Materialverwertung
Architektur und Baudetails, Sauerbruch Hutton (SH) im Detail-Verlag. Ein Wagnis? Mit Herzog & de Meuron wurde es schon gemacht, andere, ebenfalls als heikel geltende Büros, sind dabei, in dieser, wie sich beim Lesen dann herausstellt, Verwertungspublizistik. Material, das schon mal da ist: Warum es also nicht in anderer Zusammenstellung erneut als „neu“ publizieren?
Was für die Wieder(her)holung spricht liegt auf der Hand, was dagegen vielleicht auch. Ausgetüftelte Details altern. Ein Projekt wie die GSW Hauptverwaltung in Berlin wurde vor exakt 20 Jahren fertiggestellt, die Zeit seiner Planung liegt noch einmal 10 Jahre zurück. Mit der GSW hatte Sauerbruch Hutton einen ersten großen Erfolg, das Niedrigenergiekonzept, das hier auf hohem gestalterischen Niveau umgesetzt worden war, ist bis heute Vorbild für vergleichbare Bauten. Die sind allerdings heute leistungsstärker und können von ganz anderen Erfahrungen profitieren. Warum also ein solches Projekt in einer solchen rückwärts voranschreitenden Chronologie?
Alle hier gezeigten Arbeiten sind in ihrer Darstellung Zweitverwertungen. Texte, Fotos, Details, nichts ist angepasst oder aktualisiert. Ein Interview mit Matthias Sauerbruch zum Thema Farbe ist 15 Jahre alt! Ganz sicher sind die Berliner hier in ihren Farbarbeiten, die danach kamen, gewachsen, haben sie sich entwickelt. Warum also dieses Interview? Wer neues sucht, wird hier also nichts finden. Wer die Architekten sucht, findet sie in alten Fassungen, in Versionen, die längst aktualisiert wurden. Update Sauerbruch Hutton? Fehlanzeige. Wäre leicht möglich gewesen in einem aktuellen Gespräch, zum Thema Farbe, zum Städtebau, zur Nachhaltigkeit und dazu, wie Architektur die Gesellschaft voranbringen kann. Ein Rückblick muss Rückblick bleiben und darf nicht – wie hier praktiziert – als Statement erscheinen, eine Festschreibung von etwas, das keine Chance auf einen Kommentar hat. Dass die Architekten hier mitgemacht haben, ist ein Rätsel, es gibt sie doch längst, die immer noch gültigen Monografien bei Lars Müller oder Distanz, die trotz ihres Alters Bestand haben, weil sie auf das Wesen der SH-Architektur schauen. Details? Beim M9 gibt es keine, bei anderen Projekten eher Nebensächliches, wieder andere erscheinen nicht mehr zeitgemäß. Was könnte bleiben? Ein Überblick für die, die SH kennenlernen wollen. Von der Warte „Architektur und Baudetails“ aus. Be. K.
49,90 €, ISBN 978-3-95553-468-4