Nachhaltige Materialien im Hotel

Man sieht es den Materialien nicht unbedingt an, ob sie nachhaltig und gesund für Umwelt und Nutzer sind. Doch Gäste legen immer mehr Wert auf ein Hotel, das auch ökologisch etwas zu bieten hat. Umweltfreundliche Materialien mit angenehmer Optik und Haptik tragen zu einem nachhaltigen Aufenthalt bei. Einige Materialbeispiel für die Planung sind hier zu finden.

Bei der Suche nach dem passenden Urlaubsdomizil oder dem Hotel für die nächste Geschäftsreise spielen immer häufiger auch Argumente in Bezug auf die Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Dem entsprechend erfreuen sich Portale wie „Bio Hotels“, das bereits vor 20 Jahren gegründet wurde, einer wachsenden Beliebtheit. In den dort gelisteten Betrieben geht das Thema deutlich weiter als der inzwischen schon fast übliche Hinweis, „der Umwelt zuliebe, Handtücher mehrfach zu benutzen.“

Damit die Gäste guten Gewissens entspannt den Urlaub genießen können oder das Hotelzimmer dem Geschäftsreisenden möglichst gute Erholung bietet, sind die (fest) verbauten Materialien mindestens so ausschlaggebend wie eine gesunde Küche. Zahlreiche Hotelprojekte, ob Neubau oder Sanierung, zeigen auf, wie mit Naturmaterialien nachhaltige Hotels im Sinne der Umwelt respektvoll und umweltfreundlich konzipiert werden. Die raffinierte, baubiologische Architektur kombiniert zertifizierte, umweltfreundliche Materialien mit edler Haptik und formschönem Design zu einem Gesamterlebnis, das bei guter Umsetzung dem Gast nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Für den Umwelt- und Ressourcenschutz im Hotel gibt es in allen Materialklassen, von der Konstruktion über Boden–Wand–Decke bis zum Innenausbau und der Möblierung zahlreiche Alternativen, die deutlich nachhaltiger sind als die sonst häufig eingesetzten „Standard“-Baustoffe, die nicht nur umweltschädlich sein können, sondern auch die Gesundheit des Gastes schlicht ignorieren. Die hier auszugsweise vorgestellten Materialien schaffen genau das Gegenteil, in dem sie die Gesundheit von Personal und Gast im Hotel aktiv fördern und damit auch im Hinblick auf Kundenbindung gute Argumente bieten.

Bodenbeläge mit gutem ökologischen Fußabdruck

Als großflächiges Einrichtungselement hat der Bodenbelag eine zentrale Rolle bei der Gestaltung und unter nachhaltigen Aspekten einige grundlegende Funktionen, die mit der passenden Materialwahl sehr gut beeinflusst werden können. Weitere Aspekte, wie die möglichst gute und einfache Reinigung bis hin zur Haltbarkeit sind ebenfalls wichtige Faktoren, die gerade im Hotelbetrieb starken Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck nehmen.

Bioboden – durchgängig ökologisch

Durch den Einsatz von Raps- oder Rizinusölen sowie dem natürlichen Füllstoff Kreide ist der elastische Bodenbelag Purline (Bild 1) durchgängig ökologisch. Zudem ist er geruchsneutral und emissionsfrei, was für den Gast einen weiteren Pluspunkt bringt. Bei der Herstellung wird gänzlich auf den Einsatz von Chlor, Weichmachern oder Lösungsmitteln verzichtet, daher kann ein Ausgasen der gesundheitlich bedenklichen Stoffe auch nicht stattfinden. Der Bioboden hat eine Gesamtstärke von 2,5 mm, wodurch er sich auch gut für Renovierungen eignet, bei denen auf die Aufbauhöhe geachtet werden muss. Er besteht aus einem aufeinander abgestimmten System: aus einer PU-Deckschicht, dem Dekorpapier, einer stabilisierenden Glasfaserarmierung, der PU-Basisschicht aus Raps- oder Rizinusöl sowie einem, auf der Unterseite aufkaschierten, Fleece-TEC-System. Das duroplastische Rückstellverhalten bewirkt, das sich durch dauerhafte Punktbelastung hervorgerufene Eindruckspuren nach kurzer Zeit zu 100 % regenerieren. Auch durch die mögliche, erhebliche Einsparung von Wasser und Pflegemitteln über die komplette Nutzungsdauer hinweg ist der Bodenbelag besonders nachhaltig. Mit einer Nutzungsklasse von NK 43 ist er sehr strapazierfähig und durch die antistatische, hygienische und chemikalien-beständige Oberflächenstruktur besonders fleckenunempfindlich.

