Liebe Leserinnen und Leser,

der englische Titel Health Care, den wir zum Heftthema dieser Ausgabe gemacht haben, transportiert für uns – treffender als das deutsche Wort Gesundheitsbauten – den Anspruch und die Veränderungen, die sich in diesem Segment in den vergangenen Jahren vollzogen haben. Gesundheit gilt seit jeher als ein hohes Gut, wenn nicht sogar als Synonym für ein gutes Leben – und wir kümmern uns, etwa durch Sport, ausgewogene Ernährung oder die Nutzung diverser Health-Apps, immer vehementer darum, Körper und Geist gesund zu erhalten. Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie hat sich diese Sichtweise sicher noch weiter verstärkt. Nicht nur die persönliche Einflussnahme auf den eigenen Gesundheitszustand, sondern auch die Institutionen des Gesundheitswesens sind stärker in den Fokus gerückt. Gesundheitsämter und Arztpraxen, Krankenhäuser, Impfzentren oder Reha-Kliniken werden gerade, nicht nur in Hinblick auf ihre (Nicht-)Funktionalität, sondern auch von der Planerseite verstärkt unter die Lupe genommen. Das Verständnis für und die Ansprüche an Einrichtungen und Bauten des Gesundheitswesens haben sich gewandelt. In dem Maße, wie das Wissen über Gesundheitsfragen und den menschlichen Körper radikal angestiegen ist, so wächst auch das Bedürfnis, im Krankheitsfall nicht nur medizinisch gut versorgt zu werden, sondern auch in einer Umgebung zu genesen, die das Wohlbefinden als PatientIn positiv beeinflusst und den Heilungsprozess beschleunigt. Dies führt einerseits dazu, dass PatientInnen ÄrztInnen bzw. den entsprechenden Institutionen mit einem neuen Selbstverständnis gegenüber treten und hat anderseits eben auch Auswirkungen auf die Anforderungen an ArchitektInnen, die sich mit Bauaufgaben des Gesundheitswesens beschäftigen. Galten diese lange Zeit als reines, eher unattraktives Spezialgebiet, so eröffnen sich heute zunehmend spannende Gestaltungsaufgaben mit hohem Innovationspotential: Technologische Errungenschaften führen zu einer Neuorganisation von Prozessen und der Optimierung von Raumfolgen, wirtschaftliche und zeitliche Zwänge be­feuern modulare Konzepte, und zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse erlauben die Neubewertung von Faktoren wie Licht und Materialien bei der Gestaltung von Räumen für die PatientInnen und der Arbeitsumgebung für die Angestellten. Der Sprung von der Healing Architecture zur Holistic Architecture ist in einigen Segmenten bereits vollzogen – Gesundheitseinrichtungen, die, inspiriert von Hotellerie und Tourismus, ihr Angebot auf ganz spezielle Zielgruppen und deren Bedürfnisse nach bestimmten Behandlungs- und Rehabilitationsmethoden in urlaubsähnlicher Atmosphäre ausgerichtet haben.

All dies haben wir diskutiert – mit unseren Heftpartnern Barbara Schott und Edzard Schultz aus dem Berliner Büro Heinle Wischer und Partner. Neben ihrem Standpunkt zum Thema auf Seite 22 und dem Projekt Humboldt-Klinikum ab Seite 24 gibt auch unsere aktuelle Podcast-Folge zum temporären Corona-Behandlungszentrum auf dem Berliner Messegelände und den gerade entstandenen Berliner Impfzentren Einblick in ihre Arbeit. Vier weitere Architekturprojekte aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Österreich sowie die Produktanwendungen verweisen auf das enorme Spektrum und vielleicht auch mal auf eine andere Sichtweise auf Bauaufgaben im Sektor Health Care. Ergänzend lesen Sie in unserer Bautechnik Fachliches zu Akustikdecken und raumlufttechnischen Anlagen für Bauten des Gesundheitswesens.

Take care und ein herzlicher Gruß!

Katja Reich

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