Schmuckstück(e) im rechten Licht

Juwelier und Optiker,
Ludwigsburg

Nach Neuordnung der Innenbereiche von zwei Bestandsgebäuden und einem verbindendem Neubau wurde bei Juwelier Hunke in Ludwigsburg ein Beleuchtungskonzept realisiert, das die Raumwahrnehmung ebenso unterstützt wie die gewünschte Eleganz. Natürlich wurden auch die Exponate mit hohen Beleuchtungsstärken ins rechte Licht gesetzt.

2014 fanden die Stadt Ludwigsburg und Thomas Hunke unter der Federführung der BBP einen Konsens bezüglich der seit Jahren geplanten Modernisierung und Zusammenlegung der Juwelier- und Optiker-Geschäfte des traditionsreichen Familienunternehmens. Die Ladenlokale befinden sich in einem Ensemble teils denkmalgeschützter Häuser und sind Teil des kulturellen stadtgeschichtlichen Erbes. Die Stadt stimmte schließlich zu, den Innenbereich unter Mitwirkung eines Gestaltungsbeirats und bei Erhalt der historischen Fassaden neu zu ordnen, um Schmuck, Uhren und Augenoptik in einem zukunftsfähigen Ladenlokal unter einem Dach zu vereinen.

Durch den Umbau zweier Bestandsgebäude und eines dritten Ersatzneubaus verband das Planerteam BBP/Ippolito Fleitz Group die zuvor räumlich getrennten Nutzungseinheiten zu einem schlüssigen Grund­riss. Neben dem denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshaus des ehemaligen Hofjuweliers Kiesel wurden Teile des Hinterhofs und die dort befindliche Königliche Silberschmiede in die Maßnahme integriert. In enger Abstimmung mit dem Bauherrn hat das Stuttgarter Design-Studio Verkaufsräume mit zurückhaltend eleganter Wohnatmosphäre geschaf­fen. Hochwertige Materialien für den Innenausbau und die Dekoration bilden den luxuriösen Rahmen für Schmuckstücke, Uhren und Brillen, ohne bei den Kunden Schwellenangst zu erzeugen.

Gute Beleuchtung: verkaufsentscheidende Bedeutung

Schon früh war den Designern und dem Bauherrn klar, dass ein professionelles Lichtdesign zur Unterstützung der Strahlkraft der neuen Geschäftsräume und natürlich auch der Produkte hinzugezogen werden sollte. Mit dem Geschäft der Eltern groß geworden, kenne Thomas Hunke sein Metier von Kindesbeinen an und wisse, welche verkaufsentscheidende Bedeutung eine gute Beleuchtung insbesondere im Segment Schmuck und Uhren hat, war im Gespräch mit Gerd Pfarré zu erfahren.

Etwas später als bei anderen Aufträgen, aber früh genug, um alles richtig machen zu können, kam pfarré lighting design aus München in das Projekt und begann 2015 mit der Planung seines Konzepts. „Wir müssen das Licht dort hinbringen, wo es gebraucht wird und können nichts dem Zufall überlassen“ erklärt Gerd Pfarré. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung – auch in der Beleuchtung nationaler und internationaler Juwelier- und Optikgeschäfte – stand das Grundkonzept schnell fest. „Gerd Pfarré wusste ziemlich schnell, was zu tun ist. Und wir wussten, dass wir uns darauf verlassen können“, so Christian Kirschenmann, Projektleiter bei Ippolito Fleitz . „Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen und kennen uns sehr gut.“ Grund­lage für das Lichtkonzept waren Renderings von Ippolito Fleitz, in denen die geplanten Räume mit Flächen, Farben, Materialien und Möbeln belegt sind. Im ersten Schritt gehe es Gerd Pfarré immer um die Wahrnehmung des Raumes. Das Wichtigste sei, dass der Besucher weiß, wie er sich im Raum bewegen kann, weil er die Raumbegrenzungen erkennt und die Raumfolge versteht. Dies sei insbesondere bei kleinteiligen Produkten wie Schmuckstücken und Uhren wichtig, denn sie tragen das Potential zu Verwirrung. Der Kunde soll sich sicher fühlen, um sich den hochwertigen Produkten in Ruhe widmen zu können. Damit sei gleichzeitig eine längere und entspannte Verweildauer das Ziel.
Dekorative Leuchten ergänzen das Licht für die Raumwahrnehmung

