Lichtqualität im BüroNutzerstudie von Zumtobel und Fraunhofer IAO
Im Fokus von modernen Bürokonzepten steht zunehmend der Mensch. Bei der Implementierung einer zukunftsfähigen Lichtlösung im Büro müssen Architekten, Ingenieure und Lichtplaner deshalb die aktuellen Arbeitsbedingungen und Nutzerbedürfnisse berücksichtigen. Um die zentralen Parameter für eine am Menschen ausgerichtete Bürobeleuchtung zu eruieren, überprüft Zumtobel gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO in einer globalen Nutzerstudie die aktuelle Situation an Büroarbeitsplätzen. Die Ergebnisse ermöglichen eine Ableitung konkreter Planungsprinzipien als Grundlage für leistungsfähige, nutzer- und tätigkeitsgerechte Beleuchtungskonzepte über bestehende Normen und Verfahrensweisen hinaus.
Seit November 2013 haben bereits 2 643 Büromitarbeiter [1] aus Europa mithilfe eines mehrsprachigen Online-Fragebogens die Lichtsituation ihres persönlichen Arbeitsumfeldes bewertet. Ziel der bis Ende 2014 laufenden Langzeitstudie [2] ist es, die wahrgenommene und erwartete Lichtqualität in unterschiedlichen Bürosituationen von möglichst vielen Nutzern beurteilen zu lassen und somit die konkreten Bedürfnisse verschiedener Nutzergruppen in unterschiedlichen Arbeitssituationen systematisch zu erfassen. Das Zwischenergebnis der von Zumtobel initiierten und in Kooperation mit dem Fraunhofer IAO durchgeführten Nutzerstudie untermauert die hohe Gewichtung einer am Menschen ausgerichteten Bürobeleuchtung – und zwar sowohl als unmittelbarer Wertschöpfungsfaktor als auch um die Attraktivität der Arbeitsplätze zu steigern und die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen über einen hohen Grad an Wohlbefinden und Zufriedenheit zu festigen.
Parameter der Nutzerstudie
In einem typischen Büroumfeld orientiert sich die Planung und Realisierung der Beleuchtung bislang an normierten Grenz- und Mindestwerten etwa für die Beleuchtungsstärke, Leuchtdichteverteilung oder Farbtemperatur. Darüber hinaus werden ergonomische Kriterien wie Blendfreiheit, Kontrast und Lichtverteilung berücksichtigt. Selten wurde dabei bisher der Wunsch des Nutzers als Entscheidungskriterium berücksichtigt, was im Wesentlichen daran lag, dass eine standardisierbare Grundlagenforschung fehlt. Da der Mensch aber zunehmend im Mittelpunkt moderner Bürokonzepte steht, ist es wichtig, dass sich die Architektur und Raumgestaltung – sowohl bei Neuplanungen als auch beim Bauen im Bestand – verstärkt an den Bedürfnissen von Büroarbeitern und ihren Tätigkeiten ausrichten. Die Beleuchtung im Arbeitsraum sollte an die architektonischen Vorgaben angepasst sein und die Architektur in ihrer Wirkung bestmöglich unterstützen. Architekten, Lichtplaner und Facility Manager finden in den Studienergebnissen eine fundierte Datengrundlage als Basis für leistungsfähige, nutzer- und tätigkeitsgerechte Beleuchtungskonzepte, um die abweichenden Bedürfnisse unterschiedlicher Mitarbeitergruppen besser zu verstehen. Damit können sie bei künftigen Beleuchtungsprojekten die tatsächlich wahrgenommene Lichtqualität jenseits bestehender Grenzwerte und Normen zusätzlich erhöhen.
Erste Ergebnisse
Bereits wenige Monate nach dem Start zeichnet sich deutlich ab, dass die Mehrzahl der befragten Büromitarbeiter eine individuell steuerbare und farbtemperaturveränderliche LED-Beleuchtung mit Direkt-/Indirektanteil bevorzugen. Signifikante 82,5 % der Befragten sprechen sich für eine Kombination aus Direkt- und Indirektlicht aus, wobei nur 38,3 % tatsächlich über eine solche Lösung verfügen. Gleichzeitig wünscht sich die Mehrzahl der Nutzer eine Beleuchtung, die sich den unterschiedlichen Arbeitsaufgaben flexibel anpassen lässt. Es zeigt sich aber auch, dass diesen Präferenzen in den seltensten Fällen Lösungen gegenüberstehen: 57,4 % der Befragten haben keinen oder nur eingeschränkten Einfluss, um die Lichtsituation ihren Bedürfnissen anzupassen. Das macht deutlich, wie groß der Bedarf an individuell steuerbaren LED-Lichtlösungen am Arbeitsplatz ist. Diese sollten die für jede Anforderung passende Beleuchtung bereitstellen und zugleich für eine optimale Lichtqualität und Energieeffizienz sorgen.
