Höhle aus Stein
Wellness & Spa im Hotel Alpenhof, Flachau/A

Stille und Konzentration, Einfachheit und Wärme strahlt der umgebaute Wellnessbereich des Hotels Alpenhof im Salzburger Land aus. Blaugrauer Glimmerschiefer verkleidet Wände, Decken und Böden und verwandelt Dampfbäder und Becken in eine skulpturale Höhlenlandschaft.

Flachau, ein 2 600-Seelen-Dorf im Salzburger Land, liegt rund 70 Kilometer südlich der Landeshauptstadt auf 920 m Höhe. Das Dorf ist bei Wanderern, Mountainbikern und Skiurlaubern beliebt – es gehört zum Skiverbund „Ski amadé“, einem der größten Skigebiete Österreichs. Flachau lebt vom Tourismus. Seit den 1970er Jahren explodiert die Zahl der „Bettenburgen“ im Dorf. Auch das Hotel Alpenhof wuchs im Laufe der Jahre: Aus einer Frühstückspension wurde nach und nach ein 4-Sterne-Hotel mit 49 Zimmern, Appartements, Studios und Suiten, einem Restaurant, Weinkeller, Cocktailbar und einem 1 000 m2 großen Spa- und Wellnessbereich. Eugen und Silvia Fisch-bacher führen das Hotel in zweiter Generation. Nachdem sich Eugen Fischbacher von Architekt Tom Lechner ein modernes Einfamilienhaus planen ließ, wollte er auch das Hotel architektonisch aufwerten und zum Design-Hotel umbauen.

Lechners Büro LP Architektur wurde mit einem umfassenden Facelifting beauftragt: Zimmer und Bäder wurden renoviert und mit zeitlos eleganten Möbeln und Oberflächen aus Weißtanne ausgekleidet. Vor allem aber bekam das Hotel einen Anbau, der den umgebauten und erweiterten Spa- und Wellnessbereich aufnimmt. An das Haupthaus in traditioneller Alpenbauweise docken auf der Gartenseite zwei schlichte, weiß verputzte Quader an. Der vordere, eingeschossige Teil beherbergt ein Schwimmbad mit Whirlpool und einen Zugang zu dem im Winter beheizten Freibad. Der zweigeschossige Baukörper umfasst ein Spa mit Massage- und Fitnessräumen, Vitaminbar und Lesezimmer im Obergeschoss sowie die runderneuerte Bade- und Saunalandschaft im Erdgeschoss.

Eine angewinkelte Holztreppe führt vom Spa hinab zu Dampfbädern und Saunen. Die Architekten haben die bestehende Wellnesszone grundlegend umgestaltet und die Fläche mehr als verdreifacht. In das alte Bassin setzten sie ein puristisches Becken, das Zentrum der neu geschaffenen Räume. Das Becken umschließt ein monolithischer, blaugrauer Natursteinquader, aus dem einzelne Funktionen – Duschen, Infrarotkabine, Dampfbad und Grotte – als Negativformen herausgeschält wurden. Zwischen den skulpturalen Natursteinblöcken führt eine Treppe ins Becken. An der Rückwand ist eine grottenartige Nische in den Stein geschnitten, in der man auf engstem Raum abtauchen, die Stille genießen und seinen Gedanken nachhängen kann. Rund um den Natursteinquader erschließt ein Gang die weiteren Räume: zwei Innensaunen, ein „Darkroom“ mit Wasserbetten, einen Ruheraum mit Liegen und eine rückwärtige Sanitärspange mit Toiletten, Duschen und Ablagefächern.

Inspiriert von Peter Zumthors Therme in Vals, strahlt der Raum Stille und Konzentration, Einfachheit und Wärme aus. Optischen Lärm gebe es in der Hotellerie genug, sagt Architekt Tom Lechner. „Baden heißt für uns Ruhe, Entspannung, Konzentration auf das Wesentliche. Ablenkung erfährt der Gast am Tage – hier ruht er.“

Den Architekten war es wichtig, einen Bezug zum Garten zu schaffen. Also wurde die Außenmauer im Osten aufgebrochen, verlängert und mit Ulmenholz verkleidet. Davor schiebt sich ein schmaler, gläser­ner Korridor – der Ruheraum. Elf schlichte, weiße Liegen stehen in dem langen, dreiseitig verglasten Raum. Durch raumhohe Glasscheiben blicken die Liegenden in den Garten und auf die Enns, die sich am Haus vorbeischlängelt. Auf der angrenzenden Außenterrasse kann man dem Gurgeln des kleinen Flusses lauschen oder in der Außensauna bei 60 Grad schwitzen.

Das Becken mit seinen Dampfbädern und Duschkabinen bildet den Ruhepol der Badelandschaft. Nichts soll ablenken vom reinen Badeerlebnis, lediglich zwei Materialien prägen den Raum: Naturstein und Holz. Warme Akzente setzen Wand- und Deckenpartien, bündig in die Wand eingelassene Ablagefächer, Türblätter und minimalistische Hocker aus Ulmenholz. Wände, Böden und Decken be-kleidet neben dem Holz ein blaugrauer Glimmerschiefer mit 50 Prozent Quarzanteil. Selbst die Saunen sind mit Schiefer ausgelegt. Der Steinboden ist beheizt und gesandstrahlt, so dass niemand ausrutscht. In den Duschkojen wurde der Schiefer leicht gestockt. Trotz seiner rauen Oberfläche wirft er keine Schatten, wirkt beim Vorbeigehen glatt und homogen. „Format und Fugenbild sollten sich unterordnen, um nicht von der Gesamtform abzulenken“, sagt Architekt Tom Lechner.

Duscharmaturen, Einbauleuchten oder die Kleiderhaken über den Hockern entdeckt man erst auf den zweiten Blick. Ebenso unauffällig integriert wurde die „Überlaufrinne“ des Beckens, ein gerademal
10 mm breiter umlaufender Schlitz. Die Decke schmückt eine „Naturstein-Leichtfassade“: Rund 10 mm dicke Schiefertafeln sind mit einem Leichtbeton inklusive Gewebearmierung zu einer Verbundplatte verklebt. Die Platten wurden mit Ankern auf einer Aluminiumunterkonstruktion befestigt. Um Lüftungsstränge, Elektrokabel und bestehende Unterzüge zu verdecken, ist die Decke 50 cm abgehängt.

Die Detailarbeit und Konzentration auf wenige Materialien hat sich ausgezahlt. Durch den Wechsel zwischen Intimität und Offenheit, Naturerlebnis und kontemplativem Rückzug entsteht eine Bade- und Saunalandschaft, die den Alltag für einige Stunden vergessen lässt. Michael Brüggemann, Mainz

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