Saaleck-Werkstätten mit welcher Zukunft?
Es gab in den letzten Jahren bereits eine „Öko-Werkstatt“, es gab Liederabende und SchülerInnenworkshops, Bauuntersuchungen und Konzeptvorlagen für Stiftungsgründung und -arbeiten, es gab Geld, öffentliches, privates, davon im sechsstelligen Bereich. Aber hatte das alles eine Wirkung?
In Saaleck, einem Ortsteil von Bad Kösen, das wiederum Ortsteil von Naumburg an der Saale ist, dort, wo die Saale eine prägnante Ecke in die Landschaft fräst, liegen, leicht unter einer Burg die „Saaleck-Werkstätten“. Ein Gebäudeensemble, auf den ersten Blick ein Produkt des späten 18. Jahrhunderts, gebaut aber in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nach den Plänen des Architekten und Malers und späteren NS-Kulturideologen Paul Schultze-Naumburg. Die Anlage steht unter Denkmalschutz, aber offenbar unter keinem guten Stern, was sich möglicherweise dem Ungeist verdankt, der mit diesen Werkstätten auch verbunden ist.
Teils verkauft, teils noch in öffentlicher Hand lavierten die Werkstätten durch die letzten Jahre, dann, 2018, kaufte der Kunstsammler Egidio Marzona das Gelände. Mit der Ankündigung, die Werkstätten in eine „Akademie für fortschrittliches Design“ umzuwandeln – „dieDAS“, die Designakademie Saaleck. Es gab einen geladenen Wettbewerb, den das Büro Dorte Mandrup mit ihrer Masterplanung gewann. Kern der Planung ist das Arbeiten mit dem Häuserbestand (auch der Gartenlandschaft), seine Geschichte zu erzählen und durch neue Schichten/Bauten zu überlagern. Man möchte, so das Büro, „die zeitgenössischen Ideale der Vielfalt und des freien Denkens darstellen“.
Einige Orte auf dem Gelände sollen bewusst unberührt bleiben und so die Geschichte des Orts von 1904 bis heute beschreiben. Helle, kräftige Farben markieren die wenigen Stellen, an denen wesentliche Änderungen vorgenommen werden. Subtilere Farben beziehen sich auf die gemeinsamen nordeuropäischen Designideale, beispielsweise des Deutschen Werkbundes zu der Zeit, als die Anlage gebaut wurde. Dass die Landschaft innerhalb der Mauern ein wesentlicher Teil des Ganzen sein wird, erklärt die intensive Auseinandersetzung der ArchitektInnen mit den Gärten. Hier sollten subtile Eingriffe eine kontrollierte Bewegung erzeugen, gewundene Pfade als zeitgenössische Schicht sollen die BesucherInnen inspirieren, die Gärten mit Wildblumen, Büschen und Obstbäumen zu erkunden. Von einer neuen Terrasse aus werden weite Blicke über die Saale und die umliegende Landschaft möglich gemacht. Als sichtbarste Intervention im Garten wird eine filigrane „Infinity Bridge“ drei verschiedene Garten-ebenen mit dem sogenannten Architektenhaus verbinden. Der ehemalige, dann zum Garten hin verglaste Hühnerstall wird das Dokumentationszentrum, in dem Leben und Werk und Wirkung von Paul-Schultze Naumburg erforscht und kritisch hinterfragt werden. Ob allerdings der reiche Bestand von Archivalien aus dem Familienbesitz nach Saaleck umzieht bleibt fraglich. Das Projekt soll 2027 abgeschlossen sein. Be. K.