Erfolgreiches Zusammenspiel der Disziplinen

„Integrale Planung funktioniert nun mal nur in den ganz frühen Phasen und nicht am Ende.“

Wer kennt sie nicht: den Neubau des Islamischen Kulturzentrums mit Moschee in Köln Ehrenfeld (Architekt Paul Böhm, Köln), die Kranhäuser, entworfen vom Aachener Architekten Alfons Linster und dem Hamburger Architekturbüro Bothe, Richter, Teherani (BRT) oder das Weltstadthaus (P&C) von Renzo Piano? Die Architekten sind allen wohlbekannt, die Tragwerks­planer eher nicht. IDK Kleinjohann, Ber. Ingenieure aus Köln, die sich 2016 beim Arbeitskreis Baufachpresse in Köln mit einem Werkbericht präsentierten, sind die Tragwerksplaner all dieser Projekte – für uns ein guter Grund, uns um dieses Büro, namentlich Dipl.-Ing. Christian Richert, Gesellschafter IDK, als Heftpaten für den Schwerpunkt „Tragwerk“ zu bemühen. 

Wir trafen uns mit Christian Richert in Düsseldorf in dem gerade eröffneten Büro von WSK Ingenieuren, um zusammen mit dem dortigen Geschäftsführer Dipl.-Ing. Torsten Wilde-Schröter und Büroleiter Jens Wixmerten-Nowak über das Thema „Tragwerk“ zu diskutieren und Projekte auszusuchen. „Wesentlicher Kernpunkt unserer Arbeit ist der Tragwerksentwurf, der aus unserer Sicht in den nächsten Jahren immer mehr Bedeutung gewinnen wird. Wir schließen zum Beispiel bei einem Projekt derzeit unseren Entwurf eher ab als die Architekten und die Haustechniker, um in der Gründung vieles schon klar zu haben“, so Christian Richert. „Wir versuchen auch, den Entwurf des Architekten mit einer statischen Lösung sehr früh zu begleiten, um den Entwurf stärker zu machen. Wenn allerdings Architekten in den ersten beiden Leistungsphasen ohne Fachplaner arbeiten und wir erst dann dazu kommen, wenn der Architekturentwurf schon steht, quasi kurz vorm Bauantrag, sind wir zur “Rechenmaschine“ degradiert. Das ist nicht unser Anspruch und Selbstverständnis. Vielmehr wollen wir im Sinne der Entwurfsqualität ganz früh in den Prozess einsteigen, möglichst schon in der Wettbewerbsentwicklung. Integrale Planung funktioniert nun mal nur in den ganz frühen Phasen und nicht am Ende. Es müssen alle zusammenspielen, die Architekten müssen Ideen und Kompetenzen des Tragwerkplaners wie aber auch anderer Fachdisziplinen zulassen. Bei großen und erfolgreichen Büros steht dieses Zusammenspiel der Disziplinen für den Erfolg von Projekten“.

Die gemeinsame Projektauswahl für dieses Heft will aufzeigen, welche besonderen Qualitäten höchst effiziente und bewusst gestaltete Tragwerke erzeugen können, wenn verschiedene Fachplaner frühzeitig im Sinne von integralen Prozessen zusammenarbeiten. BF

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