Lernen von China?
Exakt vor fünf Jahren hatte ich das Glück, Zhang Ke, Gründer von ZAO/standardarchitecture, im Rahmen einer Ausstellungseröffnung seiner Arbeiten im Bielefeld Kunstverein zu sprechen (DBZ 04|20217). Damals waren einige der gezeigten Arbeiten noch Projekt, bei manchen zögerte der Architekt, ein Datum der Realisierung anzugeben. Nun liegt mit „Hutong Metabolismen“ eine kleine, sauber gemachte Publikation über die Arbeiten von ZAO/standardarchitecture vor und tatsächlich konnten viele der gezeigten Projekte damals offenbar gebaut werden.
Bis auf wenige, dann meist im Ausland realisierte Bauten konzentrieren sich die meist kleinen Arbeiten auf die chinesische Hauptstadt Peking. Das riesige Stadtgebilde ist in weiten Teilen bestimmt von „Hutong“ genannten Wohngebieten, deren maximal zweigeschossige Bauweise trotz aller Dichte viele chinesische Großstädte in die Breite haben wuchern lassen. Die Publikation nun zeigt verschiedene Arbeiten Zhang Kes in diesen historisch verwurzelten Quartiersstrukturen, seine Neuinterpretation der auf Bautraditionen gegründeten, teils aber verwahrlosten, teils von Abbruch bedrohten Nachbarschaften. Das Alte aufnehmen – Höfe, Zimmerausrichtung im öffentlich/privaten Bezugsfeld, Zu- und Übergänge – und es in etwas Neues transformieren, das sowohl chinesische, aber auch westliche Traditionen verarbeitet, das kennzeichnet das sehr intime, an den Ort gebundene Design der kleinen Perlen.
Dass die Projekteschau – Fotografie, Pläne, Erläuterungstexte – in Interviews, Essays auch zum Bauen in China insgesamt, in Gespräche mit den BewohnerInnen etc. eingebaut ist, bringt das ganze Gewicht der Arbeit von ZAO/standardarchitecture hervorragend zur Geltung. Ob wir, die wir immer nach Asien schauen, daraus für unser Wohnen lernen können? Ganz sicher. Die Frage allerdings ist, wie wir diese vertrauten wie zugleich exotischen Bilder in unser Bauen übersetzen können. Be. K.