Zukunftstrends – Zukunftsfragen – 13. Brillux Architektenforum in Berlin
www.brillux.de/architekten, Architektenforum

Die Brillux Architektenforen sind für Architek­ten und Planer inzwischen ein fester Termin. In einer gelungenen Mischung aus Exkursionen und Vorträgen stellen sie in wechselnden Städten – fernab jeglicher Produkt- und Unternehmenswerbung – regionale zeitgenössische Architekturprojekte vor, greifen aktuelle Architekturdebatten auf, betrachten gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen und beleuchten so, was Urbanität in der Architektur ausmacht.

Über 250 Architekten und Planer waren der Einladung von Brillux nach Berlin gefolgt, um in der sich ständig wandelnden Stadt mit ihrer lebhaften Gegenwart und bewegten Vergangenheit zu diskutieren, welche neuen Fragestellungen uns beim Nachdenken über die Zukunft beschäftigen werden. Die Akademie der Künste am Pariser Platz von Günther Behnisch war der architektonisch passende Ort, um über Zukunftstrends und Zukunftsfragen in der Architektur zu reden und zu diskutieren.

Wie immer beim Brillux Architektenforum standen zum Auftakt der Veranstaltung am Vormittag fachkundig geführte Architekturexkursionen auf dem Programm. Sieben Thementouren, alle am Pariser Platz beginnend, standen zur Auswahl, um sich in knapp drei Stunden ein architektonisches Bild von besonderen Orten und Gebäuden zu machen, die sonst nicht oder nur eingeschränkt zugänglich sind. Im Fokus standen dabei preisgekrönte Sanierungen, sensibel angefügte Neubauelemente; Architektur, die die Spuren der Vergangenheit nicht verwischt, eindrucksvoller Ort des Gedenkens; gigantische innerstädtische Neubauprojekte, ein neues Gesicht der politischen Macht. Andererseits eine alternde Infrastruktur, die wenig nachhaltige Energieversorgung, der nervende Verkehr. Berlin besteht zudem immer noch aus zwei Hälften, die immer noch und in wenigen Jahren zusammenwachsen sollen; nachdem sie sich ein halbes Jahrhundert lang unabhängig voneinander entwickelt haben. All das ist Berlin. Und es wird weiter gebaut.

Soziologie trifft Architektur

Mit einem hochkarätig besetzten Podium ging es am Nachmittag weiter. Erstmals bei dem Forum ein „Nicht-Architekt“ als Referent, der Münchener Soziologe Prof. Dr. Armin Nassehi, einer der profiliertesten Redner über Zukunftsforschung. Er stimmte mit seinen sieben Fragestellungen mitreißend auf das Thema ein, was zukünftig auch die Ansprüche an Architektur verändern wird. Entscheidend für den Münchener Soziologen ist, dass unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen die Kulturen und die Logiken anderer Bereiche verstehen. „Alles was geschieht, geschieht in der Gegenwart“, so Prof. Nassehi. Das trifft auf die Planung der Zukunft genauso zu, wie auf die von Gebäuden. Als wichtige Ressource für das Leben in der Stadt bezeichnet er „Fremdheit“: „In Städten kommt das zusammen, was nicht zusammen gehört. Und nicht obwohl, sondern weil wir uns fremd sind, können wir miteinander umgehen.“ Nassehi selbst will keine Zukunftsprognosen abgeben, sondern lediglich Hilfestellungen, indem er aufzeigt, in welchem Kontext wir über Zukunft nachdenken.

Interdisziplinäres Miteinander

Kilian Kada, kadawittfeldarchitektur in Aachen,
stellte in seinem Vortrag das „interdisziplinäre Miteinander“ vor und gab einen Einblick in die eigene Arbeitsweise: „In unserem als ‚open space’ gestalteten Aachener Büro arbeiten wir als Team mit über 70 Mitarbeitern eng mit Künstlern, Designern und anderen Architekten zusammen. Die drei Ks bestimmen dabei die Arbeitseinstellung: Kommunikation, Konzeption, Kooperation.“ Die Bandbreite ihres kreativen Schaffens und des interdisziplinären Ansatzes spiegelt sich für Kilian Kada „in der Verknüpfung von Architektur, Innenarchitektur und Design zum einen und an der Schnittstelle von städtebaulichen Planungen und urbanen Projekten zum anderen.“

Visionäre Denkanstöße

Humorvoll und engagiert ging auch Michael Schumacher, schneider+schumacher Architekten, Frankfurt a. M., an das Thema Zukunft heran. In Erinnerung bleiben wird das Bild von seinem Tesla Roadster, einem Elektrosportwagen, das er nutzte, um zu verdeutlichen, dass wir zukünftig Dinge neu belegen und uns von herkömmlichen Bildern verabschieden müssen. Inspiriert von einem Autobahnkirchen-Schild entwarfen die Frankfurter Architekten ihre „Piktrogramm-Autobahnkirche Siegerland“ als direktes Abbild. „Auto­höfe sind kleine Städte, aber ohne jede Urbanität: Um sich in diesem Umfeld zu behaupten, bedarf es einer unmissverständlichen Direktheit: Ich bin eine Kirche“, so der Architekt. Visionäre Denkanstöße gab es anhand weiterer aktueller Architekturprojekte des Büros. So das „Städel Museum Frankfurt“ oder das „Forschungs- und Entwicklungszentrum Fronius“ in Österreich. Ihre Botschaft: Klarheit und Einfachheit, offene und flexible Strukturen mit sehr guter Orientierung. Mit diesem Konzept haben die Städelschüler den Zuschlag für eine Vielzahl anspruchsvoller Architekturprojekte erhalten.

Weitere Informationen, Impressionen und Ausblicke auf der oben genannten Website. BF

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