Energiefresser Wärmebrücke
Wie man die Schwachstellen in der Gebäudehülle ausschaltet

Die aktuelle Klimadiskussion schlägt sich auch in der Energiepolitik der Bundesregierung nieder: Zum 1. Januar 2009 wurde die aktuell gültige Energieeinsparverordnung erneut verschärft. Bis zum Jahr 2012 ist mit einem weiteren Anheben der Anforderungen zu rechnen. Die Maßnahmen der EnEV zielen darauf ab, die Treibhausgase und somit den CO2-Ausstoß kontinuierlich abzusenken.

Wärmebrücken machen kalt!

Vor dem Hintergrund dieser globalen Heraus­forderung kommt den Gebäuden und hierbei besonders dem Wohnungsbau eine entscheidende Bedeutung zu. Der Energieverbrauch westlicher Länder findet zu rund 50 % in den Haushalten statt. Industrie und Fahrzeugverkehr teilen sich etwa hälftig den übrigen Verbrauch. Von der im Haushalt eingesetzten Primärenergie werden aktuell noch immer über zwei Drittel für das Heizen benötigt. Die größ­ten Energieverluste eines Hauses jedoch finden mit bis zu 50 % als Transmission über die Fassade statt. Bauteile, welche eine so genannte Wärmebrücke darstellen, zeigen dabei besonders große Energieverluste. Der Energieverlust liegt dort im Vergleich zum übrigen Bauteil rund ein Viertel höher. Im Umkehrschluss heißt das natürlich, dass in diesem Bereich das aktuell größte Potential ökologischer und ökonomischer Vorteile zu erwarten ist.

Wärmebrücken sind Abschnitte innerhalb von Bauteilen oder deren Übergängen, durch die Wärmeenergie besonders stark zur kühleren Seite hin abfließen kann, gewöhnlicherweise von innen nach außen. Je stärker die Wärmeleitfähigkeit eines Baustoffes ist und je höher die Temperaturdifferenzen sind, umso größer ist der Transmissionswärme- bedarf – es wird mehr Heizenergie benötigt. Irrtümlich wird in diesem Zusammenhang oft der Begriff Kältebrücke gebraucht. Dies ist physikalisch betrachtet zwar falsch, aber dennoch ein deutlicher Hinweis darauf, wie die Wirkung einer Wärmebrücke wahrgenommen wird. Man unterscheidet grundsätzlich geometrische und konstruktive Wärmebrücken. Den statischen Anforderungen an ein Ge-bäude geschuldet, findet man diese nicht selten in Kombination.

Geometrische Wärmebrücken ergeben sich durch die Form des Baukörpers. Immer wenn der Warmseite eines homogenen Bauteils eine größere Fläche auf der Kaltseite gegen­übersteht, ergeben sich solche Wärmebrücken, z. B. an Außenecken von Gebäuden. Kon-struktive Wärmebrücken entstehen durch den Einsatz von Materialien oder Bauelementen mit höherer Wärmeleitfähigkeit, gemessen an der umgebenden Fläche, z. B. Stahlbeton in einer Wand aus HL-Ziegel, Befestigungs-elemente von Bau- und Dämmstoffen oder bei unsachgemäßer Bauausführung. 

Im Bereich von Wärmebrücken sinkt bei kalten Außentemperaturen die raumseitige Oberflächentemperatur von Bauteilen stärker ab als in den „Normalbereichen“. Bei Unterschreiten der Taupunkttemperatur fällt Tauwasser (Kondensat) aus. Ein deutliches Risiko für die Schimmelpilzbildung besteht bereits dann, wenn sich auf Grund niedriger Ober­flächentemperatur eine relative Luftfeuchte von über 70 % direkt am Baukörper einstellt. Wärmebrücken führen also einerseits zu höheren Heizkosten, andererseits auch oft zu einem ungesunden Wohnklima. Rasant steigende Energiekosten verschärfen dieses Problem deutlich. Zunehmend ist zu beobachten, dass in Wohnungen die Raumtemperaturen in Abwesenheit äußerst niedrig gehalten und einzelne Räume nicht mehr gezielt beheizt werden.

Das Ziel: Wärmebrücken ausschalten!

Eine der effizientesten Lösungen für den Schutz vor Heizwärmeverlusten und Kondensat, gerade im Bereich von Wärmebrücken, stellt der Einsatz von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) an der Gebäudefassade dar. Dabei ist eine Ausführung mit unterschiedlichen Dämmstoffen auf nahezu allen Wandkonstruktionen möglich. In der Sanierung funktionieren die Systeme ebenso gut wie im Neubau. Wärmedämmverbund-Systeme ergeben dabei eine homogene, wärmebrückenarme und dauerhaft energiesparende Fassade. Sie bewirken enorme Einsparungen bei den Heizkosten und eine behagliche Atmosphäre für die Bewohner. Es entsteht ein „Kachelofen-Effekt“, bei welchem die im Baukörper gespeicherte Wärme nachts an die Raumluft zurückgegeben wird. Seit über fünfzig Jahren sind solche Wärmedämmverbund-Systeme erfolgreich am Markt. Stetige Weiterentwicklungen und Innovationen sorgen dafür, dass sich ihr Wirkungsgrad kontinuierlich verbessert. Ziel jeder einzelnen Komponente des Systems – Befestigung, Dämmung, Oberputz – muss es sein, eine dauerhaft zuverlässige Dämmwirkung sicher zu stellen.

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