Muslimin plant für St. Nicolai
Drei Hochschulen beteiligen sich an Entwurfsprojekt

Für die 22-jährige Muslimin Nalan Cicek war die Begegnung mit St. Nicolai in Dortmund auch die erste intensive Erfahrung mit einer protestantischen Kirche. Ihr Entwurf für das neue evangelische Gemeindezentrum, für die Kindertagesstätte, das Pfarrhaus, den Ort der Stille, die Winterkirche und die Veranstaltungs­räume sind das Ergebnis eines gemeinsamen Projektes von Studenten aus Dortmund, Marburg und Kaiserslautern im Vorfeld des Kirch­bautages.

Die Architektur-Studentin der TU Dortmund musste deutlich mehr recherchieren als ihre Kommilitonen: Welche spirituellen Grundlagen hat eine evangelische Kirche überhaupt? Welche architektonischen Anforderungen muss ein Bau wie dieser erfüllen? Was sind die Besonderheiten der St. Nicolai-Kirche? Welche Geschichte durchlebte die Gemeinde im Dortmunder Kreuzviertel? Und wie lassen sich die Neubauten so anordnen, dass die Kirche aus dem Jahr 1930 weiterhin wirkt? Trotzdem: „Man denkt allgemein und nicht in religiöser Hinsicht“, erklärt die Bochumerin, „ich musste das Projekt wie jedes Projekt behandeln. Da gibt es keine Unterscheidungen – egal welchen Glauben ich vertrete.“ Der Auf­bau einer Moschee, die architektonischen Unterschiede zu einer christlichen Kirche – all das spielte für die 22-Jährige keine Rolle.

Die Anforderungen betrafen nicht nur das Raumprogramm, kamen nicht nur von den Professoren. Im Hinterkopf hatten die Studen­ten auch den enorm langen Wunschzettel von Pfarrerin Babette Kausträter. Darauf stand anfangs sogar eine Kegelbahn für die Gemeinde. Das wiesen die Projekt-Verantwortlichen aber früh zurück: nicht realisierbar.

Und es geht in dem die Länder- und Glaubensgrenzen überschreitenden Hochschulwettbewerb mit Realisierungspotential nicht um irgendeinen Sakralbau in Deutschland, die 1930 von der Architektengemeinschaft Pinno & Grund geplante Kirche war ein Novum in der deutschen Architekturlandschaft. Sie ist in Deutschland die erste Sichtbetonkirche.

An dem Projekt nahmen Architekturstudenten der TU Dortmund und der TU Kaiserslautern und Theologiestudenten der Philipps-Universität Marburg teil – im Vorfeld des 26. Kirchbautages. Der steht vom 23. bis 26. Oktober 2008 in Dortmund unter dem Motto „Transformationen. Übergänge – gestalten“.

Weitere Informationen unter www.kirchbautag.de

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