Kernkompetenz Komfort
Klimatechnik im Hotel:
Das The George, Hamburg

Die Kernkompetenz der Hotellerie heißt Komfort. Gutes Raumklima und ansprechendes Design schaffen Zufriedenheit beim Gast. Er bezahlt für erholsamen Schlaf und Entspannung oder für Konzentration und Leistungsfähigkeit, wenn er im Hotel arbeitet und tagt. Eine Voraussetzung dafür sind zugfreie, intuitiv regelbare und flüsterleise Klimaanlagen, die Klimatechnik und Heiz-/Kühlqualitäten zu einem Maximum an Behaglichkeit verbinden – bei gleichzeitig höchster Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. Entscheidend in Hotels sind die nahtlose Integration in der Haustechnik, die belegungsabhängige Temperaturregelung. Der Erfolg zeigt sich in hohen Energie- und damit Kosteneinsparungen und einem deutlichen Plus beim Gästekomfort – im exklusiven Stadthotel ebenso wie im Inhaber geführten ersten Haus am Platz.

Das The George in Hamburg liegt mitten im quirligen Multikulti-Stadtteil St. Georg, der durch die Eröffnung des Vier-Sterne-Design-Hotels eine weitere Attraktion neben dem Geburtshaus von Hans Albers oder dem Sitz des Erzbischofs von Hamburg dazu gewonnen hat. Nur 900 m vom Hauptbahnhof entfernt in der Barcastraße, nahe der Außenalster, entstand ein Stück Britannien mitten in Hamburg. Das nach außen hin zurückhaltend wirkende Haus entpuppt sich innen als quicklebendig, geprägt von britischer Lebensart, Ledersesseln und dicken Teppichen, üppigen Vorhängen und einer ganzen Menge poliertem Holz. „Das Design soll Spaß machen“, so der Geschäftführer Kai Hollmann. Sibylle von Heyden, die als Innenarchitektin ihre kreative Arbeit bereits in anderen Häusern Hollmanns unter Beweis stellen konnte, war auch für das Design im The George verantwortlich. Durch den hohen Anspruch an das Design und an den Geräuschpegel in den 125 „new british“ eingerichteten Hotelzimmern war auch die technische Gebäudeausrüstung eine Herausforderung. Der Trubel um das stadtnahe Hotel sollte draußen vor der Tür bleiben. Der Gast soll sich in seinem Zimmer erholen und eine ruhige Nacht erleben. Sein Schlaf soll weder vom Verkehrslärm noch von der Schallemission der Klimaanlage gestört werden. Der Gast möchte zwar zentral in der Stadt übernachten, aber hören möchte er davon nichts. Diesem Anspruch wollte man gerecht werden. Dementsprechend hoch waren die Schallanforderungen des Bauherren: Mit 25 dB(A) lagen die Werte über dem üblichen Standard und weit unter dem Geräuschpegel, den eine normale Unterhaltung erreicht, nämlich 40–60 dB(A).

Auch auf die Akustik zu den benachbarten Zimmern wurde größter Wert gelegt. „Nichts stört mich als Hotelgast mehr, als wenn ich in der Nacht Geräusche aus dem Nebenzimmer höre“, so Hollmann. Da ist es selbstverständlich, dass die Geräusche auch nicht hausgemacht sein dürfen, wie z.B. durch die Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik. Auch dort waren die Ansprüche hoch.

Das Ingenieurbüro Ridder Meyn Nuckel aus Norderstedt hatte diese schwere Aufgabe zu lösen. Um die Betriebskosten im Rahmen zu halten und die Bauherrenwünsche auch bei den Gebäudeeigenschafen zu erfüllen, entschloss man sich für eine hochwertige Fassade mit hohem Wärmeschutz. Die Fenster wurden mit Dreifachverglasung auf thermisch höchstem Niveau konzipiert, um eine Aufheizung der Räume zu verhindern.

Auch auf dem Dach – wie sollte es anders sein? – spielt ein niedriger Geräuschepegel eine große Rolle. Die Dachterrasse, mit Blick auf die Außenalster, darf durch die Haustechnik nicht gestört werden. Da kann das Direktverdampfungssystem mit geringen Betriebsgeräuschen trumpfen. Durch die zusätzliche Schallschutzwand, die die Technik optisch „versteckt“,  ist fast nicht zu hören: Dem Genuss des Fünf-Uhr-Tees im Dachcafè steht nichts im Weg.

Eine Lösung, die sich sehen lassen kann

Die Lüftungsanlage versorgt die Räume kontinuierlich und, das ist besonders wichtig, je nach Belegung steuerbar, mit gefilterter Frischluft, so dass die Fenster geschlossen bleiben können und der Gast zu jeder Zeit ein angenehmes, frisches Raumklima vorfindet. Die Luft wird über ein zentrales Lüftungs-
gerät auf dem Dach vorkonditioniert und je nach Jahreszeit aufgewärmt oder abgekühlt dem Raum zugeführt. Zur Abkühlung hat man sich für ein Direktverdampfungssystem entschieden, welches sich durch die Platz sparende Aufstellung, ca. 30 % niedrigeren Platzbedarf im Gegensatz zu einem Kaltwassersatz, und durch die stufenlose Leistungsanpassung auszeichnet. Der Wärme- bzw. Kältetransport wird dabei von einem Kältemittel übernommen.

