Konsequente Bildauswahl
Kein Licht kann mit dem Tageslicht konkurrieren, denn das Tageslicht ist das ganze Licht. Abgesehen davon, dass wir in Zeiten, in welchen die Sonne nicht oder zu schwach scheint, auf künstlichen Ersatz verwiesen sind, ist das Sonnenlicht in vielfältiger Hinsicht zentral für unser (Über)Leben. Dabei gewinnt es an Schönheit und Wirkkraft, wenn es gefiltert unser Auge erreicht: Gefiltert durch transluzente Materialien, durch perforierte Strukturen, durch Reflexion, durch Körper im Lichtraum etc. Architekten aller Zeit haben sich darum bemüht, das Tageslicht rational wie emotional in ihre Architektur zu integrieren, ja ihre Architektur für den Lichtwandel zu konzipieren. Die vorliegende Publikation geht diesen Versuchen nach, wobei der Autor von unterschiedlichen Gesichtspunkten auf die „Licht und Architektur“-Geschichte schaut: vom Standpunkt des Ingenieurs, des Kunst- und Literaturwissenschaftlers und desjenigen, der diese Geschichten mit eigenen Augen erfahren hat. Seinen sieben Untersuchungen (Vergänglichkeit, Zerstäubung, Lumineszens u. a.) stellt er ausgewählte Projekte aus aller Welt nach (je zwei oder vier Seiten), die meisten alte Bekannte zu diesem Thema, wenige aus den letzten Jahren. Da möchte sich der Eindruck aufdrängen, hier nichts neues mehr zum Tageslicht in der Architektur lesen zu können; ein Irrtum, denn kaum einmal vorher war die Bilderauswahl so konsequent auf Lichtverläufe, auf Sonnenstand oder die Beeinflussung des natürlichen Lichtes durch Kunstlichtbeigaben dokumentiert wie hier. Damit wird die bildopulente Arbeit mit ihrem souveränen Haupttext dann doch wieder zum Füller einer Lehrstelle im längst überquellenden Regal.