NochOberbaudirektor Jörn Walter:
City-Höfe schaden dem Entrée der Stadt!

Außer Volkwin Marg und ein paar Versprengten sind die vier „City-Höfe” genannten Riegel über einer durchlaufenden Passage ein Dorn im Auge. Zwar stehen sie seit 2013 unter Denkmalschutz, dessen Berechtigung wird aber mit dem voranschreitenden Verfall der Büro- und Wohnanlage zunehmend infrage gestellt. Der von Marg sehr geschätzte Oberbaudirektor und gelernte Stadtplaner, Jörn Walter, sieht im Abriss der City-Höfe „eine große Chance, das Eingangsbild der Stadt zum Guten zu verändern.“

So wurde vom Rat beschlossen und der Bürgerschaft abgenickt, das Ensemble dem Hamburger Investor „Aug. Prien“ für 35 Mio. € zu verkaufen, dass der damit etwas Gutes für das Entrée machen soll. Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD), gelernte Kunsthistorikerin, glaubt gar, dass eine Neubebauung das benachbarte Kontorhausviertel mit dem Chilehaus aufwerten könne. Womit sie die Latte für das Neue schon mal zu hoch gelegt hat.

Das mit der „Aufwertung durch Abriss und Neubau“ sieht der Internationale Rat für Denkmalpflege anders. ICOMOS warnte in jüngster Vergangenheit gar, dass man den im Sommer 2015 verliehenen Titel „UNESCO-Welterbestätte“ für das Kontorhausviertel der Stadt wieder entziehen könne. Grund: Gerade die City-Höfe gäben, als Zeichen für einen Neuanfang in Hamburg nach 1945, dem nicht viele Jahre älteren Chilehaus beispielsweise den historischen Kontext, der für eine lebendige und anschauliche Geschichtsbildung einer gewachsenen Stadt so unverzichtbar sei. „Ohne Herkunft keine Zukunft“, diese Sentenz brachte Volkwin Marg in unserem Monatsinterview zum Thema Abriss der City-Höfe (DBZ 1 | 2016). Marg hatte in seiner Wettbewerbsstudie nachgewiesen und öffentlich gemacht, dass die Höfe sanierungs- und anpassungsfähig sind.

Jetzt wurden 30 internationale Architekturbüros angesprochen, bis zum 12. Januar 2017 Entwürfe für eine Neubebauung einzureichen. Der Bezirk gibt hierzu vor: ein Quartier aus Büros, Wohnungen, Einzelhandel, mit Hotel und Gastronomie sowie Kunst und Kultur. Also mit allem, was geht. BGF ca 47 000 m², davon knapp die Hälfte Büros. 50 geförderte Wohnungen sollen geplant werden, geschätzte Gesamtkosten: rund 200 Mio. €. Im Preisgericht, das aus den sieben Endrundenkandidaten an Juni 2017 den Gewinner kürt, sitzen mit anderen Dorothee Stapelfeldt und Jörn Walter. Letzterer ist dann allerdings kein Oberbaudirektor mehr, Walter wird im März 2017 aus dem Amt ausscheiden. Allerdings habe er sich bereit erklärt, so seine Behörde, für eine Übergangszeit weiterhin zur Verfügung zu stehen. Bis zum Sommer 2017 bzw. bis zur Neubesetzung der Position. Be. K.

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