Jörg Schlaich (1934-2021)
Jedes Menschenleben lässt sich in Zahlen fassen, doch was sagen diese über den Menschen aus? Am 17.10.1934 in Stetten, Remstal, geboren, jetzt, am 4.9.2021 in Berlin gestorben, fast 87-jährig. Mit Jörg Schlaich, Dr.-Ing. und Gründungspartner eines der heute großen und entwicklungsstarken Ingenieur- und Tragwerkplanungsbüros Deutschlands und darüber hinaus, ist ein kluger Ingenieursmensch aus unserer Welt gegangen. Hinterlassen hat er Großartiges, Gebautes, Gedachtes, fertige Projekte und solche, an denen andere weitermachen werden, weitermachen sollten.
Studium der Architektur und des Bauingenieurwesens, TH Stuttgart und Berlin 1953–58. 1959–60 Assistent und Dozent für Statik und Stahlbeton am Case Institute of Technology in Cleveland, Ohio, USA, Master of Science in Civil Engineering (M. Sc.). 1960–62 Studien über Probleme der Stahlbetonkonstruktionen, Universität Stuttgart, Dissertation zum Doktor-Ingenieur. Bei Leonhardt und Andrä hatte er gearbeitet, war dort bald Partner. Verschiedene Lehraufträge, dann bis 2000 Professor und Direktor des Instituts für Massivbau, später für Entwerfen und Konstruieren, Universität Stuttgart. Da hatte Jörg Schlaich längst schon (1980) mit Rudolf Bergermann das Büro Schlaich Bergermann und Partner gegründet, heute meist nur noch kurz „sbp“; in Stuttgart, dann in Berlin, New York, Sao Paulo, Shanghai und Paris.
Man könnte Projekte aufzählen, doch das würde zu lang. Wesentlicher erscheint die Zusammenarbeit mit Ingenieurskollegen wie Frei Otto und natürlich Fritz Leonardt; er arbeitete mit den Architekten Gottfried Böhm, Günter Behnisch und vielen, vielen anderen, immer auf der Suche nach der optimalen (Kräfteverläufe, Materialeinsatz) und zugleich ästhetisch höchst anspruchsvollen Lösung. Zugleich war der Ingenieur zutiefst davon überzeugt, dass die KönnerInnen seiner Zunft die Welt besser machen sollten (durch Aufwindkraftwerke beispielsweise).
Er werde, so schreibt sbp auf der Webseite, die Zukunft des Bauens auch weiterhin beeinflussen. Daran kann kein Zweifel bestehen. Dass in diesem Jahr, am 15. Januar, bereits seine wenige Jahre ältere Schwester, Brigitte Peterhans, verstarb, u. a. ehemalige Ass. Partnerin bei SOM, haben wir nicht berichtet; was im Nachhinein sehr beschämt. Be. K.