Roter Faden fehlt
Der Titel „Modern Wohnen“ verspricht ein wenig anderes, vielleicht sogar mehr, als schließlich gehalten werden kann. Der Grund dafür ist möglicherweise, dass die hier versammelten Beiträge im Rahmen der Mies van der Rohe-Forschungsgespräche entstanden sind und dort noch gar nicht auf das große Thema Wohnen in der Moderne gezielt haben. In 19 Beiträgen gehen die AutorInnen den Fragen des Patentrechts nach, denen nach der Herstellung von Stahlrohrmöbeln und anderen
essentiellen Bestandteilen des (meist Sitz-)Möbels. Es werden mediale Bildstrategien aufgezeigt oder die Rolle des Stahlrohrmöbels in der Karikatur. Diesen teils sehr detaillierten Untersuchungen fehlt allerdings eine Klammer, die sie auf einen Untersuchungsgegenstand (Wohnkultur der Moderne zum Beispiel) fokussiert hätte. Es fehlt der rote Faden, der über die zahlreichen und durchaus spannenden Seitenaspekte des Werks Mies van der Rohes auch Politik, Wirtschaft, Design und Kunst hätte auffädeln müssen. So bleiben interessante Recherchearbeiten zu kleineren Einzelthemen. Die sind in dieser Tiefe zum Teil noch nicht so aufbereitet worden, sie reichen allerdings nicht aus, um auf die größere Frage nach den Ursachen und der Entwicklung des Moderneprojekts speziell in der Wohnkultur eingehen zu können. Modern wohnen ist einfach mehr, als nur Stahlrohrdesign à la Mies van der Rohe. Be. K.
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Narkomfin. Moisej J. Ginzburg, Ignatij F. Milinis (=Neil Ford Monograph, Volume 6). Wasmuth, Tübingen (2016)
Aktuelle Architektur in Oberfranken II: Ein Architektur-führer. Büro Wilhelm Verlag, Amberg 2016