Angemessenheit im Wandel
9. Brillux Architektenforum in Dresden

Vor einem Jahr im Porschemuseum in Stuttgart, in diesem Frühjahr in Frankfurt, immer haben die Architektenforen von Brillux einen besonderen Anspruch und Charme. Das 9. Brillux Architektenforum zum Thema „Angemessenheit im Wandel“ am 21. Oktober 2010 hätte keinen adäquateren Veranstaltungsort als Dresden einerseits und das Kurländer Palais andererseits wählen können. Mit Prof. Dr. E. h. Peter Kulka (Kulka Architekten, Köln und Dresden), Prof. Wolfgang Lorch (Wandel Hoefer Lorch Architekten + Stadtplaner BDA, Saarbrücken) sowie Rainer Sladek (Henn Architekten) waren drei hochkarätige Referenten eingeladen worden, die in dieser Stadt gearbeitet und mit ihren Projekten das Profil Dres­dens auf unterschiedliche Weise architektonisch mitgeprägt haben. Auch das war das Besondere, dass erstmals die Referenten gleichzeitig die Führung übernahmen und ihre Projekte selbst vor Ort erklärten.

Das Neben- und Miteinander zwischen historischer und zeitgenössischer Architektur ist in kaum einer anderen deutschen Stadt so spannungs- und eindrucksvoll ablesbar wie in Dresden. Hierauf nahmen die Architekten direkt Bezug, stellten ihre Ansätze, Arbeitsweisen und Projekte vor und diskutierten darüber, welche Parameter die Qualität und Identität des städtischen Raums im Wesentlichen bestimmen und welche Bedeutung in diesem Kontext Erneuerung und Bewahren haben.

„Dass sich bebaute Umwelt verändern muss, ist klar – doch was ist angemessen?“, diese Frage stellte Prof. Dr. E. h. Peter Kulka eingangs seines Vortrags. Anhand von Projekten in Dresden, aber auch an Beispielen aus Potsdam, Meschede, Stuttgart und Leipzig erläuterte der Architekt sein Vorgehen bei der Sanierung historischer Bausubstanz. „Unsere Aufgabe ist es, moderne Lösungen zu schaffen. Auch Rekonstruktionen können moderne Lösung sein. Doch das schlecht Nachgebaute bleibt schlecht“, sagte Kulka.

Bedeutenden architektonischen Einfluss erlangte das Büro Wandel Hoefer Lorch Architekten + Stadtplaner BDA insbesondere mit Bauten im sakralen und kulturellen Bereich. So gehört der Komplex der Synagoge und des Gemeindezentrums der sächsischen Landeshauptstadt Dresden zu den in den letzten Jahren am meisten beachteten Bauprojekten jüdischer Gemeinden in Deutschland. „Die neue Synagoge in Dresden kann als analoge Architektur bezeichnet werden, insofern sie mit den Tempel- und Zeltmotiven die architektonische Grunderfahrung des Judentums anspricht“, so Prof. Lorch.

Rainer Sladek, Projektpartner bei Henn Architekten, München, gab mit seinem Vortrag zur Gläsernen Manufaktur Einblicke in ein neues Verständnis von Automobilfertigung der Oberklasse. Mit der 150 Meter langen, komplett verglasten L-förmigen Montagehalle entwarf Prof. Gunter Henn, der auch Architekt der Autostadt Wolfsburg ist, eine filigrane Glas-/Stahlgebäudekonstruktion, die Automobilherstellung sicht- und erlebbar macht. „Architektur wird zur umgebenden Hülle für das, was drinnen stattfindet“, so Rainer Sladek in seinem Vortrag.

Schon traditionell ist die abschließende Podiumsdiskussion bei den Brillux Architektenforen, bei der die Referenten persönliche Anmerkungen zur Architektur, zum Umgang mit Materialien und Oberflächen machen, die in lebendiger Weise hinterfragt und diskutiert wurden.

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