Für die Zimmer wählte man bewusst ein Heizsystem ohne fossile Energieträger. Da die Zimmer über die Frischluft nicht ausreichend beheizt oder gekühlt werden konnten, musste man vor Ort aktiv werden und eine zusätzliche Anlage installieren. Eine Klimaanlage stand außer Frage: in der heutigen Zeit wird das bei einem so hohen Standard von den Gästen erwartet. Eine klassische Heizung mit einer Klimaanlage zu kombinieren ist natürlich möglich, aber ist es auch sinnvoll? Allein die Regelung barg einige Herausforderungen, da die beiden Anlagen gegeneinander hätten verriegelt werden müssen, um zeitgleiches Kühlen und Heizen zu vermeiden. Der Gast müsste sich womöglich mit zwei getrennten Reglern auseinandersetzen, wenn nicht ein übergeordnetes Regelprogramm aufgebaut werden soll. Es müsste Platz für eine Heizung und eine Klimaanlage in jedem Zimmer sein, das würde die Innenarchitektin bei ihrer Arbeit einschränken. Auch die Rohrleitungen benötigen Platz, die Versorgungsschächte müssten eventuell größer werden und an den Platzbedarf in den Etagen müsste auch gedacht werden.

Die Lösung: eine Beheizung mit moderner, Inverter geregelter Wärmepumpentechnik – und das monovalent. Die Temperierung erfolgt energieeffizient über die VRV (Variable Refrigerant Volume) Wärmepumpe, die aus geringer, zugeführter elektrischer Energie und aus der Außenluft maximale Heizleistung generiert und damit effektiver ist als andere Heizsysteme. Bei den durchschnittlichen Temperaturen in Hamburg von ca. 7°C erreicht die VRV-Anlage einen Wirkungsgrad von ca. 4, das bedeutet: Für 1 kW elektrischen Strom bekommt man 4 kW Wärme. Und sie kann etwas, wozu kein anderes Heizsystem fähig ist: Sie kann auch kühlen. So konnte auf weitere Heizungsinstallationen in den Zimmern verzichtet werden, außer in den Bädern, wo zusätzlich ein elektrischer Handtuchheizkörper eingesetzt wurde.

Die Zimmer werden nun über nur zwei Leitungen und Umluftklimagerät geheizt oder gekühlt, je nach Außentemperatur. Dazu wurden die Zimmer ihrer Ausrichtung entsprechend an verschiedene Außengeräte ange-schlossen. Die Zimmer auf der Ostseite wurden zusammengefasst, ebenso wie die Zimmer auf der Westseite. Dadurch können unterschiedliche Betriebsarten (Heizen oder Kühlen) für die Zimmer je nach Himmelsrichtung und Witterung gewählt werden. Das Belüftungssystem mit Wärmerückgewinnung passt die Temperatur und die Feuchtigkeit der einströmenden Frischluft an die Raumbedingungen an. Dadurch wird ein Abgleich zwischen Innen- und Außenbedingungen geschaffen, so dass die anfallende Kühl- und Heizlast erheblich verringert wird. Der dazu benötigte Umluftkonvektor saugt die Zimmerluft im Zimmerflur an und bringt sie, mit Frischluft versehen, über dem Eingang vom Schlafzimmer wieder ein. Da der Wärmetauscher direkt mit Kältemittel beaufschlagt wird und so über kleine Flächen große Leistungen abführen kann, hat er durch seine kompakte Bauform Platz in der abgehängten Decke im Eingangsbereich des Hotelzimmers.

Das Ansaugen und Einblasen der Luft geschieht, dank sehr leiser Geräte und zusätzlichen Schalldämpfern in den Lüftungskanälen, fast geräuschlos. Auch ist die Regelung über eine selbsterklärende Fernbedienung denkbar einfach. Die dafür benötigten Außengeräte fanden, wie auch die Lüftungsanlage, ihren Platz auf dem Dach. Alle Zimmer sind durch einen Kommunikations-Bus miteinander verbunden. Ein Bacnet Gateway stellt die Kommunikation zwischen der Hotelsoftware und dem Klimasystem her und ermöglicht eine Überwachung und Regelung von zentraler Stelle aus. Wenn der Gast unten am Empfang eincheckt, wird die Anlage von dort gestartet, so dass er ein wohl temperiertes Zimmer vorfindet – ganze ohne lange Vorlaufzeiten. Denn dank präziser und individueller Temperaturregelung ermöglicht die VRV-Klimaanlage extrem kurze Reaktionszeiten und kann z.B. auch die Konferenzräume innerhalb von Minuten aufheizen. In seinem Zimmer hat der Gast dann die Möglich

keit, über eine Fernbedienung individuell über Temperatur und Lüfterdrehzahl zu entscheiden.

Auch bei den Betriebskosten kann eine moderne Wärmepumpe im Heizfall mit einer Gasheizung mithalten. Und noch mehr: Die Wärmepumpe hat gegenüber Gas oder Öl einen geringeren CO2-Ausstoß und nutzt erneuerbare Energie, nämlich Luft. Für das Hotel The George wurde der Energieverbrauch für Kühlen und Heizen auf ca. 55 kWh/m² berechnet. Neben den Einsparmöglichkeiten liegt der zweite zentrale Vorteil jedoch im Komfort. All das, was der Gast nur unbewusst wahrnimmt – nicht nur das Design, sondern auch die Technik, die Beleuchtung, Musik und das Klima – sind im The George rundherum schlüssig und gelungen. Um allerdings den ganzen Tag im Hotel zu verbringen, hat die Stadt Hamburg viel zu viel Interessantes zu bieten. Nach einem anregenden Aufenthalt in Hamburg garantiert das The George dem Gast alles, was er braucht, um sich wohl zu fühlen, auch eine erholsame Nachtruhe.

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