For Freedom: One World Trade Center

Als am 11. September 2001 die beiden Türme des World Trade Centers und mit ihnen gut 3 000 Menschen aus der Mitte Manhattens ausgelöscht wurden, stand die Welt für einen kleinen Augenblick still. So unfassbar grausam wirkten die Bilder, die aus einschlägigen Videospielen zu kommen schienen und nicht aus der wirklichen Welt. Ein Jahr später – die Welt war immer noch geschockt und gerade auf dem Weg zu einer scheinbar hochsicheren weil lückenlos überwachten One World – gab es einen Wettbewerb für die Masterplanung am Ground Zero, den das Büro von David
Libeskind für sich entschied. Der Architekt, damals noch mit einem Büro in Berlin präsent, hatte die Freude über den Wettbewerbsgewinn noch nicht ausgekostet – sein Entwurf präsentierte u. a. den „Freedom Tower“ mit großen Gärten in der verdrehten Turmskulptur und der symbolischen Höhe von 1776 Fuß (541,32 m) – da hatte der Inves-tor Larry Silverstein schon bei David Chields angeklopft, seinem Architekten des Vertrauens bei SOM Skidmore, Owings & Merrill. Und bot diesem an, den Libeskind-Turm zu „überarbeiten“. Das tat der auch, und was nun, 13 Jahre nach „9/11.“ dabei herausgekommen ist, hat mit dem Libeskind-Entwurf nichts mehr zu tun.

Allein die 1 776 Fuß Höhe ist geblieben. Verändert durch eine stetig wachsende Paranoia steht das One World Trade Center heute weniger als ein mutiges Zeichen eines „Wir lassen uns nicht unterkriegen“ im Herzen Manhattens als vielmehr als ein stinknormal eleganter Büroturm à la Nordamerika. Wobei dieser einen sechzig Meter hohen, hinter einem speziellen Glaskleid dürftig kaschierten Bunkersockel hat, der gegen Selbsttötungsanschläge ausreichend dicke Wandquerschnitte bietet. Den neuen Turm kennzeichnen 104 Geschosse, 9 Fahrtreppen, 70 Aufzüge, 279 000 m² Bürofläche und etwa 46 000 m² für Restaurants, Shops, Wellness, ...

Der Ersatz des alten WTC hat den Investor rund 3,04 Mrd. € gekostet, zur Zeit sind rund 60 Prozent der Bürofläche vermietet.

Der Turm steht neben drei weiteren Hochhäusern, die ebenfalls auf dem Ground Zero neu gebaut wurden. Für den zu 70 Prozent aus recyceltem Material erstellten Turm, der mit Wärmerückgewinnung, Blockheizkraftwerken, Regenwassernutzung, nachhaltig produziertem Holz, Licht- und Klimasteuerung etc. arbeitet, ist eine LEED-Gold Zertifizierung angestrebt. Am 3. November 2014 wurde der Bau offiziell seinen Nutzern übergeben. Be. K.

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