Beleuchtungsstärke
Interessante Ergebnisse zeigen sich auch bei der Befragung zur Beleuchtungsstärke: Mehr als 60 % der Studienteilnehmer bevorzugen Beleuchtungsstärken von 800 lx und mehr. Knapp 40 % sind mit 500 lx oder weniger zufrieden. Die große Mehrheit wünscht sich somit deutlich höhere Beleuchtungsstärken als von einschlägigen Normen verlangt. Über die verschiedenen Altersgruppen hinweg zeigen sich deutliche Abweichungen hinsichtlich der gewünschten Beleuchtungsstärke. Jüngere Menschen bis 35 Jahre erweisen sich dabei am „lichthungrigsten“. Fast 70 % dieser Altersgruppe wünscht sich Beleuchtungsstärken von 800 lx und mehr. Demgegenüber schwächt sich der Wunsch nach hohen Beleuchtungsstärken bei Befragten ab 36 Jahren leicht ab, wobei immer noch über 60 % 800 lx oder mehr bevorzugen.
Farbtemperatur
Bemerkenswerte Erkenntnisse liefert die Studie auch zu den Vorlieben der Befragten hinsichtlich der Farbtemperatur. Die Präferenzen bewegen sich – über alle Altersgruppen, Geschlechter und Nationalitäten hinweg – in einem Feld von 3 000 K und 6 000 K, wobei sich 4 000 K und 5 000 K mit großem Abstand als dominierende Szenarien zeigen. So arbeiten 93 % der Teilnehmer unter Beleuchtung mit neutraler oder warmer Farbtemperatur, die hinsichtlich Wohlbefinden, Zufriedenheit mit der Seh-/Lichtsituation und Lichtqualität deutlich besser bewertet wird. Auch ein Zusammenhang zwischen Raumform und bevorzugter Lichttemperatur ist erkennbar: In Einzel- und Zweipersonenbüros tendieren die Präferenzen eher zu wärmerem bzw. zu neutral weißem Licht mit einem Schwerpunkt von 4 000 K. Mitarbeiter in größeren Büros und offen gestalteten Office-Umgebungen bevorzugen etwas kühleres Licht mit 5 000 K. Diesen unterschiedlichen Bedürfnissen werden stufenlos farbtemperaturveränderliche LED-Leuchten am besten gerecht.
Individualität ist gefragt
Eine Lichtlösung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeht, legt somit mehr Eigenverantwortung in die Hände der Nutzer. Eine zentrale Steuerung bleibt darüber hinaus bestehen und sichert das Einsparpotential. Mit der persönlichen Steuerung der Arbeitsplatzleuchten wird zudem eine hohe Flexibilität erzielt: Individuell einstellbare Stehleuchten ergänzen als autonome Lichtquelle die Deckenbeleuchtung und ermöglichen so die individuelle Mischung von direktem und indirektem Licht. Die Studie zeigt, dass das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und die Lichtqualität bei vorhandener Stehleuchte höher bewertet werden.
In der Bewertung der Lichtquellen erhielt LED signifikante Bestnoten von den Studienteilnehmern, obwohl nur bei 10,5 % der Befragten LED als Lichtquelle am Arbeitsplatz realisiert ist. Eine Erklärung für die hohe Bewertung von LED liefert die moderne LED-Technologie selbst: Mit ihrer Hilfe kann die Beleuchtung in allen Tätigkeitsbereichen an die jeweiligen Anforderungen angepasst und so das richtige Licht für jede Sehaufgabe und Raumsituation bereitgestellt werden. Im Zusammenspiel mit dem Tageslicht fördert eine LED-Lichtlösung zudem das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter und senkt den Energieverbrauch zusätzlich.
Fazit der Nutzerstudie
Auf den Menschen abgestimmte LED-Lichtlösungen fördern das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, welches Potential eine nutzer- und anwendungsorientierte Beleuchtung für den Arbeitsraum darstellt. Ein auf den Nutzer ausgerichtetes, individuell steuerbares Licht steigert das Wohlbefinden und fordert die Gesundheit. Es stimuliert den menschlichen Organismus, erhöht die kognitive Leistung und gibt dem Arbeitsraum emotionale Qualität und Atmosphäre. Durch die Verfügbarkeit neuester adaptiver LED-Lichtsysteme wird die Lichtqualität im Arbeitsraum zu einem Wertschöpfungsfaktor. Der Bedarf an Systemen, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Nutzer orientieren, wird daher weiter zunehmen. Für die Anwendung dieser Prinzipien im Arbeitsraum sollten LED-Lichtsysteme der nächsten Generation eingesetzt werden, die eine individuelle Steuerung zum Beispiel der Helligkeit, der Farbtemperatur und der Lichtverteilung je nach Bedarf, Tätigkeit und Raumfunktion unterstützen.