Modernisiert: Dreischeibenhaus, Düsseldorf
Mit dem Dreischeibenhaus, eigentlich „Phoenix-“ dann „Thyssen-Hochhaus“, besitzt die Stadt Düsseldorf einen echten Schatz. Architekturhistorisch gesehen ist der knapp 100 m hoch ragende Turm, der sich scheinbar in drei flache, gegeneinander versetzte Scheiben gliedert, das erste Hochhaus der damals noch jungen Bundesrepublik Deutschland.
Es orientierte sich mit seiner Stahlkonstruk-tion und der Curtain-Wall an nordamerikanischer Hochhaustypologie.
Der für die damaligen Verhältisse supermoderne Bau gehörte der Phoenix-Rheinrohr AG und wurde zwischen 1957 und 1960 nach Plänen von Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg mit Fritz Eller, Erich Moser und Robert Walter entworfen. Die Architekten, die 1955 den Wettbewerb für sich entscheiden konnten, waren eigens in die USA geflogen, um sich hier über den aktuellen Stand des Skyscraper-Designs zu informieren. Das sieht man dem Bürogebäude, das als Firmenzentrale für Eigentümer und Nutzer zugleich diente, heute noch an: Neben der teils sichtbar gelassenen Stahlskelettbauweise mit vorgehängter Fassade dominieren die als zukunftsweisend eingeschätzten Materialien Aluminium, Edelstahl und Glas in der Hülle. Das Metallische war zugleich das Aushängeschild einer Firma, die mit Metall (Rohren) ihr Geschäft machte. Thyssen, das die Phoenix schließlich übernahm, konnte sich hinter den nur leicht patinierten Edelstahlblechen ebenfalls wohlaufgehoben wissen.
2010 zog Thyssen aus Düsseldorf fort, das Haus stand leer. Zwar in den Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts aufwändig saniert, hatte man die Grundrisskonzeption nicht angefasst: Die vertikale wie horizontale Erschließung verhinderte bis zuletzt die Vermietung der rund 1 200 m² großen Geschossflächen
in Partien wie auch als Ganzes. Das „Single Tenant“ zu einem „Multi Tenant“ umzuwandeln, erschien zu aufwändig, also zu teuer.
Die weitsichtige Entscheidung der späteren Hentrich, Petschnigg & Partner (HPP ab 1969), sich sämtliche Nutzungsrechte aus dem Urheberrecht für alle Zeiten zu sichern (was heute meist durch Vertragsklauseln ausgeschlossen wird), brachte HPP automatisch mit ins Boot, als der in Hamburg sitzende Investor MOMENI Projektentwicklung und die Black Horse Investments das Haus kauften.
Ziel der Modernisierung des seit 1988 unter Denkmalschutz stehenden Hochhauses war neben der bauphysikalischen Ertüchtigung von Tragwerk und Fassade sowie seiner technischen Modernisierung die Verwandlung des Gebäudes in ein von vielen Mieterparteien genutztes Bürohaus. Hier wurden Aufzüge verdreht oder – in den oberen Geschossen – neue Treppen eingefügt, Fluchtwegkonzepte erfunden und mittels kleiner wie wirkungsvoller Eingriffe genehmigungsfähig gemacht (Rauchschürze und eine fast schon banal anmutende Fluchttür, beide im Foyer).
Die Fassade, die wie das Foyer unter Denkmalschutz steht, wurde auf den Schmalseiten lediglich gereinigt, die Edelstahlpaneele schimmern wieder edel. Die Fensterfronten wurden komplett erneuert: Die ursprünglich einschalige Glasfront wurde geschossweise als 2-schalige Fassade mit öffenbaren Fens-tern ausgeführt. Dabei blieben die äußeren Fassadentragkonstruktionen wie auch das Brüstungselement unangetastet. Um dem Denkmalschutz gerecht zu werden wurde dabei die alte Verglasung durch eine Prallscheibe ersetzt, die am unteren und oberen Rand einen ca. 12 cm großen Abstand zum Rahmen hat. Hinter dieser kommt der Sonnenschutz, dann die neue Primärfassade, die zwischen Rohfußboden zu Rohdecke montiert wurde.
Zwischenzeitliche Überlegungen, Float- statt Weißglas zu verwenden wurden fallen gelassen. Die kostengünstigere Variante erfüllte die denkmalpflegerischen Auflagen, Transparenz und damit beispielsweise die Sicht auf die Stützen zu erhalten. Die wurden sämtlich wieder in Petrol gestrichen, andere Farbversuche (Weiß) befriedigten nicht.
Die Dezentralisierung der Technik war angesichts des „Multi Tenant“ Konzepts nötig, brachte aber auch zusätzliche Mietfläche. Das im Erdgeschoss demnächst eröffnende Res-taurant soll das Gebäude als Teil des öffentlichen Raums definieren. Da sich der Eingang allerdings vom Shopping-Paradies Kö-Bogen (Libeskind) gegenüber abwendet, werden diesen Ort wohl hauptsächlich andere Büroarbeiter nutzen. Und von denen gibt es hier eine ganze Menge. Be. K.