DBZ 11 2022 Intern
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in dieser Ausgabe widmen wir uns dem Bauen im Bestand. Dass die ambitionierten Klimaziele nicht ohne den Bestand zu erreichen sind und in welchem Umfang die Bauindustrie für CO₂-Emissionen und den Verbrauch von Ressourcen verantwortlich ist, sollte inzwischen jeder von uns wissen.
Alle gemeinsam müssen wir jetzt ins Handeln kommen, daher unterstütze ich die Initiative unseres Bauverlagskollegen Alexander Stumm von der Bauwelt, der am 19. September einen offenen Brief für ein Abriss-Moratorium an Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, geschrieben hat. Die Initiative kann man unter abrissmoratorium.de unterstützen.
Die Wertigkeit des Vorhandenen müssen wir zukünftig noch viel stärker wertschätzen als bisher. Bei Neubauten heißt es sehr häufig, dass man einen identitätsstiftenden Ort schaffen möchte. Sehr häufig ist dieser Ort im Umgang mit dem Bestand bereits vorhanden, tatsächlich vorhanden und nicht nur eine Marketingfloskel.
Wir sollten zukünftig stärker auch die Ästhetik des Vorhandenen erkennen und Freude am Umgang mit dem Bestand haben. Bisher sprachen wir alle immer von der vorhandenen grauen Energie. Die Bundesstiftung BauKultur spricht in ihrem Baukulturbericht 2022/23, der den Titel „Neue Umbaukultur“ trägt und am 8. November, am Tag der Umbaukultur, in Berlin veröffentlicht wird, von der „goldenen Energie“. Das sind die notwendigen und richtigen Ansätze, die es jetzt braucht.
Gelungene Beispiele für den Umgang mit der „goldenen Energie“ finden Sie in dieser Ausgabe zum Beispiel anhand des Gutshof Güldenhof in Stechlin (S. 28ff.), am Neckarhofgebäude in Berlin (S. 40ff.) und natürlich auch am Schaudepot des Ruhr Museums auf Zollverein in Essen, ein Projekt unserer Heftpartner:innen von planinghaus architekten BDA aus Darmstadt (S. 22ff.).
Schließen möchte ich mit der Frage, die der Architekt Egon Eiermann einmal stellte: „Sind wir dazu da, immer etwas Neues zu machen, oder sind wir dazu da, die Dinge, die bestehen, immer weiter zu vollenden?“
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe.
Herzlich Ihr
Michael Schuster
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