Mit taktiler Oberfläche

Die Besonderheit des Linoleum-Bodenbelags Marmoleum Cocoa (Bild 2) besteht aus eingestreuten Kakaobohnenschalen. Damit wird eine ganz eigene Optik erzielt, die gleichzeitig auch für die taktile Struktur der Oberfläche verantwortlich ist. Die Kombination des nachhaltigen, nachwachsenden Materials Linoleum mit dem natürlichen Recyclingprodukt, das nahe der Produktionsstätte anfällt, macht den spürbaren Unterschied.

Den Kreislauf schließen mit guter Materialhygiene

Die Teppichfliesen EcoBase (Bild 3) können lose verlegt werden und erfordern keine dauerhafte Verklebung. Das ist eine der Grundlagen, durch die ein vollumfängliches Recycling des Bodenbelags möglich wird. Alle Rohstoffe, die für die Herstellung der Fliesen verwendet werden, können in der eigenen Recyclinganlage von Tarkett ohne Qualitätsverlust sicher recycelt werden. Das recycelte Produkt verursacht weniger Kohlenstoffemissionen, als für die Herstellung eines neuen Teppichrückens von Grund auf benötigt wird.

Terrassendiele mit mindestens 20 Jahren

Garantie

Für den Außenbereich, vom Eingang über die Frühstücksterrasse, kann mit einem Holzdeck ein nachhaltiger Untergrund geschaffen werden. Kebony (Bild 4), ein FSC-zertifizierten Kiefernholz aus Norwegen, erreicht eine außergewöhnlich lange Haltbarkeit. Mit einem patentierten, umweltfreundlichen Verfahren werden die Dielen in Bioalkohol getränkt und damit imprägniert. Auf diese Weise wird, ohne den Einsatz von Schadstoffen, die Widerstandsfähigkeit und die Dimensionsstabilität des Holzes deutlich erhöht. Das besondere Herstellungsverfahren erzielt eine permanente Veränderung in der Zellstruktur des Holzes, wodurch eine außergewöhnlich lange Haltbarkeit erreicht wird. Nach Vollendung dieser Imprägnierung besitzt Kebony die technischen Eigenschaften von Teakholz, ist dennoch zu 100 % nachhaltig und erscheint in einem dunkelbraunen Farbton. Bei direkter Bewitterung bekommt es im Laufe der Zeit eine silbergraue Patina.

Natürliche Farben und Beschichtungen

Der Wohlfühlfaktor ist in Gebäuden und Räumen, die aus und mit natürlichen Materialien geschaffen wurden, deutlich höher. Ein angenehmes Raumklima entsteht durch den damit einhergehenden Geruch und Faktoren wie z. B. Luftfeuchtigkeit. Dies ist für den Gast vom Betreten der Lobby über den Weg durch den Hotelflur bis zum Beziehen des eigenen Zimmers permanent präsent. Teils „vergessene“, tradierte Materialien, wie der schon von den Römern geschätzte „ewige Werkstoff“ Kalk oder das Wohlfühlmaterial Lehm sind über die Jahrhunderte hinweg bewährte Baustoffe mit Mehrwert. Sie bieten natürlichen Schutz mit desinfizierender Wirkung oder klimaregulierende Fähigkeiten. Durch Forschung, galante Modifizierungen und viel Engagement ist aktuell (wieder) eine erfreuliche Vielfalt an nachhaltigen Farben, Putzen und Beschichtungen auf dem Markt.

Funktionale Spachtelmasse reguliert das Raumklima

Die positiven Eigenschaften von Lehm und Kalk wurden in der Produktlinie StoCalce Functio in einem Material vereint (Bild 5). Dank seiner porösen Struktur ist Lehm in der Lage, Luftfeuchtigkeit zwischenzuspeichern und anschließend wohldosiert wieder an die Umgebung abzugeben. Ein neuartiger Füllstoff macht sich diese Fähigkeit zunutze und kombiniert sie mit den Gestaltungs- und Verarbeitungsvorteilen von Kalkprodukten. Das Ergebnis ist, dass Wände mit dieser Beschichtung bis zu 50 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen können als bei Verwendung traditioneller, marktgängiger Lehmputze. Die funktionale Spachtelmasse ist wasserresistent, abriebfest und risssicher und damit so robust, dass auch der harte Hotelalltag damit bewältigt wird. Konsequenterweise ist der Systemaufbau auch natürlich tönbar.

