Mit dem steten Wandel in der Lehre mithalten
DBZ Heftpaten Andreas Schulte und Werner Frosch, Henning Larsen, München
Hochschulbauten spielen in den sechzig Jahren der Geschichte und des Portfolios von Hennig Larsen eine entscheidende Rolle. Wir sind uns bei dieser Gebäudetypologie sehr bewusst, dass wir durch unsere Beratung, durch die von uns vorgeschlagenen Konzepte und anschließenden Planungen auf die Hochschullandschaft und den Lehrbetrieb aktiv Einfluss nehmen.
Mit jedem neuen Hochschulbauprojekt kommen bei uns immer wieder bestimmte Fragestellungen auf, die wir dann erneut ergebnisoffen und leidenschaftlich diskutieren:
– Wie kann ein Hochschulbau – ob Einzelbauwerk, Campusbaustein, Neubau oder Bestand – einen städtebaulichen, gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert generieren?
– Durch welche bauliche Maßnahmen kann unsere Architektur den Lehr- und Lernprozess positiv und zukunftsweisend beeinflussen?
– Wie kann ein Bauwerk, dessen Entstehung – von der ersten Projektierung bis hin zur Fertigstellung – mehrere Jahre dauert, Anforderungen genügen, die sich aufgrund von Digitalisierung, Globalisierung und des Wettbewerbs der Hochschulen untereinander permanent wandeln?
Für neue Hochschulbauten sollten wir robuste Konzepte entwickeln, die sich weder modischen, architektonischen Tendenzen noch dem Selbstdarstellungstrieb von Architekten oder Bauherren unterwerfen. Um auf den gerade angesprochenen Wandel antworten zu können, sollte sich die Architektur durch ein hohes Maß an Flexibilität und die Möglichkeit zur Anpassung und Aneignung durch die Nutzer auszeichnen.
Ferner sollte die Architektur die Kommunikation und damit den Austausch zwischen Studierenden, Lehrenden, Mitarbeitern, Wissenschaft, Industrie und Öffentlichkeit aktiv fördern. Mehr als die Hälfte des Lernens geschieht außerhalb von Hörsälen, Seminarräumen und Laboren. Daher sollten einladende Zwischenräume und Bewegungsflächen zu Wissensaustausch durch persönliche Begegnungen Inspirieren.
Unsere Erfahrung zeigt, dass durch eine sehr frühe Einbindung von Bauherr, Betreiber, Nutzer und Behörden und einer daraus resultierenden, passgenauen Planung ein gewaltiger Mehrwert erzielt werden kann, der über die einfache Erfüllung eines Raumprogramms hinausgeht. Die Integration einer adaptiven, modernen Technik- und Medien-Infrastruktur und die Umsetzung eines innovativen und gleichzeitig nachhaltigen Gebäudekonzepts sehen wir dabei als selbstverständlich an.
Angesichts einiger aktueller Hochschulbauten und Wettbewerbsbeiträge wünschen wir uns manchmal etwas mehr Mut zu einem stärker konzeptionell geprägten, pädagogisch-funktionellen Ansatz, der über eine schöne Fassadengestaltung und beeindruckende Gebäudegeometrie hinausgeht.
Gegenwärtig realisieren wir ein Lehrgebäude auf dem Hochschulcampus in Regensburg, wo zukünftige Studierende verschiedener Fachbereiche und Semester in einem geschoss-übergreifenden, durchgängigen Lehrraum von mehr als 2 500 m² gemeinsam lernen und sich austauschen werden. Das Gebäude wird sich primär durch diesen aneignungsoffenen Raum auszeichnen, der eine maximale Flexibilität im Innenraum ermöglicht. Die Chancen stehen dabei sehr gut, dass dieses Konzept auch künftigen, heute noch nicht vorhersehbaren Lehranforderungen genügen wird.
Für diese Ausgabe der DBZ haben wir einige Referenzen ausgewählt und kommentiert, bei denen sich die Architekten mit dieser großartigen Bauaufgabe sehr intensiv auseinandergesetzt und beeindruckende Architektur geschaffen haben.