Mit den Fuggern
Wohnungsbau machen
Die Fuggerei in Augsburg ist wahrscheinlich der älteste soziale Wohnkomplex der Welt. Sie wurde vom Kaufmann Jakob Fugger ins Leben gerufen und bietet seit 1521 Menschen einen Ort, an dem sie in Würde leben können. Die Miete beträgt kons-tant einen Gulden pro Jahr, was in heutiger Währung 0,88 € entspricht. In der Stadt-in-Stadt-Siedlung wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser heute 150 Menschen. Die müssen, neben der genannten Jahresmiete, folgendes mitbringen: Sie müssen bedürftig sein, katholisch, wohnhaft in Augsburg, einmal am Tag ein Vaterunser und das katholische Glaubensbekenntnis sprechen sowie ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie Fugger. Unterhalten wird die Siedlung Fuggerei aus dem Stiftungsvermögen ihres Gründers, Jakob Fugger.
Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Fuggerei laden nun die Fuggerschen Stiftungen zu einer mehrmonatigen, interdisziplinären Debatte zu den Leitgedanken der Fuggerei ein. Um in Augsburg für diese Veranstaltungen einen besonderen Raum zu haben, beauftragte die Stiftung das niederländische Architekturbüro MVRDV mit Konzeptstudien für mögliche Fuggerei-Ableger in Deutschland oder benachbarten Ländern, inklusive eines „Fuggerei-Kodex“ für die Zukunft des Wohnungsbau, der den spirituellen Auftrag des Stiftungsgründers Jakob Fugger in unsere Jetztzeit übersetzt. MVRDV plant in Mannheim auf dem Gelände der ehemaligen Funari Barracks zusammen mit der „Traumhaus AG“ eine Kleinsiedlung nahe dem BUGA23-Gelände. Offenbar war dieses Projekt und natürlich viele weitere, durchaus unkonventionelle Wohnungsbauprojekte des Rotterdamer Teams ein Grund mit, warum hier eine Zusammenarbeit aufgenommen wurde.
Ganz konkret ist bereits ein Ausstellungspavillon geplant worden, der ab dem 6. Mai nächsten Jahres in Augsburg eröffnet wird. Der Pavillon ist ein langes, schmales Giebelgebäude, dessen Form von den langgestreckten Reihenhäusern der Fuggerei inspiriert ist. Anstelle einer geraden Form ist jedoch ein Ende des Pavillons gebogen, das von seinem Standort auf dem Stadtplatz zur Fuggerei zeigen wird und sich zu einem 8,5 m hohen Ausleger erhebt, der einen Aussichtspunkt auf das Rathaus bietet. An diesem erhöhten Ende befindet sich eine Tribüne, so dass der Pavillon für Vorträge, Präsentationen und andere Veranstaltungen im Rahmen der interdisziplinären Debatte zum 500-jährigen Jubiläum der Fuggerei genutzt werden kann. Der Pavillon wird aus Brettsperrholz gebaut und demonstriert mit seiner großen Auskragung das statische Potential einer relativ neuen Technologie, die auf einem nachhaltigen Material basiert. Be. K.