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Der Wiederaufbau des Neuen Museums in Berlin kommt einer Wiedererweckung gleich. Nicht, dass hier in törichter Weise eine Kopie versucht wurde, Chipperfield ging es bei seiner Arbeit „um Gedenken und um Geschichte“ (zum Museum siehe auch DBZ 4/2009, S. 17). Und so kombinierte er die gereinigte Ruine mit zeitgenössischem Ersatz und spannte damit einen Bogen vom Anfang über das triste Gestern bis Heute. Damit hat der Architekt prototypisch das geleistet, was einst Hans Döllgast bei der Alten Pinakothek in München leistete.
Seine Arbeit in ihrer Endphase begleitete die in Berlin lebende Fotografin Friederike von Rauch mit ihrer analogen Großformatkamera. Die meist leicht überbelichteten, immer wie transparent wirkenden Aufnahmen wollen nicht dokumentieren, sie zeigen Ausschnitte. Wer hofft, mit von Rauchs Bildern das Gebäude kennen zu lernen, wird enttäuscht. Die Bilder sprechen eine der Architekturgestik ferne Sprache. Sie sind Interpretationen des Angeschauten: Transparenz, Oberflächenstruktur, Unvollkommenheit, alles das, was Chipperfield bewusst zuließ spricht aus den – paradoxerweise – perfekten Fotografien.
Zwar gibt es eine kurze Einleitung zur Museumsgeschichte, auch spricht der Architekt durch ein längeres Interview über seine entwurflich/konzeptionellen Intentionen zu uns. Doch das Eigentliche dieser Publikation ist die sich weiterentwickelte Bildästhetik einer Fotografin, deren Sujet zwar immer schon auch die Architektur war (s. u. a. die in der DBZ besprochene Publikation „Sites“), die jedoch das Abzubildende immer zu etwas anderem werde ließ, es verrätselt und zugleich in seiner Substanz offenbart. Mehr davon!