Entdeckung des Einfachen
Der Anlass der Publikation zum Werk Döllgast scheint klar: 50. Todestag des – ausschließlich – in Bayern wunderbare Kirch-, Wohn- und Kulturbauten hinterlassen habenden Architekten, der den meisten, wenn überhaupt, durch seine Wiederaufbauplanung der Alten Pinakothek in München bekannt ist. Vielleicht ist das ein Fehler, in jedem Fall ein blinder Fleck, den diese Publikation gründlich beseitigt; und – das muss man nach der Lektüre nachdrücklich schreiben – mit größter Berechtigung. Denn das, was Hans Döllgast architektonisch hinterlassen hat – Werk wie Schriften – ist auch für den heutigen Diskurs um das angemessene Bauen extrem relevant. Einfach sind seine Architekturen, doch diese Einfachheit hat größte Detailtiefe und erhebt sich damit über das Banale und auch Vernakuläre, das zurzeit stark in der Rede für ein neues Bauen ist.
Das Buch mit aktuellen und teils auch älteren Fotografien von Autor und eben Fotograf und langjährigem Begleiter des Werks, Franz Wimmer, zeigt die Bauten teils so, wie sie heute schon länger nicht mehr sind. Damit haben sie einerseits dokumentarischen Charakter, anderseits verweisen sie – leider nur über Fußnoten kenntlich gemacht – auf Veränderungen, die mit dem original Döllgast nichts mehr zu tun haben. Dass wir hier eine Menge über den Architekten neu sehen, dass wir mit rund 120 abgedruckten Skizzen tiefer schauen können ins Handwerk, dafür muss man wohl dankbar sein. Dass das alles eher wenig kos-tet, haben wir engagierten Förderern zu verdanken und einem Verleger, der ein solches Projekt gewagt hat. Be. K.