Großzügig gefüllt

Es gab „ansonsten nicht viel zu bereden oder gar zu diskutieren“, wenn man mit Erwin Heerich die Umsetzung seiner Skulpturen in architektonische Realität besprach. Denn das, was wir heute auf der Museumsinsel Hom-broich betreten und also wahrnehmen können, war bis ins Detail ausgedacht; eben ein auf Perfektion zielendes Kunstwerk.

Von den Heerich Arbeiten besaß der Kunst-sammler Karl-Heinrich Müller so einige, jahrelang suchte er nach einem Standort, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen; die Kunst sollte in der Kunst angeschaut werden. Die noch zu Lebzeiten des Bildhauers realisierten Bauten sind Kunstwerke, deren Gesetzmäßigkeit, Maß und Form an Vorstellungen älterer Baukultur anknüpfen. Heerich (1922-2004) verstand sie als begehbare Skulp­turen, die einen imaginären wie zugleich physisch erfahrbaren Weg über die Insel inmitten jahrhundertealter Park- und renaturierter Auenlandschaft Stationen bilden.

In dem unprätentiös wie zugleich großzügig gestalteten Buch über die Museumsinsellandschaft werden deren bauliche Substanz, ihre Besonderheiten und Hintergründe anhand von Heerich-Zeichnungen und -Plastiken, Plänen, Fotografien und präzisen Beschreibungen vor­gestellt. Mit einem – nicht sehr professionellen – filmischen Porträt (ohne Ton) sowie Kompositionen, die aus den Strukturen der Bauten komponiert wurden, liegt die facettenreiche Darstellung eines Gesamtkunstwerkes vor, das in Deutschland und darüber hinaus kein vergleichbares findet. Auf nach Hombroich, und sei es zum vierten Mal!

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