Slowenische Architekten in Bielefeld

www.bielefelder-kunstverein.de

Können Sie sich noch daran erinnern, in welcher Ausstellung an welchem Ort Herzog & de Meuron ihre ersten Arbeiten gezeigt haben? Oder auf welcher Veranstaltung Rem Koolhaas, oder mit wem zusammen Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky und Michael Holzer ihre ersten pneumatischen Installationen zeigten? Wenigen ist es wohl vergönnt, Geburtsstunden solcher Art mitzuerleben, den Augenblick, von welchem an es aus der Dämmerung der Improvisation ins Helle und durchaus Grelle internationaler Prominenz geht.

Im ostwestfälischen Bielefeld könnte sich eine solche Geburtsstunde ereignen. In jedem Falle aber sind die, die hier dem Bielefelder Kunstverein noch bis zum 24. Juli 2011 einen Besuch abstatten, da­­bei gewesen; als mit der Ausstellung über Arbeiten von bevk perovic´
arhitekti und OFIS arhitekti zwei renommierte Vertreter der gegenwärtigen slowenischen Architekturszene sich selbst in Szene gesetzt haben. Beide Büros, beide in Ljubljana ansässig, werden als die
New­comer auf dem internationalen Architekturparkett gehandelt. In Bie­lefeld werden sie vorgestellt, stellen sie sich vor über realisierte
Projekte wie aktuelle Entwürfe in Form von Modellen, Videos und
Fotodokumentationen. Die in Deutschland einmalige Chance, bevk perovic´ arhitekti und OFIS arhitekti hautnah erleben zu können, verdanken wir dem BDA-Mitglied Andreas Wannenmacher, der die wohl bekanntesten Architekturbüros Sloweniens in den Kunstverein ein­geladen hat. Hier finden im Abstand von nunmehr zwei Jahren feine Präsentationen im Erdgeschoss, Halbkeller und Dach des Waldhofes statt, in welchem Claudio Silvestrin, Wandel Höfer Lorch und Hirsch, OMA, Delugan Meissl, Plasma Studio, Valerio Olgiati, MVRDV oder 3XN, um nur einige zu nennen, ihre aktuellen Arbeiten präsentierten.

Die Ausstellung in mehreren Räumen erlaubt einen Spaziergang durch eine Architekturlandschaft (vornehmlich Wohnungsbau), die uns so bekannt wie zugleich unbekannt vorkommt. Die Frage, ob sich in den Arbeiten typische slowenische Akzente finden lassen, kann an­gesichts der Farben-, Formen- und konzeptuellen Ansätze, die von
jedem Büro anders angegangen werden, so oder so beantwortet werden: Ja, es gibt sie, nein, es gibt sie nicht. Natürlich finden sich Verweise auf das historische Erbe (auch auf das architektonische, wenn man die Fassadengestaltung von Max Fabiani in Wien beispielsweise anschaut). Doch Rok Oman und Spela Videcnik von Ofis und Matija Bevk und Vasa Perovic´ von bevk perovic´ arhitekti sind inter­national vernetzte Planer, die genau wissen, was die Kollegen in Deutschland oder Spanien, China oder Chile bauen. Oder was sie diskutieren. Oder was man planen darf und was man planen muss, um dabei zu sein. Und dabei sind sie durchaus. Die Arbeit beider
Büros wurde bereits mehrfach in internationalen Architekturausstellungen und auf Biennalen in London, Moskau, Peking oder Venedig ausgestellt, zahlreiche Projekte wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet, so mit dem Mies van der Rohe Award, dem Piranesi Award oder dem Red Dot Design Award. Wer die Ausstellung besucht, wird verstehen, warum beide das Potential haben, ihr Renommee auszubauen. Das Bekannte in ihren Arbeiten, das teils eklektische Züge hat, teils frische, ungebundene Innovation zu sein scheint, wird sich in den kommenden Jahren verfeinern und mit jedem weiteren Projekt differenzieren. Vielleicht kann man dann irgendwann schreiben: Von Slowenien lernen! Warum eigentlich nicht?! Be. K.

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