Mehrfach geschichtet
Schülerhort Kaysergarten in Innsbruck /A

Der riesige Garten mit dem Schwimmbad des Kinderhortes Kaysergarten war immer schon ein Paradies. Mit dem feinen, puristischen Neubau aus Beton, Glas und Stahl, der mit einer parabelförmig ausgeschnittenen Terrasse sacht die alten Linden umarmt, schuf ihm Architekt Johannes Wiesflecker ein bauliches Pendant.

Am Fuß der Innsbrucker Nordkette liegt der Kinderhort Kaysergarten. Das Grundstück mit den alten Linden ist ein Paradies. Sein Schwimm­bad aber war ein Sanierungsfall, auch der Altbau hielt den Anforderungen an einen modernen Betrieb bei Weitem nicht stand. Die Stadt Innsbruck schrieb einen Wettbewerb für einen barrierefreien Neubau mit viel Naturbezug, drei Gruppenräumen für je 25 Kinder, Speisesaal und Bewegungs- und Veranstaltungsraum aus. Architekt Johannes Wiesflecker siegte mit seinem Entwurf.

Im Osten der Pool, dahinter eine Scheune, im Süden eine stark befahrene Straße, gegenüber schwingt sich die gletschereisinspirierte Schrägseilbrücke von Zaha Hadid über den Inn. „Ursprünglich lag der Kindergarten direkt an der Fahrbahn hinter einer Mauer. Mir war ganz wichtig, ihn nicht abzuschotten,“ so Wiesflecker. „Außerdem musste der fantastische Außenraum erhalten bleiben. Innen ist eine Parabel um die Linden gelegt, die sich im Hang fortsetzt.“

In fein akkordierten Sequenzen zelebriert der Hort den Übergang vom Öffentlichen zum Privaten, vom Innenraum zum Garten. Die Südseite des Erdgeschosses ist komplett isolierverglast. Lichtdurchflutet und offen, wirkt sie auch als Schallschutz. Eine niedere Gabionenreihe, die sich Innen in einer Bank aus Beton fortsetzt und ein schattenspendendes Vordach säumen die Fassade. Dazwischen sind Seile gespannt, an denen sich Pflanzen hochranken können. Im Norden aber fassen die Seitenflügel mit einer parabelförmig ausgeschnittenen Terrasse auf jeder Ebene den Garten ein.

Beton in Variationen

Vom gedeckten Eingangsbereich überblickt man schon das Foyer: Ein 3,30 m hoher, 14 m langer, lichter Raum. Souverän taucht eine mit schwarzem Linoleum überzogene Treppenkaskade aus Betonfertigteilen durch den großen Luftraum ins Obergeschoss ein. Gussasphalt am Boden, rechts über der Bank nur zarte Stahlstützen und der Blick auf Inn und Patscherkofel. Links eine Wand aus glattem Beton, der Decke haben die Schalbretter ihre feine Maserung aufgedrückt.

Hinter dem Foyer ragt der Bewegungsraum ins Freie. Eine Rampe windet sich um die coole Gerätebox in den Saal, der etwas höher am Hang liegt und an seinem gläsernen Eck im Norden und Osten auf die Terrasse übergeht. Vorhänge schlucken zu viel Schall, Hitze und Licht, das Vordach ist mit Herakustikplatten verkleidet.

Wände und Decke sind aus reinem Sichtbeton, der von einer Struktur durchzogen ist, die an zerknülltes Seidenpapier erinnert. Sie ist für die Akustik essentiell. „Diese Silikonmatrizen haben uns sofort gefallen,“ sagt Wiesflecker. Ein Bauphysiker testete ihre Rauheit, der Schalldämmwert passte, man legte sie in die Schaltafeln ein. Kinder flitzen über das Parkett, es ist nicht lauter als anderswo.

Parabelförmig umschlingt der Hort die Linden in seiner luftigen Mitte. Hier liegt der Speisesaal: Möbel aus Ahorn, die Küche strahlt orange, eine Wand trägt die seidenpapierene Matrize. Draußen umschreibt die Terrasse sacht einen gedeckten Freibereich.

Im Obergeschoss ist am westseitigen Panoramafenster ein Kindercafe eingerichtet. „Es ist eines der schönsten Plätze im Haus,“ sagt Peter Perlot. Vom Leiterzimmer hat man das Pool im Visir, der Musikraum ist aus Beton und sehr beliebt: in seinem Hall klingen die Instrumente noch besser. In den Gruppenräumen geben warmes Holz und die spezifische Stimmung, die Sonnenlicht aus ver­schieden­en Himmelrichtungen erzeugt, den Ton an. Dunkle Akazie im Westen, robuste Eiche im Osten, vor der hellen Ahorngruppe umarmt die Dachterrasse die Baumkronen. Weich ziehen sich die schwarzen Matten, die sonst in Skistationen liegen, vom Boden bis über die Brüstung: ein Freiraum voll Geborgenheit. Isabella Marboe, Wien

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