Industriebau, mehr als eine funktionsgerechte Hülle„Das Besondere eines Projektes ist auch die Angemessenheit aller Mittel“
Was sind die Anforderungen, was die Ansprüche, die ein Architekturbüro bei der Planung eines Industriegebäudes erfüllen muss? Ein Büro, mit dem die Redaktion schon in unterschiedlichster Weise zusammengearbeitet hat, das aber noch nie Heftpate für ein Thema war, ist agn in Ibbenbüren. agn steht beispielhaft für den ganzheitlichen und interdiziplinären Planungsprozess über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes und damit ist das Büro prädestiniert, die Heftpatenschaft für die Industrieausgabe der DBZ zu übernehmen. Wir sprachen mit Dipl.-Ing Architekt Bernhard Busch, Geschäftsführender Gesellschafter agn, und Dr. Stefan Nixdorf, Architekt, agn Gruppe/Partner und wählten mit ihnen die Projekte aus.
In dem Abstimmungsprozess zwischen den Themen Industriebau oder Gewerbebau, oder der Durchmischung, gab es ein eindeutiges Votum für Industriebau: „Die Präferenz liegt für uns beim Industriebau, weil Gewerbebau doch weit gefasst ist und es mit guten architektonischen Beispielen schwierig ist. Auch Logistikgebäude gehören nicht in das Themenfeld Industrie, weil hier in einem anderen Maßstab agiert wird. Ein Bauwerk – das gilt damit auch für den Industriebau – ist nur gut, wenn es in allen Belangen die gesetzten Ansprüche erfüllt: gestalterisch, funktional, technisch, terminlich und natürlich auch hinsichtlich der Kosten. Beim Industriebau reicht es nicht aus, nur eine funktionsgerechte Hülle für die Produktion zu bieten. Wesentlich sind doch die Produktionsabläufe. Das heißt, bevor agn mit etwas Baulichem kommt, muss klar sein, was für die Produktionsabläufe und -prozesse an Fläche erforderlich ist. Und da spielen unterschiedlichste Beratungskompetenzen eine wichtige Rolle. Am Ende des Tages ist es dann auch nur eine Produktionshalle. Und: Alle Überlegungen führen nicht immer zu einer totalen Innovation, auch klassische Abläufe haben sich bewährt. Forschungen bei „Industrie 4.0“ zeigen, dass durch Robotik bei der Industrieproduktion keine Ablaufabhängigkeit zwingend erforderlich ist, man kann viel neutraler in die Fläche gehen. Dafür gibt es Beispiele, die schon mehr sind als nur Pilotprojekte. Trotzdem ist die räumlich hohe Flexibilität ebenso ein wichtiges Entwurfskriterium wie der Anspruch an umweltbewusstes Bauen, an Nachhaltigkeit. Die nicht zuletzt auch zu niedrigeren Energiekosten führt. Das Besondere eines Projektes ist auch die Angemessenheit aller Mittel, nämlich, auf einem sehr hohen Niveau viele Punkte und Aspekte zu bedienen und eben nicht nur den einen.“
Bei der gemeinsamen Projektauswahl fiel die Entscheidung auf die, die die Werthaltigkeit und Qualität wie auch den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen deutlich werden lassen, gleichzeitig den geforderten funktionalen Ansprüchen gerecht werden und innovativen Spielraum bei komplexen Prozessen zulassen (s. S. 24ff.). BF