Modulares Bauen als Teil des Studiums
Auch an den Hochschulen ist das Bauen in Modulbauweise ein Thema. An der TU Dortmund beschäftigt sich vor allem die Juniorprofessur Ressourceneffizientes Bauen mit der Bauweise. Gemeinsam mit dem Modulbauhersteller ALHO veranstaltete sie einen StudentInnenwettbewerb.
Das Bauhaus gilt als Pionierstätte für hochfunktionale, zeitlose Architektur und formalästhetische Industrieprodukte. Innerhalb der Lehre fand hier eine starke Auseinandersetzung mit dem Handwerk und der prinzipiellen Verbesserung von Ausführungsarbeiten einer Bauaufgabe statt – unter anderem auch mit der Idee, mittels seriell vorgefertigter Raummodule und Bauteile das Bauen nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch innovativer zu machen. Sehr viel von dem, was damals als avantgardistisch und zukunftsweisend galt, steckt auch in der seriell modularen Bauweise des 21. Jahrhunderts: qualitätsvolles, wirtschaftliches material- und energieeffizientes Bauen in möglichst kurzer Zeit. Die industrialisierte Vorfertigung bietet heute die Möglichkeit, Architektur effizienter und qualitätsvoller angehen zu können als bisher. So findet die Modulbauweise erneut Eingang in die Lehre.↓
Win-win Situation
Dr. Jutta Albus leitet seit April 2017 an der TU Dortmund die Juniorprofessur Ressourceneffizientes Bauen (REB). Sie stellt fest: „Modulare Bauweisen können – auch vor dem Hintergrund neuer digitaler Planungs- und Fertigungsmethoden – große Potentiale für die Architektur im 21. Jahrhundert bereithalten.“ Dabei sollten die Vereinheitlichungsstrategien nicht als defizitär gewertet, sondern im Hinblick auf ökologische und ökonomische Aspekte beleuchtet werden. Dass das Bauen in Modulbauweise gerade für angehende ArchitektInnen und ArchitekturstudentInnen eine sehr spannende Aufgabe sei, davon ist das Team der Juniorprofessur REB überzeugt. „Genauso wie gute gebaute Referenzobjekte das Ansehen der Modulbauweise nach außen hin stärken, so festigen innovative, experimentelle Studienentwürfe das Gesamtimage des modularen Bauens und zeigen auf, welche zukunftsfähigen Möglichkeiten in ihr stecken“, weiß Dipl. Ing. Michael Lauer, der – als Architekt ehemals bei einem Modulbauunternehmen beschäftigt – inzwischen Vorlesungen über Modulbau an verschiedenen Fachhochschulen und Universitäten hält. Junge PlanerInnen sollen erkennen: Das vorgefertigte Modulbau-Raster reglementiert nicht nur, es wirkt im Entwurfsprozess im Gegenteil auch befreiend. Die Modulbau-Hersteller bieten ausgereifte Lösungen in Hinblick auf alle bauphysikalischen Anforderungen wie den Brandschutz, Wärmeschutz und Schallschutz, sodass sich GestalterInnen auf konzeptionelle Schwerpunkte konzentrieren können. Damit stellt sich das Engagement in der Lehre als „Win-win-Situation“ dar, die langfristig nicht nur der Bauweise dient, sondern den StudentInnen Einblick in eine zukunftsfähige und nachhaltige Alternative zum konventionellen Bauen gewährt.
Zusammenarbeit zwischen Industrie und Lehre
Der Modulbauhersteller ALHO ist seit einigen Jahren bereits an mehreren deutschen Hochschulen mit GastdozentInnen und Lehrbeauftragten vertreten. Unter anderem engagiert sich das Unternehmen aktuell als Partner bei einem StudentInnenwettbewerb, den die Fakultät „Architektur und Bauingenieurwesen“ der TU Dortmund im Rahmen eines zweisemestrigen Wahlpflichtfachs zum ressourcenschonenden Bauen abhält – unter der Leitung von Jun.Prof. Dr. Jutta Albus. Die Architektin hat sich während ihrer Dissertation an der Universität Stuttgart auf automatisierte Fertigung und den Einsatz von innovativen Produktionstechnologien im Bauen spezialisiert. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Integration der Forschungserkenntnisse in den architektonisch gestalterischen und soziokulturellen Kontext. An der TU Dortmund konzentriert sie sich im Rahmen ihrer Lehre mit den ArchitekturstudentInnen auf die Entwicklung von innovativen Planungsmethoden, die ein hohes gestalterisches Potential erreichen und zu ökologisch, technisch und ökonomisch hochwertigen Lösungsansätzen im Bauen führen. Dabei ist ihr ein ganzheitlicher Umgang mit dem Thema Modulbau bzw. mit systematisierten Bauweisen wichtig. „Neben den technischen, wirtschaftlichen und baulogistischen Kriterien stehen gleichermaßen architektonisch-gestalterische, ästhetische, soziale und vor allem nachhaltige Aspekte der modularen Bau- und Konstruktionsweise im Fokus unserer Lehre“, erklärt Albus. Einen Partner aus der Industrie dabei im Boot zu haben, ist für das REB-Team von Vorteil, wie Jun.Prof. Dr. Jutta Albus erläutert: „Schwerpunkt der Lehre der Juniorprofessur Ressourceneffizientes Bauen ist ein didaktischer Dreiklang, der die Vermittlung von Grundlagenwissen, Forschung und Transfer in und aus der Praxis verknüpft. Hierbei sollen die Studierenden in Form von praxisorientierten Seminaren fachspezifische Kompetenzen und Fähigkeiten sammeln. Im Gegenzug erhalten Industrie und Wirtschaft durch die studentischen Arbeiten neue Ideen und Perspektiven.“
Der Wettbewerb: Modular & Nachhaltig: „Smart City Living“ im Schumacher Quartier, Berlin Tegel
Die Nachnutzung des ehemaligen Flughafens Tegel ist derzeit Berlins wichtigstes Stadtentwicklungsprojekt. Die Entwurfsaufgabe nimmt dieses Projekt zum Anlass, sich intensiv mit nachhaltigen und ganzheitlichen Konzepten für den gebauten Raum – sowohl im urbanen Kontext als auch auf Objektebene – zu beschäftigen. Dabei sollen anhand eines Entwurfs für eine Wohnbebauung/Misch-nutzung sowohl architektonisch-gestalterische Aspekte geklärt werden als auch energetisch-effiziente Überlegungen sowie die fortschrittlichen Planungs-, Herstellungs- und Konstruktionsmethoden der Modulbauweise in die Betrachtungen mit einfließen. Die im Sommersemester 2021 erarbeiteten Entwürfe werden im Wintersemester 2021/22 in Konstruktionsplanungen überführt, wobei die tatsächlichen Nachhaltigkeitspotentiale der Modulbauweise quantifiziert und bewertet werden. „Die Resonanz und das Interesse bei den Studierenden an der Aufgabe war sehr groß“, resümiert Jutta Albus, „vor allem deshalb, weil es sich bei der Aufgabenstellung um ein reales, aktuell relevantes Architekturthema handelt. Modulare Bauweisen wurden schon häufig bei Lehrveranstaltungen der Juniorprofessur Ressourceneffizientes Bauen thematisiert und das wird auch so bleiben. Die Notwendigkeit dafür ist da“.