Für die Raumwahrnehmung müssen alle vertikalen und horizontalen Rezeptionsflächen ausformuliert werden. Bei Hunke wird die horizontale Beleuchtung des Juwelier-Bereichs über große Lichtdeckenfelder erzielt, die in aufwändig ausgeformte Trockenbaukonstruktionen integriert wurden. Die von Gerd Pfarré konzipierten Lichtdecken erhellen den Boden aus poliertem Sichtestrich sowie die aufgelegten Einzelteppiche und spenden damit eine gute Allgemein­beleuchtung. Für die vertikale Beleuchtung sorgen Lichtvouten, welche die Wandverkleidungen und die farbigen Vorhänge mit Streiflichtern versehen. „Besonders schön finde ich, dass die Räume mit Teppichen und warmen Textilien ausgestattet sind“ schwärmt der Lichtdesigner, „Shops sind meistens kalt und hart. Hier ist alles weicher und wärmer. Und für uns sind das natürlich dankbare Flächen, weil wir sie zum Strahlen bringen können“.

Gezielt angeordnete, aber frei verteilt wirkende Kugelleuchten über den Beraterplätzen sorgen für die Aufhellung des Gesichts bei der Schmuckanprobe. Den Einsatz speziell dieses Produkts wünschten sich die Projektverantwortlichen bei Ippolito Fleitz aus gestalterischen Gründen. Das war in dem gesamten Projekt die einzige Vorgabe für Gerd Pfarré. Weitere dekorative Leuchten finden sich in dem zweigeschossigen Zentrum des Juwelierladens, das Teil des historischen Kiesel-Hauses ist. Dieses Zentrum wird von einem großen, kreisrunden Deckenrücksprung dominiert, aus dessen vergoldeter Oberfläche ein Bündel von 40 frei angeordneten Glasleuchten abgependelt wurde.

Hohe Beleuchtungsstärken für die Produktinszenierung

Die bis zu 4 000 lx starke Beleuchtung der Beraterplätze erfolgt über druckvolles, brillantes Licht, das die ausgestellten Schmuckstücke aus schwenkbaren, mit funkelnden Reflektoren aus dichroitischem Glas versehenen Serien-Einbaudownlights erhalten. Träger der Leuchten ist eine Sonderkonstruktion, die pfarré lighting design in drei Ausgestaltungsvarianten speziell für diese Beleuchtungsanforderung bei Hunke entwickelt hat. Ein schwarzes Gehäuse, das jeweils drei Strahler aufnimmt, ist mit einem gesondert angefertigten Trockenbauelement in die Decke eingesetzt. An Stellen mit zu geringer Einbauhöhe kommt ein schwarzer Kastenanbau zum Einsatz. In der dritten Variante wird das angefertigte Gehäuse im Luftraum abgependelt. Mit dieser Eigenentwicklung wird über allen Beratungs- und Verkaufstischen dieselbe Lichtqualität erreicht. „Mit diesem hoch konzentrierten Licht auf den Beratungstischen ist es gelungen, den Schmuckstücken reizvollen Glanz zu verleihen“, beschreibt Christian Kirschenmann. Die Sonderkonstruktionen wurden versetzt zur beleuchteten Fläche montiert, damit die Strahler den Schmuck zugunsten besserer Wirkung aus einem schrägen Winkel anleuchten. Im Übrigen tritt dadurch keine störende Reflexblendung auf den Glasoberflächen der Theken auf.

