Rotterdam feiert, MVRDV baut Himmelstreppe dazu
Von Mitte Mai bis Mitte Juni 2016 steht im niederländischen Rotterdam eine gigantische Treppe auf dem Bahnhofsplatz, direkt neben dem Haupteingang des Hauptbahnhofs. 180 Stufen hoch geht die Fußgängerreise hinauf bis ans Dach des seit 1993 unter Denkmalschutz stehenden Großen Handelshaus (Groot Handelsgebouw). Das in den frühen 1950er-Jahren von H. A. Maaskant und Ir. W. van Tijen entworfene Geschäftszentrum war damals der erste Neubau in Rotterdam nach dem Krieg 1939–45 und steht schon aus diesem Grund für den Neustart der kriegszerstörten Stadt. Die Treppe ist von 10–22 Uhr täglich geöffnet, der Aufgang ist für alle frei.
Der Bau der Treppe nach einem Entwurf von MVRDV steht in bester niederländischer Tradition, großen Ereignissen große Bauten zu widmen. So wurde im Rahmen der Floriade 1960 der Euromast gebaut, ein damals rund 100 m hoher Aussichtsturm, ebenfalls von H. A. Maaskant geplant. Oder die Gondelbahn zur Coolsingel im Rahmen der „C70“ in 1970. Nun soll der neue Aussichtspunkt den Bürgern und sicherlich auch den Besuchern der Stadt die Veränderungen anschaulich machen, die Rotterdam in den letzten 10 Jahren am Hafen, dem neuen Stadtzentrum und über die Gleise hinweg in den Norden zum Blijdorp Zoo vollzogen hat. Die coole Stadt Rotterdam celebrates the city!
Aber die Treppe soll nicht bloß Ausblick geben, mit ihr gelangt man tatsächlich auf das Dach des Groot Handelsgebouw. Von dort aus sollen mobile Observatorien die
Blicke leiten, das ehemalige Kino „Kriterion“, berühmt in den 1960er-Jahren, wird Filme zeigen, Debatten zur Stadt organisieren und Performances anbieten.
Die Architekten möchten mit der Treppe und dem Aussichtspunkt Dachlandschaft die zweite Wiederaufbauphase Rotterdams als Layer über der ersten deutlich machen. Und sie wünschen sich, dass die Treppe über den 12. Juni 2016 hinaus stehen bleibt. Winy Maas: „It would be good to make it a permanent fixture.” Schön wär‘s. Be. K.