf dem Prüfstand
In dem wieder frei gelegten, großzügigen Dachraum mit einer Raumhöhe von bis zu 12 Metern wurde eine Bürowelt für 86 Mitarbeiter realisiert. Für den Nutzer N-ERGIE AG bot sich mit dem Umbau die Chance für die Modernisierung der eigenen Verwaltung neue Arbeitsplatzkonzepte auszuprobieren und zu testen. Die entstandene Bürolandschaft ist also als Proberaum für verschiedene Formen der Büroarbeit zu verstehen, die später einer kritischen Bewertung unterzogen werden. Im Rahmen des Multi-Space-Office-Konzept sind verschiedene Zonen definiert, die differenzierte Angebote zwischen Konzentration und Kommunikation anbieten.
Entlang der Fensterfassaden gliedern sich die Arbeitsplätze. Sie fassen die offene Mittelzone, die teilweise aus festen kleinen Blöcken, wie der Teeküche und den Serviceinseln für Drucker und Technik gebildet ist und teilweise aus mobilen Besprechungsmöbeln. Weitere Elemente sind gemütliche Sitzecken sowie Think Tank-Boxen für Besprechungen und ruhiges Arbeiten. Ein großer Konferenzraum ist auf einem eingestellten Zwischengeschoss untergebracht. Die Mitarbeiter werden in Zukunft am Morgen ihre Arbeitsunterlagen aus ihrem persönlichem Schließfach nehmen und sich anschließend einen Arbeitsplatz nach den Anforderungen des Tages suchen. So sollen die Zusammenarbeit über bestehende Gruppenstrukturen ,papierloses Arbeiten und Flexibilität bei der Teamzusammenstellung gefördert werden.
Projektdaten:
Auftraggeber: N-ERGIE Aktiengesellschaft, Nürnberg
Architekten: Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten, Erlangen
Fertigstellung: 09/2017
BGF: 1 600 m²
Systemwände: Maars Living Walls/Maars Deutschland, Neu-Isenburg
Glassatteldach: Lamilux, Rehau
Leuchten: Trilux, Arnsberg
Bodenbelag: TEXTIMEX Bodenbeläge, Fulda
F30/F90 Brandschutzbeschichtung Stahlkonstruktion: Rudolf Hensel, Börnsen