Galerie am Kupfergraben wird Zentrum für kulturelle Bildung
Natürlich wurde auch dieser Bau nach seiner Fertigstellung heftig kritisiert: der Galeriebau am Kupfergraben Nr. 10 von David Chipperfield Architects.
Gegenüber der Berliner Museumsinsel und exakt gegenüber dem „Neues Museum“, das Chipperfield knapp zwei Jahre nach der Galerie 2009 der Stadt übergeben konnte, steht der Monolith hinter einer geschlämmten Ziegelfassade in den Bestand eingefügt aber mit deutlichem Selbstbewusstsein in der Kunst- und Ausstellungslandschaft (das Deutsche Historische Museum von Ieoh Ming Pei steht quer über die Straße in Rufweite). Sein Bauherr, der Kunstvermittler, Kunstsammler und Kunsthändler Heiner Bastian, hatte 2003 Frank Gehry, Hans Kollhoff, Peter Zumthor, Ron Radziner und David Chipperfield zu einem Wettbewerb eingeladen, den Chipperfield für sich entscheiden konnte.
Gut zehn Jahre funktionierte die Galerie und zeigte immer wieder Arbeiten großer zeitgenössischer KünstlerInnen. Aber irgendwie lief es wohl nicht so rund, der Hausherr dachte immer wieder über einen Standortwechsel nach. Sein Sohn, Aeneas Bastian, konkretisierte das Schwanken in diese Richtung: Er wolle raus aus dem Trubel des von Touristenmassen dominierten Viertels, Kunstbetrachtung brauche Ruhe, um Tiefe zu entwickeln.
In diesem Zustand des Hin und Hers meldete sich der Kunstsammler Reinhold Würth zu Wort. Er wollte das Haus für die Staatlichen Museen kaufen. Unter der Bedingung, dass es „Reinhold Würth Zentrum für Bildung und Vermittlung“ hiesse. Das war den Bastians dann doch zuviel, die Familie erklärte, sie wolle das Haus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz schenken, ohne jede Auflage. Dann kam ein Rückzug – man habe sich emotional zu sehr an den Chipperfield-Bau gebunden. Vor Wochen dann erneut eine Kehrtwende: Im März 2019 ging die Galerie als Schenkung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Das „Haus Bastian der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz” soll ein Zentrum für kulturelle Bildung werden, mitten im Kraftfeld von Humboldt-Forum und Museumsinsel. Und damit soll es genau das verkörpern, was es unausgesprochen schon war: ein heller, quirliger Ort der Begegnung, der Kontemplation nicht buchstabieren möchte. Be. K.