Hochdeckende Innenfarbe mit Bindemittel aus Kartoffelstärke

Nach intensiver Forschungsarbeit kann das bisherige vollsynthetische Bindemittel aus Rohöl in Dispersionsfarben durch modifizierte Kartoffelstärke ersetzt werden. Caparol ist es damit gelungen, aus einem Abfallprodukt ein hochwertiges Bindemittel herzustellen. „Stärke ist schon seit Jahrhunderten als Bindemittel bekannt, etwa für Kleber oder als Leim“, sagt der Laborleiter für Innenfarben. Das Problem ist nur: Sie ist wasserlöslich und wird nach dem Trocknen brüchig. „Die Herausforderung bestand für uns also darin, die unbrauchbare Kartoffelstärke so weit zu modifizieren, dass wir sie als brauchbares Bindemittel für Innenwandfarben nutzen können.“ Die hochdeckende Innenfarbe PlantaGeo (Bild 6) eignet sich für alle Neu- und Renovierungsanstriche.

Gesundheitsfreundlich und anwendungsfertig beschichtet

Glasfasertapeten sind nicht nur dekorativ – sie sind vor allem hochfunktionsfähig und damit für den öffentlichen Bereich und Hotelbetrieb prä­destiniert. Gerade im Hotelflur ist die stoßfeste Oberfläche ein großer Vorteil. Dank ihrer hohen mechanischen Eigenschaften wird sogar die ­Entstehung von Rissen verhindert und somit die Lebensdauer der Oberflächen und die damit einhergehenden sonst üblichen Renovierungsintervalle verlängert. Bei der Kollektion von Adfors (Bild 7) sind die Tapeten bereits fertig beschichtet und die Produkte müssen nicht nachträglich gestrichen werden. Hergestellt wird aus gesundheitsunbedenklichen Materialien, was mit dem Öko-Tex 100-Zertifikat unterstrichen wird.

Weitere Aspekte mit nachhaltigen Argumenten

Veganes Leder: Das Kunstleder skai VyP Lana von Continental (Bild 8) ist einfach zu reinigen, vegan und dehnfähig. Das reißfeste Material ist atmungsaktiv, lichtecht, abriebfest und durch die Langlebigkeit auch nachhaltig.

Gesunde Akustik: Die Akustikplatte aus Kenaf-Naturfasern, einer subtropischen Pflanze aus der Familie der Malvengewächse, verfügt über eine sehr hohe CO₂- Absorptionsrate. Als Hauptbestandteil von Baswa Natural (Bild 9) wird in Kombination mit recyceltem Glas-Granulat eine ausgezeichnete Schallabsorption erreicht.

Spanplatte mit rein biobasiertem Klebstoff verleimt: Die Be.Yond-Produkte (Bild 10) von Swiss Krono, z. B. die Spanplatte in 18 mm, werden mit biobasierten Klebstoffen hergestellt und genügen als emissionsarme, formaldehydfrei verleimte ­Trägerplatte den hohen Anforderungen an die Raumluftqualität. Für die Produktion werden 98 % natürliche Rohstoffe und Bindemittel, Frischholz, Durchforstung und Sägeresthölzer aus der Schweiz genutzt. Dabei sind keine Chloride und Biozide sowie sonstige Halogene im Holz enthalten.

Suchmaschine für nachhaltige Materialien (nicht nur) im Hotel

Mit dem Filter „Ökologie“ finden sich bei raumprobe aktuell weit mehr als 1 000 Baustoffe, die verschiedene Kriterien in Bezug auf gesundes Bauen vereinen. Die Bandbreite reicht von biologisch abbaubar, nachwachsend, sortenrein bis zum Recycling und den vielfältigen ökologischen Zertifizierungen. Die in der Materialdatenbank vorgestellten Werkstoffe lassen sich auch alle im „Materialhotel“ in Stuttgart begutachten.

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