Passivhaus für aktives Lernen
Gymnasium Baesweiler

Die Stadt Baesweiler hat sich zum Ziel gesetzt, ihren gesamten Gebäudebestand energetisch zu optimieren. Als erste Maßnahme wurde das Gymnasium Baesweiler modernisiert - und zwar als zertifiziertes Passivhaus! Ein Beispiel, das Schule machen wird!

Das größte Energieeinsparpotential liegt in der Sanierung des Altbaubestandes. Diesem Leitgedanken folgend entwickelte die Stadt Baesweiler eine beispielhafte Planungsstrategie für die energetische Optimierung ihrer städtischen Bestandsgebäude. Zunächst wurden alle 21 kommunalen Gebäude auf ihr Potential hin untersucht. Nach einer genauen Bestandsaufnahme mit Nutzerbefragung und Detailanalyse legte die Stadt für jedes Gebäude Zielvorgaben fest, die vom nach EnEV 2009 vorgegebenen Mindeststandard bis hin zum Passivhausstandard reichen. Die Ergebnisse sind umfassend dokumentiert und stehen als DBU-Studie auch für andere Kommunen zur Verfügung.

Das sanierungsbedürftige Gymnasium aus den 1970er Jahren fiel vor allem durch seinen hohen Energiebedarf auf. Neben Klimaschutz relevanten Zielen wie der jährlichen CO2-Reduzierung von 530 t und der Reduzierung des Heizwärmebedarfs um mehr als 90 % war es für die Stadt und Rongen Architekten ein Anliegen, das Lernumfeld zu verbessern und die Schultrakte gestalterisch aufzuwerten. Aus diesem Grund wurde in Abstimmung mit der Bauherrin ganz bewusst kein Wärmedämmverbundsystem gewählt, um zu zeigen, dass eine energieeffiziente Sanierung nicht notwendigerweise einen „Gesichtsverlust“ für die Gebäude darstellt.

Zentral ist hierbei das Fassadenkonzept, das die energetische Sanierung nach außen trägt. Teil des Passivhauskonzeptes ist neben einem warmen Mantel eine luftdichte Außenhülle, die die Behaglichkeit sichern soll. Bei einem Altbau mit vorgehängter Beton-Sandwichfassade, wie dem Gymnasium Baesweiler, ist es fast unmöglich, die Luftdichtigkeit vom Innenraum her zu gewährleisten. Also legten die Architekten die Luftdichtigkeitsebene nach außen. Dazu wurden die Stöße der Sandwichelemente mit einem speziellen Fugenband abgeklebt. Die vorgehängte Bestandsfassade wurde zuvor gegen Herabfallen gesichert mit Fassadenankern, zumal ein Abnehmen der Platten aus Kostengründen nicht in Betracht gezogen wurde.

Die neue Vorhang-Fassade hängt vor der alten Sandwich-Fassade und ist an der ursprünglichen Tragkonstruktion befestigt. Dabei verzichteten die Architekten darauf, die alte Tragstruktur nachzubilden. Die neuen Passivhaus-Fenster liegen ebenfalls in der neuen Ebene der Dämmhülle, um Wärmebrücken zu vermeiden und Verschattung durch die Laibungen zu verringern. Die Fenster wurden unabhängig vom vorhandenen Stützenraster als Fensterbänder ausgebildet. Die alte Tragstruktur – nun der Vorsatzschalen entledigt - wird durch die Kennfarbe des einzelnen Traktes betont und trägt zur Identifizierung der Schüler mit dem Gebäude bei. Schon längst ist vom „gelben“, „grünen“ und „roten“ Trakt die Rede.

Das Spiel auf der Fassade mit verschiedenen Plattenformaten und Farbabstufungen bringt Lebendigkeit in die großen Baukörper, unterstützt durch die Kennfarben, die der alten Tragstruktur aufgelegt wird. Für eine Schule nicht unwichtig: Die Fassadenplatten sind Vandalismus resistent. Die unterschiedlichen Plattengrößen und -farben bringen zudem den Vorteil mit sich, dass selbst nach Jahren ein eventueller Austausch einzelner Platten nicht auffallen wird. Die Baukörper werden gleichzeitig klarer gegliedert. Darüber hinaus haben umfangreiche Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen stattgefunden, die u.a. mit einer Mensa den Ganztagsbetrieb möglich machen und durch den Einbau von Aufzugsanlagen die Barrierefreiheit sichern.

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