I Saloni Milano 2009Baden in Normalität und Zuversicht
Zum 48. Mal präsentierte der Salone Internazionale del Mobile im April sechs Tage lang, was im Möbeldesign weltweit angesagt ist. 1 496 Aussteller warteten auf ihr Publikum, 317 davon aus dem Ausland. Und sie warteten nicht vergebens. 278 000 Händler (inkl. Euroluce-Besucher) waren vor Ort. Die deutschen Möbelhersteller freuten sich über hervorragende Neukontakte für ihr Exportgeschäft. Aber auch die eigenen Landsleute ließen sich zahlreich blicken und vergaßen für einige Tage die Krisenstimmung. „Das ist genau die richtige Messe zur richtigen Zeit, denn die Italiener sind offensichtlich Krisen gewöhnt und die reden davon, aber nicht mit Leidenschaft des analytischen Jammerns. Die deutschen Besucher haben sich davon anstecken lassen. Die Messe ist super besucht, die Leute haben gute Stimmung, man wird angelacht. Es ist richtig schön. Man kann endlich mal wieder baden in Normalität und in Zuversicht.“ so Nils Holger Moormann.
Mit seinen „Produkten am Rande der Verkäuflichkeit“ war Moormann in einer der sechs Designhallen (von insgesamt 14) vertreten, in der man auch Zeitraum, Vitra, KFF, Walter Knoll und viele weitere deutsche Hersteller traf. Cor und Interlübke präsentierten sich in diesem Jahr mit einem großen Gemeinschaftsstand, der außerordentlich gut besucht war. Einige Händler aus Asien und Amerika habe er vermisst, sagt Cor Marketingleiter Berthold Strüve. Dafür hätten die beiden Schwesterunternehmen aber neue internationale Kontakte gewonnen. Die Teilnahme sei in jedem Fall lohnenswert und positiv gewesen. Ein Ergebnis, das Carsten Bergmann von Raum-plus voll und ganz teilt. „Die Exportlastigkeit ist für uns sehr positiv. Die Besucher kommen aus allen Ecken der Welt.“
Das Angebot schien diversifizierter als je zuvor; die Messemacher sprechen gar von einer 360° Palette. Fragen Sie also bitte nicht nach Trends. Innovatives puristisches Design war ebenso anzutreffen wie grellbuntes Pop-Design, afrikanisch inspirierte Produkte und von der Natur abgeschaute Entwicklungen. Beispielsweise der „Vegetal Chair“ der Brüder Bouroullec für Vitra, der über einen komplizierten technologischen Prozess den poetischen Naturalismus suggeriert, wie er für viktorianische Gartenstühle typisch war.
Die Rückkehr zum Minimalen fand sich stellvertretend bei Jasper Morrison mit seinem Stuhl Trattoria für Magis oder bei dem Japaner Naoto Fukasawa mit der Couch Yume für Driade. Meritalia setzt auf eine völlig andere Richtung. Von Geatano Pesce ließ das Unternehmen Sofas entwerfen, die Gebirgslandschaften (Montanara) abbilden und von Alessandro Mendini ein Sofa (Settecento) mit – hoffentlich abnehmbarem – Rüschenbesatz. Bei Moroso zeigten sich afrikanisch inspirierte Sitzmöbel neben Entwürfen von Patricia Urquiola, die die Wiederentdeckung gediegener Gemütlichkeit präsentieren.
Viele Hersteller setzten eher auf Bewährtes denn auf Trends. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um extreme, übermäßig trendige und auffallende Formen vorzuschlagen. Wir haben vorwiegend klassische Formen mit innovativen Materialien, Kombinationen, Funktionen gewählt“, erklärt Marco Serralungo seinen eigenen Standpunkt.
Ganz anders bei Edra, das sich unter dem Motto „Shining“ bunt, fröhlich und bühnenwirksam mit glänzenden, schimmernden Materialien zeigte. Spätestens auf diesem Messestand musste die Krise für die Dauer der Messe auch bei den Hardcore-Jammerern vergessen werden. Petra Lasar, Rösrath