„Match up“ – EXPO REAL als europäische Networking-Gelegenheit
Architekten auf der 17. Internationalen Fachmesse in München
Gut gelaunt kam in München vom 6. bis zum 8. Oktober die Immobilienwirtschaft zur 17. EXPO REAL, der internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen, zusammen. So viel Geld sei selten im Raum gewesen – in dieser Einschätzung stimmten viele der 1.655 Aussteller aus 34 Ländern überein. Auf vielfachen Wunsch der Messeteilnehmer führte die Messe München in diesem Jahr zum ersten Mal die Internetplattform „Match up“ ein. Als Präsentations- und Kontaktbörse soll „Match-up“ nach gelungener Premiere nun das gesamte Jahr den Kontakt zwischen Investoren, Dienstleistern und Nutzern beflügeln.
Als große europäische Networking-Gelegenheit verzeichnete die EXPO REAL in diesem Jahr vor allem einen Zuwachs aus dem Ausland. Die Top Ten der Besucherländer wurde von Großbritannien und den Niederlanden angeführt, gefolgt von Österreich, Schweiz, Frankreich, Polen, Tschechische Republik, USA, Russische Föderation und Luxemburg. Vor allem die Präsentation der niederländischen Metropolregionen zog mit dem Besuch von Stef Blok, dem niederländischen Minister für Wohnungsbau, die Aufmerksamkeit der täglich auf der Messe druckfrisch produzierten Immobilien Zeitung auf sich. Auf der Holland Property Plaza waren neben Städten und Investoren auch Architekten vertreten.
Das Amsterdamer Architekturbüro UNStudio nimmt schon seit einigen Jahren an der EXPO REAL teil. Die Gründer Prof. Ben van Berkel und Caroline Bos präsentierten neben aktuellen Projekten die neue Urban Unit, welche die bisherigen UNStudio-Wissensplattformen in den Bereichen Nachhaltigkeit, parametrisches Entwerfen, Organisation und neue Materialien ergänzt. Caroline Bos, Kunsthistorikerin wie auch Stadt- und Regionalplanerin, sprach auf ihrem ersten EXPO REAL-Besuch mit vielen Kommunen und Kooperationspartnern. Die offene und unkomplizierte Gesprächsatmosphäre sei ein überraschender Augenöffner gewesen und habe viele Möglichkeiten geboten, sich mit möglichen Kooperationspartnern auszutauschen. Als wissensbasiertes Architekturbüro, so Caroline Bos weiter, pflege UNStudio den engen Kontakt mit der Immobilienwirtschaft, um aktuelle Entwicklungen wie die Digitalisierung des Bauens in die Forschungstätigkeit des Architekturbüros einzubinden und erforderliche Weiterentwicklungen anzuregen.
Einen geplanten Wohn- und Bürokomplex von UNStudio mit 18 500 m² Nutzfläche im Stadtquartier Baumkirchen Mitte stellte die österreichische Immobiliengesellschaft CA Immobilien Anlagen AG (CA Immo) auf dem Stand der Metropolregion München vor. Unter der Überschrift „Natur findet Stadt“ entwickeln die Projektpartner CA Immo und PATRIZIA das 130 000 m² umfassende, ehemalige Bahnbetriebswerk München 4 in Berg am Laim. Tobias Jauch, Leiter der CA Immo München, unterstrich, dass sein Unternehmen im Rahmen von Wettbewerben gerne mit Architekten wie UNStudio zusammenarbeite, die ein markantes Design vorlegen und zusätzlich über ein detailliertes Marktverständnis verfügen. Die Entwürfe würden in gemeinsamen Gesprächen auf die Bedürfnisse der Nutzer hin stimmig weiterentwickelt. Design sei so ein wesentlicher Faktor für die Nachhaltigkeit von Gebäuden.
Neben den Metropolregionen der Niederlande und München präsentierte sich auch die Hansestadt Hamburg als attraktiver Standort für Investitionen. Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter sah die EXPO REAL auch in diesem Jahr wieder als erfolgreiche Arbeitsmesse, in der vor allem die Gespräche im Mittelpunkt standen. Auch wenn direkte Vertragsabschlüsse selten seien, könnten hier unkompliziert Einschätzungen über Trends und Projektideen mit nationalen und europäischen Partnern ausgetauscht werden. Ein Austausch, der in einer Branche von großer Bedeutung sei, die sich seit den Anfängen der Messe vor fast zwanzig Jahren stark gewandelt habe. Viele kleine Banken seien zugunsten großer Häuser verschwunden und auch die aktuellen Umstrukturierungen der Big Player würden die Branche langfristig verändern. Aktuell sei die Präsentation vieler Städte im Verband von Metropolregionen ein Trend, der sich voraussichtlich auch in den nächsten Jahren fortsetzten würde.
Am letzten Messetag blickte die Bundesstiftung Baukultur auf eine erfolgreiche Präsentation mit Veranstaltungen und Gesprächen zurück. Seit einem Jahr geht die Bundesstiftung neue Wege und fördert mit Messeauftritten auf der internationalen Immobilienmesse MIPIM in Cannes, der EXPO REAL und BAU in München den Dialog zwischen den am Bau beteiligten Akteuren. „Wir beobachten, dass Baukultur in der Immobilienwirtschaft als Qualitätsmerkmal ankommt. Baukultur darf dabei nicht nur als ästhetische Kategorie verstanden werden. Soziale und ökologische Nachhaltigkeit aber auch die Kultur der Planung selber gehören für mich zum Begriff Baukultur,“ erläuterte Vorstandvorsitzender Reiner Nagel die neue Ausrichtung der Bundesstiftung. Insbesondere die Diskussionsveranstaltung „Baukultur als Leitbild der Immobilienwirtschaft“ fand am 7. Oktober aus Sicht der drei Veranstalter großen Anklang. Die Architekten Armand Grüntuch und Gerhard Wittfeld erörterten mit Vertretern aus der Immobilien- und Wohnungswirtschaft, welche baukulturellen Werte dem Bauen zugrunde liegen sollten und wie diese im Planungsprozess durch sinnvolle Verfahren unterstützt werden könnten.
Als Abschluss wurde das Buch „Ausgezeichnete Architektur und Ingenieurbaukunst“ mit einem Vortrag von Prof. Arno Lederer vorgestellt. Diese Publikation fasst zum ersten Mal in einem kompakten Überblick 50 aktuelle, preisgekrönte und realisierte Bauprojekte aus dem Zeitraum 2012 bis 2014 zusammen. In den abschließenden Gesprächen waren sich Barbara Ettinger-Brinkmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, und Reiner Nagel einig ― auch im nächsten Jahr wird man mit einem Gemeinschaftsstand die Architekten auf der EXPO REAL aktiv unterstützen. „Langfristig zahlen sich Investitionen in diesem Bereich aus“, resümierte Reiner Nagel für die Bundesstiftung Baukultur die 17. EXPO REAL.
Bettina Schürkamp