Liebe Leserinnen und Leser,
im Zuge der aktuellen Klimadebatte stellt sich die Frage, wie auch das Bauen jetzt und in Zukunft klimaneutraler gestaltet werden kann. Eine Möglichkeit, die quasi auf der Hand liegt, ist der vermehrte Einsatz nachwachsender Rohstoffe wie z. B. Holz. Seit Jahren wird der Traditionsbaustoff immer beliebter, laut Statistischem Bundesamt hat der Holzhausbau in den letzten zehn Jahren um rund 50 % zugenommen. Nicht verwunderlich, denn neben dem positiven Image, den das Material bezüglich CO2-Einsparung hat, bietet es auch konstruktive Potentiale für unterschiedlichste Bauweisen und Einsatzgebiete.
Ob Massiv-, System- oder Modulbau, ob als Dachaufstockung für eine leichtgewichtige Flächenerweiterung im Bestand, ob im mehrgeschossigen Wohnungs- und Gewerbebau oder gar für Hochhäuser, wie es unsere Nachbarländer Norwegen und Österreich gerade gezeigt haben: Holz boomt. So ist es nun auch Aufgabe der Politik, für eine Novellierung im Baurecht zu sorgen, um gleiche Ausgangsvoraussetzungen für die unterschiedlichen Bauweisen zu haben und die neuen technischen Möglichkeiten, etwa beim Brandschutz, auszuschöpfen.
Eine Spezialisierung auf das Thema kann auch Initial für eine Bürogründung sein, wie es unsere Heftpartner, FAT ARCHITECTS, aus Luxemburg gezeigt haben. Der Standort ist bewusst gewählt, denn gerade dort findet momentan ein sehr deutlicher Switch in Richtung Holzbau statt und bietet durch kurze Entscheidungswege gute Ausgangsvoraussetzungen. Aufmerksam wurden wir auf das Büro über ihr Projekt eines temporären Info-Pavillons am Militärflugplatz Dübendorf bei Zürich. Die geschickte Verbindung von Freiform und Holzmodulbau stellen wir Ihnen ab Seite 22 im Detail vor.
Aber Holzbau kann noch mehr – durch eine hohe Vorfertigung entstanden in Graz in kürzester Zeit qualitativ hochwertige Geschosswohnungen nach Vorgaben des sozialen Wohnungsbaus. Oder das AFZ Assessment- und Förderzentrum in Neuwied, das sich für einen Bürobau aus Holz mit enormer Transparenz präsentiert. Beim Green Office in Paris standen besondere technische Anforderungen im Fokus der Planung. Eine sicher nicht alltägliche Bauaufgabe, aber ein herausragendes Beispiel für das Zusammenspiel von gestalterischer Idee und technischer Finesse ist die Cambridge Mosque, bei der eine traditionelle Ornamentik in eine moderne Holzkonstruktion überführt wurde.
So unterschiedlich die Ansätze auch sein mögen, ein optimales Ergebnis bis ins Detail entsteht vor allem auch über integrale Planungsteams, bei denen Architekten, Ingenieure und Holzbauer von Anfang an gemeinsam am Tisch sitzen. In Luxemburg tun sie das seit Ende September im neuen Büro von FAT in Moufort – aus translozierten und umgebauten Holzmodulen, die Herzog & de Meuron als Interimslösung für einen Neubau in den Bergen anfertigen ließen.