Groß und großartig


Wenn ein Buch über Peter Zumthor, den u. a. Pritzker-Preisträger,
gefeierten Star der internationalen Architekturszene und mürrisch
eigenwilligen Handwerkermönch aus dem Graubündner Land angekündigt wird, macht man sich Vorstellungen. Und wenn dieses Buch dann noch eine mehrbändige Werkschau über Arbeiten aus den letzten dreißig Jahren sein soll, dann erst recht.

Wie werden die Seiten gestaltet sein? Wird man neue Fotografien der teils schon zu Ikonen geronnen Binet-Fotografien finden? Gibt es Skizzen? Herausgeber? Wie wird das Papier beschaffen sein? Gibt es Texte von Autoren, die nicht bloß befreundet, nahestehend sind?

Es gibt sie. Allerdings sind es Texte ausschließlich von Peter Zumthor selbst. Die erhofften neuen Fotos fehlen leider ebenso wie die Freude über die Entdeckung von etwas Neuem (kleine Ausnahmen. Projekt gebliebene Arbeiten gibt es, sie werden allerdings auch eher kurz behandelt). 43 Stationen aus 30 Jahren Arbeit am Bauen, sämtlich Meisterwerke, deren eklektisches Potential allerdings eher gegen Null geht; wie sollte das auch anders sein bei einem Zumthor?!

Dass der Rezensent mit Blick auf die oben geschilderten Erwartun­gen bezüglich der Machart ein wenig enttäuscht ist mag nieman­den interessieren. Dass er allerdings Zumthors Gekränktsein im Zusammenhang mit dem Scheitern seines vielleicht wichtigsten Projektes, des Dokumentationszentrums Topografie des Terrors in Berlin, gleich im Einleitungstext widergespiegelt sieht, verstärkt eine Gewissheit. Dass nämlich der große und großartige Baumeister aus dem Schweizer Haldenstein ein lokaler Architekt geblieben ist, den allerdings die ganze Welt gerne überall und jederzeit für wieder einen Ausnahmeentwurf bereit stehen hätte. Mit Werk- und Textverzeichnis. Be. K.

x

Thematisch passende Artikel:

Buchrezension

Buchrezension: Peter Zumthor. Mari Lending. Die Geschichte in den Dingen

Geschichte, Zeit, Ort und Erinnerung im Werk des Architekten Peter Zumthor. Mit Fotografien von Hélène Binet
Peter Zumthor

Zwischen 2014 und 2017 trafen sich, auf Einladung des Schweizer Architekten Peter Zumthor, er selbst und die norwegische Architekturhistorikerin Mari Lending zu einem längeren Gespräch. Basis dieses...

mehr
Ausgabe 04/2023

Peter Zumthor: Arbeitsmodelle

2013 eröffnete das vom Schweizer Architekten Peter Zumthor geplante „Werkraum Haus“ in Andelsbuch im Bregenzerwald. Das Gebäude wurde gemeinsam mit Handwerker:innen aus dem Bregenzerwald erdacht...

mehr
Ausgabe 04/2022

Was Peter Zumthor liebt

Vor Jahren konnte der Architekt Peter Zumthor in dem von ihm entworfenen Kunsthaus in Bregenz sich selbst feiern. „Dear to me“ nannte er das Fest, zu welchem er Autor­Innen, KünstlerInnen und...

mehr
Ausgabe 08/2011

Peter Zumthor nun auch bei Serpentines www.serpentinegallery.org

Der Schweizer darf in London einen Pavillon bauen; natürlich nicht irgendeinen, es geht um den Serpentine Gallery Pavilion 2011. Oder war es andersherum? Waren die Kuratoren in London beglückt, weil...

mehr
Ausgabe 03/2018

Ich bin so viel, was das Klischee nicht erwarten lässt Im Gespräch mit Peter Zumthor, Atelier Zumthor, Haldenstein/CH

Bereits im letzten Jahr trafen wir uns mit Peter Zumthor. In Münster hatte der Pritzker-Preisträger den großen BDA-Preis entgegennehmen können. Wir sprachen am Morgen nach der Verleihung länger...

mehr