Frankfurter Schulbaukasten
Die Stadt Frankfurt möchte jetzt und in Zukunft in Holzmodulbauweise auf den nach wie vor wachsenden Bedarf an Schulerweiterungsbauten reagieren. Ein Schul-Modul-Baukasten leistet dabei wesentliche Arbeit.
Die Stadt Frankfurt wächst und mit ihr der Bedarf an Schulflächen. Lange Zeit reagierte die Stadt darauf, wie viele andere auch, mit Stahlcontainern als Zwischenlösungen, die keine blieben. „Da in Frankfurt bei öffentlichen Neubauten der Passivhaus-Standard gefordert wird, erschien es uns angemessen, eine nachhaltigere Lösung zu finden“, erläutert Roland Hatz, Abteilungsleiter für Schulbau im Amt für Bau und Immobilien der Stadt Frankfurt am Main. „Und so entstand die Idee der Holzmodulbauweise, insbesondere für kurzfristige Erweiterungsprojekte.“
Erarbeitet wurde das Konzept gemeinsam mit dem österreichischen Architekturbüro sps÷architekten , das bereits seit einigen Jahren Erfahrungen mit Holzbauten in Modulbauweise hat. 2013 baute es beispielsweise ein Seniorenwohnheim aus Modulen in Holz und stellte 2018 einen Krankenhaus-Erweiterungsbau in modularer Holzbauweise fertig.
Für Frankfurt wurde nun ein projektunabhängiges System entwickelt, bei dem sowohl in der Planung als auch in der Umsetzung modular gearbeitet werden kann. Detaillierte Ausführungspläne und etwa 1,4 x 4,3 x 1,4 cm große Klötzchen im Maßstab 1 : 200 können für die ersten Planungsschritte genutzt werden. Jeder Baustein entspricht dabei einem komplett ausgearbeiteten Holzmodul, inklusive vorverlegter Technik und Einbaumöblierung. Dabei wurden zunächst vier verschiedene Modularten entwickelt. Für eine erste „überschlägige“ Planung und die Gespräche mit den Schulen wurde ein Koffer zusammengestellt, der 181 Klötze aus Kirschholz (Unterrichts-/Fachunterrichtsräume), Ahorn (Büros und Teeküchen), Nuss (Sanitärräume) sowie Plexiglas für die Erschließung enthält. Auf einem 1 : 200-Lageplan können diese schnell und unkompliziert Problembereiche und Lösungen aufzeigen. „Ein Klassenraum setzt sich dabei wiederum aus drei unterschiedlichen Modulen zusammen, einem Tafelmodul auf der Lehrerseite, einem Technikmodul inklusive Heizung und Lüftung mit WRG an der gegenüberliegenden Längsseite und einem Mittelmodul ohne Längsseiten“, erklärt Dirk Obracay vom Büro sps÷architekten . „Beim Frankfurter Schulbaukasten handelt es sich um komplett durchgeplante Plug+Play-Module, die vorgefertigt auf die Baustelle geliefert und angeschlossen werden. Vor Ort wird lediglich die EDV ergänzt.“
Der Dämmstandard liegt bei ENEV minus 15 %, wodurch auch ein Versetzen an anderer Stelle in einigen Jahren bei höheren gesetzlichen energetischen Standards gewährt werden soll. Die Bauten haben dezentrale Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung.
Das Konzept konnte in Frankfurt bereits an drei Schulstandorten umgesetzt werden. Die Marie-Curie-Schule, die August-Gräser-Schule und die Fridtjof-Nansen-Schule wurden so in kurzer Bauzeit mit hochwertigen, rückbaubaren bzw. umsetzbaren Holzmodulen erweitert. Die Stadt hat hierzu auf vier Jahre ausgelegte Rahmenverträge mit zwei Holzbaufirmen abgeschlossen. Diese müssen jederzeit innerhalb einer bestimmten Frist die notwendige Anzahl Module liefern können. „Der Holz-Modulbau ist schnell, leise und ökologisch. Allerdings ist er zunächst teurer als die Miete von Stahlcontainern oder ein einfacher Neubau aus Mauerwerk. Wenn aber langfristig die hochwertigen Modulbauten ohne große Rückbauverluste ab- und anderswo wiederaufgebaut werden, rechnet sich das System auch finanziell“, so Abteilungsleiter Hatz. Nina Greve, Lübeck
Dieser Beitrag wurde veröffentlicht im DBZ Sonderheft Modulbau 2019. Hier finden Sie Projektberichte, Fachbeiträge und Interviews mit Architekten zum Modularen Bauen.
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