Notkirchen retten

Als man dem Architekten Otto Bartning (1883-1953) Geld für den Wiederaufbau von Kirchen im zerbombten Nachkriegsdeutschland anbot, wusste er nicht, ob er damit etwas schaffen konnte, das der großen Zerstörung auch von Gotteshäusern einen angemessenen Ersatz bieten könnte. Doch schließlich nahm er das Geld an, Teil des „Notkirchenprogamms“ der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und er baute sie überall wieder auf, gut 100 sollen es insgesamt gewesen sein. So viele in kurzer Zeit, dass jede schnell und zugleich kostengünstig zu realisieren sein musste. Als erste Notkirche wurde die Pforzheimer Auferstehungskirche 1948 eingeweiht.

Etwa 90 Kirchen und Kirchenzentren stehen heute noch, die meis-ten beinahe noch im Originalzustand, nicht wenige aber auch selbst in Not: Es fehlt ihnen, wie anderen Kirchen auch, das nötige Geld zur Instandhaltung. Was liegt da näher, als sie unter besonderen Schutz zu stellen, sie als Denkmäler für eine Zeit der Armut und Not in der später dann und bis heute saturierten Republik zu erhalten? Eine Initiative der Otto-Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau mit Sitz in Berlin setzt sich 2012 dafür ein, die Bauwerke in das UNESCO-Weltkulturerbe aufzunehmen.

Welche Bauten Weltkulturerbe werden, ob die Notkirchen als Idee insgesamt oder ausgewählte Typen, prüfen die Initiatoren des Antrags, hinter denen auch das Otto-Bartning-Archiv an der TU Darmstadt und das Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst der EKD steht, aktuell. Sie haben ein Schreiben an 89 Kirchengemeinden verschickt, die über eine noch gut erhaltene Notkirche verfügen. Die Initiative geht davon aus, dass der Initiativantrag 2017 fertig sein könnte – passend zum Reformationsjubiläum.

Den Initiativantrag wird die Kultusministerkonferenz prüfen. Doch selbst dann, wenn der Entscheid positiv ausfallen sollte, ist die Konkurrenz groß und die Warteliste lang, und eine Nation kann nur zwei Welterbe-Nominierungen pro Jahr an die UNESCO weiterreichen. Die zuletzt aufgenommene Reichsabtei Corvey im westfälischen Höxter benötigte eine Vorlaufzeit von 20 Jahren bevor sie in diesem Jahr 2014 den Welterbe-Status bekommen hatte.

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