Jede Kelchstütze ein Unikat
Schon für die Realisierung der Baugrube für den Stuttgart-21-Tiefbahnhof gab es kein Durchwinken nach Meilensteinplanung. Und mit jedem Bauteil, das im aufgewühlten, ehemaligen Schlossgartenteil fertiggestellt wird, kommen neue, nennen wir sie einmal: Herausforderungen.
Auf einer Pressekonferenz vor Ort konnte man sich anschauen, woran gerade intensiv gearbeitet wird: an den Kelchstützen. Also nicht gleich an allen, es sollen am Ende 28 werden. An der ersten der rund 10 m hohen Stützen, die man viel lieber eine ingeniöse Bauskulptur nennen wollte, stehen die ersten Schaleinheiten für die Stütze mit Tageslichtrutsche. Diese erste Ortbetonarbeit, die aus vielen Schalabschnitten besteht und über ihrem schlanken Fuß einen Kelchdurchmesser von mehr als 30 m haben wird, soll erst Ende 2017 fertiggestellt sein. Zurzeit werden die ersten Schalelemente mit Spezialbeton gefüllt – nachdem das Eisenbahn-Bundesamt schließlich die 18. Planänderung der Bahn genehmigt hatte.
Ab 2018 sollen dann ca. halbjährlich bis zu drei Stützen gegossen werden, so dass der Rohbau etwa 2021 fertig sein wird. Die Bahn will den Tiefbahnhof Ende 2023 in Betrieb nehmen, also noch im 21. Jahrhundert.
Dass die Betonierarbeiten auch für einen Großen der Branche, die Stuttgarter Züblin, nicht aus der Hand zu schütteln waren, zeigen die verschiedenen Versuche, geeignete Schalelemente für die organisch geformten und hochbewehrten Stützen zu finden. Züblin nahm schließlich mit Kunststoff bestriche-nes Schichtholz. Die bis zu 28 mm starken Bewehrungsstäbe werden, da sie in der nötigen Länge nicht verzugsfrei geformt werden konnten, jetzt teils mit Muffen verbunden. Da die komplizierte Bewehrung nicht in der Schalung gefertigt werden kann, wird erst ein Hilfsgerüst für deren Aufbau aufgestellt bevor dann der 1,5 Mio. € teure Schalmantel platziert wird. Der dem aus Brandschutzgründen beigefügte Kunststoff darf im Beton nicht wärmer als 70 °C werden, sonst verklebt die Schalung untrennbar mit dem Beton. 2024? Oder doch erst 2030? Aber wie schon gesagt, der Projektname passt bis 2099. Ab dann wird es schwierig. Be. K.