Die Eigentümer hatten sich sehr persönliche Räume gewünscht, welche die Geschichte des Gebäudes und der Familie mit einer entspannten Hochwertig­keit widerspiegeln. Die Realisierung dieses Ziels ist allen Projektbeteiligten gelungen. „Mit seinen Beleuchtungsideen hat Gerd Pfarré eine insgesamt sehr schöne Stimmung geschaffen, die unser Konzept unterstützt“, fasst Christian Kirschenmann die Arbeit des Lichtplaners zusammen. Mit entscheidend war die Rolle des Bauherrn, der sich sowohl bei den komplexen baulichen Eingriffen als auch bei der Innenarchitektur und der Gestaltung mit Licht engagiert in die Planungen eingebracht hatte. „Die Familie Hunke hat sich in sehr viele Details vertieft“, resümiert Gerd Pfarré. Er und sein Team schätzten dies sehr und es war ideal für die Zusammenarbeit und das Resultat. Petra Lasar, Rösrath

Baudaten

Objekt: Hunke Juwelier und Optik
Standort: Kirchstraße / Asperger Straße, 71634 Ludwigsburg
Typologie: Geschäftshaus, Ladenbau
Bauherr und Nutzer: Hunke GmbH, Kirchstraße 17-19, Ludwigsburg
Architekt: Peter W. Gerhards, BPP Bau Projekt Partner, Ges. für Bauprojekt-
management mbH, Gerlingen, www.bau-projekt-partner.de
Mitarbeiter: Andrea Gramberg, Nadja Lehwalder, Gisela Schneider,
Sven Pölsler, Iannis Tziridis
Bauzeit: März 2015 – Mai 2017

Fachplaner

Lichtplaner: pfarré lighting design, München, www.lichtplanung.com
Innenarchitektur: Ippolito Fleitz Group GmbH, Stuttgart, www.ifgroup.org
Tragwerkplanung: Wulle Lichti Walz, Beratende Ingenieure, Stuttgart,
www.wulle-lichti-walz.de
Brandschutz: Görtzen Stolbrink & Partner, Kalkar/Düsseldorf/Berlin/Bremen, www.goertzen-ingenieure.de
Bauphysik und Energieberatung: GN Bauphysik finkenberger + Kollegen Ingenieurgesellschaft mbH, Stuttgart, www.gn-bauphysik.de
Elektro: Esslinger Ingenieursgesellschaft, Leinfelden Echterdingen,
www.eig-haller.de
Heizung, Lüftung, Sanitär: IPTG Herrenberg, www.iptg-herrenberg.com
Geologie: Vees u. Partner, Baugrundinstitut GmbH, Leinfelden-Echterdingen,
www.geotechnik-vees.de
Geometer: Vermessungsbüro Schreyer-Espey-Falkner, Leinfelden-Echterdingen, www.vermessung-schreyer.de

Projektdaten

Flächen gesamtes Projekt
Brutto-Grundfläche: 2 485 m²
Nutzfläche: 1704 m²
Verkehrsfläche: 245 m²
Technische Funktionsfläche: 34 m²
Fläche Verkauf: 645  m²

Energiekonzept und Haustechnik

– Alle Gebäude inkl. Dächer entsprechend den aktuellen Vorschriften gedämmt (Wärmedämmverbundsysteme/Innendämmungen), Bestandsfassade im Bereich der Fußgängerzone (Kirchstraße) mit 50 mm Wärmedämmverbundsystem
versehen

– Elektro-, Wasser- und Gas-Installationen erneuert

– Gesamte Gebäude über Zentrale Heizungszentrale (Blockheizkraftwerk) beheizt, Heizflächen je nach Nutzung und Bestand als Fussboden-, Decken- und Konvektor-Heizflächen

Hersteller

Software:
Zeichnungen:
CAD Allplan, München, www.allplan.com
Ausschreibung: ORCA Software GmbH, Neubeuern, www.orca-software.com
Terminplanung: Microsoft Corporation, Redmond/USA, www.products.office.com

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