Laufen Manifesto – Manifest einer humanen Entwurfskultur
www.laufenmanifesto.org
Endlich! Ein Manifest zur humanen Entwurfskultur (humane design culture) ist seit Ende November 2013 im Internet zu finden. Worum geht es? Es geht um eine Entwurfs- und Planungsstrategie, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt; ihn als (wohnendes) Subjekt wahrnimmt mit Bedürfnissen und Wünschen, woraus sich für den Entwurf wichtige Einflussgrößen ableiten lassen.
In sieben Punkten stellen Architekten und Stadtplaner, Journalisten und Kuratoren ihre Positionen vor, wie Architektur bestehende ökonomische, politische, soziale und Umweltsysteme verändern kann; für eine gerechtere Gesellschaft. Tatsächlich liest sich der Text wie ein Weltverbesserungs-Manifest, das unbedingt nötig ist. Laufen Manifesto, weil sich die Verfasser des Aufrufs im Anschluss an den die Ausstellung „Think Global, Build Social“ begleitenden Kongress noch einmal trafen, dieses Mal in der Stadt Laufen an der Salzach.
Die Verstädterung nimmt auf der ganzen Welt drastisch zu. Forscher prognostizieren, dass im Jahr 2050 zwei Milliarden Menschen in Armenvierteln leben werden. Das sind Herausforderungen, denen sich Architekten und Stadtplaner stellen müssen! Doch nicht indem sie in die vorgefundenen Strukturen brutal eingreifen, sondern beobachten, hinterfragen, verstehen und einbeziehen. Das Laufen Manifesto fordert eine Architektur mit Sinn und Verstand. Wobei „Mit welchen Materialien baue ich?“ und „Mit wem?“ essentielle Fragen sind, deren Antworten die lokale Wirtschaft stärken oder politische Entscheidungen lenken könnten – sicherlich jedoch die Teilhabe des Einzelnen am Ganzen beeinflussen.
Es ist ein Aufruf zum Handeln: Design kann helfen! Architekten, Stadtplaner und Designer werden aufgefordert ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. So enthält das Manifest sieben Grundsätze: Collaborating Eye to Eye (Partizipation, Zusammenarbeit stärken, Kreativität fördern), Designing Work (langfristig lokale Wirtschaft stärken), Unfurling Beauty (Schönheit, Harmonie und Balance mit der Natur), Identifying the Local (lokale und kontextspezifische Materialien und Bautechniken verwenden), Understanding the Territory (wirtschaftliche und soziale Beziehungen verstehen), Educating Designers (Architekturlehre verbessern) und Shaping Policy (top-down und bottom-up Planungen verbinden).
Es sind Strategien derer sich Architekten bei Planungen in Entwicklungsländern und auch vermehrt in Europa schon seit einiger Zeit bedienen. Jedoch fehlte bis dato eine gemeinsame Zielformulierung. Die wurde nun gemeinsam geschrieben von Anna Heringer, Andres Lepik, Hubert Klumpner, Peter Rich, Line Ramstad, Peter Cachola Schmal, Andres Bäppler, Emilio Caravatti, Dietmar Steiner, Christian Werthmann, Martin Rauch, Dominique Gauzin-Müller, Helena Sandman, Enrico Vianello, Rahul Mehrotra, Alejandro Restreppo, Susanne Hofmann, Anh-Linh Ngo, Louis Fernandez Galliano und Alejandro Encheverri. Gut so! Sie alle fordern die Architekten auf, individuelle Lösungen zu denken, die lokal angewendet werden können. Doch bitte nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Europa. Denn auch hier ist Wohnraum knapp. S.C.