Plange Mühle Campus wächst in Düsseldorf

Düsseldorf liegt am Rhein. Das mag nun sehr allgemein formuliert sein, doch es ist wesentlich für die Attraktivität der Stadt, die zudem Landeshauptstadt ist. Die Bodenpreise sind hoch, innerstädtisch gibt es kaum noch Platz für Neubauten, größere Bauvorhaben rücken aus der Mitte in die zweite Reihe nahe der Einfallstraße nördlich oder südlich des Stadtkerns.

Allerdings hat auch Düsseldorf noch zentral gelegene Konversionsflächen, so auf dem Hafen­gelände vis-a-vis vom Landtag, Erweiterungsflächen des in den 1990er-Jahren gestarteten Projekts „Medienhafen“ mit Büroneubauten von internationalen Architekturbüros. In dieser Startphase der Entwicklung erwarb das noch junge Architekturbüro Ingenhoven Overdiek und Partner die Plange Mühle, ein Areal ganz am Rand des Entwicklungsgebiets, mit viel Entwicklungspotential und wunderbarem Panoramablick auf die Stadt. Die Architekten sanierten das vorhandene Verwaltungsgebäude aus den 1950er-Jahren, das sie zum Teil selbst nutzten, zu großen Teilen vermieteten.

Über die Jahre kamen weitere Zubauten, die sich immer noch in direkter Nachbarschaft zu gewerblich genutzten Flächen befinden. Aktuell wurden die zum Hafenbecken weisenden Betonsilos sowie ein paar Umbauten des letzten historischen Gebäudes des Ensembles Plange Mühle abgeschlossen. Das Betonsilo wird Teil des zukünftigen Plange Mühle Campus sein, einem eigenen Quartier mitten in der Stadt und doch wieder mit gutem Abstand zu ihr. Das von Christoph Ingenhoven geplante (und selbst finanzierte) Projekt „Pier One“ wird den Plange Mühle Campus über drei Brücken direkt an die City anschließen.

Noch muss man einen weiten Bogen fahren. Der zu einer Tagesklinik mit Empfangsräumen, Operations- und Bettenetage umgebaute Betonsilo mit zehn knapp 30 m hohen, paarweise angeordnete Röhren aus Stahlbeton wurde mittels einer Freischalung Anfang des 20. Jahrhunderts ausgeführt und steht seit 2000 unter Denkmalschutz. Was die Bearbeitung des Bauwerks nicht leichter machte: So durften die Arbeiten nur über die ausschnittweise geöffneten Silodeckel ausgeführt werden. Zunächst wurden die Röhren entlang der Längsachse aufgeschnitten, neue Geschossdecken wurden eingezogen sowie in neun der Röhren Fenster integriert. Die auf der Campusseite liegende, unmittelbar an den bereits bis 2016 sanierten Holzsilo angrenzende Röhre wurde im originalen, geschlossenen Zustand erhalten. Sie fasst das Haupttreppenhaus samt den zwei Personenaufzügen sowie einem Bettenaufzug. In alle anderen Siloröhren fällt heute in jede der sieben Etagen Tageslicht durch je zwei neue Aluminiumfenster. Ein zusätzliches Staffelgeschoss, der Überflieger, verbindet den Beton- mit dem benachbarten Holzsilo. Vom durch Spritzbeton verstärkten Überflieger gibt es einen Zutritt auf die Dachflächen, die jetzt als Terrassen dienen. Statt eines Wärmedämmverbund­­systems wurde eine 15 cm dicke Dämmputzschicht auf die Fassade aufgebracht. Sie unterstreicht mit all ihrer Unregelmäßigkeit, die bei Streiflicht deutlich wird, den authentischen Ausdruck des gesamten Ensembles.

Bis 2025 soll der Campus mit zwei Neubauten – Kontor und Garage – ergänzt werden. Das Kontor, achtgeschossig und mit Backstein verkleidet, wird an die industrielle Geschichte des Ortes anknüpfen. Auf das Wesentliche konzentriert ist auch die Garage: Ein Split Level-Parkhaus mit über 500 Parkplätzen, nach Architektenauskunft „zugleich Mobility-Hub mit Fahrradverleih- und -reparaturstation, Ladestation für Elektrofahrzeuge, End-oftrip Facilities, Helikopter- und Drohnenlandeplatz.“ Die Fassaden der Hochgarage werden, so das Büro weiter, komplett begrünt, wie auch das zurzeit noch mit parkenden Autos verstopfte Gelände. Ob aber der Campus tatsächlich 500 Stellplätze braucht? Supergreen sollte doch mehr sein als eine Farbe, die jungen Kreativen kommen aus der City mit dem Fahrrad. Oder, wenn die Brücken fertig sind, zu Fuß! Wir bleiben dran. Be. K.

www.ingenhovenarchitects.com
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